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Rathaus und Perlachturm, erbaut bzw. aufgestockt im 17. Jahrhundert von Elias Holl (c) Regio Augsburg Tourismus GmbH

Augsburg

Da Augsburg auf ein im Jahr 15 vor Christus gegründetes römisches Militärlager zurückgeht, gilt sie als eine der ältesten Städte in Deutschland. In ihrer unmittelbaren Nähe findet im Jahr 955 eine der wichtigsten kriegerischen Auseinandersetzungen der deutschen Geschichte statt: Der ostfränkische König Otto I. schlägt auf dem Lechfeld das Reitervolk der Magyaren, die seit Jahrzehnten plündernd durch Mitteleuropa ziehen, endgültig in die Flucht. Zu verdanken ist dieser Sieg nicht zuletzt der seltenen Eintracht zwischen Bayern, Franken, Schwaben, Sachsen und Böhmen. Für Augsburg enden die düsteren Jahrzehnte, die Stadt blüht auf und gewinnt im Mittelalter zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung.

Ende des 15. Jahrhunderts macht vor allem die Buchmalerei und das Druckereiwesen von sich reden, Augsburg gilt damals als einer der namhaftesten Verlagsorte in Europa. Entsprechende Kostbarkeiten finden sich heute sowohl in der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek als auch in der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Die bekannteste Frau aus dieser Zeit ist die 1410 in Augsburg geborene Agnes Bernauer, die für ihre Beziehung zu dem bayerischen Herzog Albrecht III. mit dem Leben bezahlt – und in die Literaturgeschichte eingeht: Hans Sachs, Friedrich Hebbel, Martin Greif, Carl Orff und Franz Xaver Kroetz sind nur einige von den vielen Autoren, die sich des Stoffs annehmen.

Nach der Säkularisierung und dem Anschluss an Bayern knüpft die Stadt erneut an ihre großen Zeiten als Papierproduzent an. Seit 1810 wird in Augsburg Cottas Allgemeine Zeitung verlegt, die damals angesehenste des Landes. Gemeinsam mit dem Verleger Friedrich Pustet kauft im Jahr 1849 der Buchhändler und Unternehmer Georg Haindl die insolvente Siebersche Papiermühle – und macht daraus die Haindl´sche Papierfabrik, die zwischenzeitlich zum größten deutschen Papierhersteller avanciert und bis 2001 im Besitz der Familie Haindl bleibt.

Blick vom Perlachturm (© Regio Augsburg Tourismus GmbH), die berühmte Fuggerei und Brecht-Ausstellung (© Regio Augsburg Tourismus GmbH)

Die sozialen Folgen der Industrialisierung, die Augsburg architektonisch und infrastrukturell verändern – Arbeiterviertel sowie Eisen- und Straßenbahnnetz entstehen –, prägen den jungen Eugen Brecht, der sich später, als Schriftsteller, Bertolt Brecht nennen wird. Da sein Vater bei Haindl angestellt ist, wächst Brecht in einer der Haindlschen Stiftungshäuser für Betriebsangehörige auf. Die Nöte und das Selbstverständnis der Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihm hier zu Gehör kommen, gehen in sein Werk ein. Die Stadt selbst will, vor allem aus politischen Gründen, lange Zeit nichts wissen von ihrem berühmten Sohn. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts setzt die Auseinandersetzung mit Brecht noch einmal neu an. 1966 wird eine Straße nach ihm benannt, 1990 die Bertolt-Brecht-Forschungsstelle eingerichtet, 1998 die Gedächtnisstätte im Geburtshaus zum Museum, zum Brechthaus, umgewandelt; seit 2006 findet jährlich ein Literaturfestival statt, das sich Brechts Leben und Werk widmet.

Die Tradition des Buchdrucks ist in Augsburg weiterhin lebendig, auf zeitgemäße Weise: Der Neubau der Stadtbücherei, der 2009 eröffnet, ist der Form eines aufgeschlagenen Buchs nachempfunden, und die digitale Bibliothek Bibliotheca Augustana, die der emeritierte Augsburger Professor Ulrich Harsch verantwortet, präsentiert laut einem Zeitungsartikel die alten Handschriften und Drucke aus aller Welt „so schön, dass man fast denkt, der Bildschirm könnte dem gedruckten Buch vielleicht doch das Wasser abgraben.“

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