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29.03.2016, 15:06 Uhr
Leonard Roth
Text & Debatte
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Prof. Dr. Klaus Wolf

Neue Verlagsreihe zur bayerischen Literatur

Der Verlag Friedrich Pustet hat mit der Editio Bavarica eine neue Reihe zur bayerischen Literatur gegründet, die von Klaus Wolf herausgegeben wird. An der Universität Augsburg ist er Professor für Deutsche Literatur sowie Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayern. Zudem leitet er das Schwäbische Literaturschloss Edelstetten.

In der neuen Buchreihe sollen Erst- bzw. Neueditionen bayerischer oder in Bayern überlieferter Texte publiziert werden. Das Gattungsspektrum umfasst Lyrik, Epik, Dramatik sowie herausragende Fachprosa. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Die Texte erscheinen in philologisch genau aufgearbeiteter und ausführlich kommentierter Form. Leserfreundlich sollen sie dabei trotzdem bleiben, richten sie sich doch nicht nur an ein akademisches Fachpublikum, sondern auch an jüngere Studierende und interessierte Laien. 

Der erste Band, 2015 erschienen, lautet: Jonas Losch, Teutscher Dichter und Componist: Die Lieder- und Reimspruchsammlung eines Augsburger Webers aus den Jahren 1579-1583. Herausgegeben haben ihn Helmut Graser und B. Ann Tlusty. Bei einer Umzugsaktion im Augsburger Stadtarchiv war die Lieder- und Reimspruchsammlung des Handwerkers zutage gefördert worden, der bisher nur aus Gerichtsakten zu den 'Kalenderstreit-Unruhen' (1584) bekannt gewesen war. Literaturwissenschaft, aber auch Musik- und Kunstgeschichte können so nun einen neuen Autor verzeichnen, zumal Jonas Loschs Sammlung ein faszinierendes Dokument ist. Mit ihrer Themen- und Gattungsvielfalt (Liebes-, Geschichts- und Spottlieder, Konfessionspolemik u.a.) gibt sie Einblick in das literarische und künstlerische Alltagsleben ihrer Zeit und dokumentiert zugleich den Bildungshunger dieses einfachen reichsstädtischen Handwerkers. Eine umfassende Einleitung sowie das ausführliche Register erschließen die Texte, denen auch ein Zeilenkommentar beigefügt ist.

 

Im kommenden Mai erscheinen dann Augsburger Nibelungenlied und -klage in einer Edition und Untersuchung von Michaela Eser. Die spätmittelalterliche Nibelungen-Handschrift wurde im frühen 19. Jahrhundert in Mainz (wieder)entdeckt. Sie rückt das Nibelungenlied stärker in den Kontext der Dietrichepik und legt die spätmittelalterliche Rezeption des Stoffkreises um Siegfried und Kriemhild dar. Ihr Ursprung liegt jedoch in Bayerisch-Schwaben: Zahlreiche Spuren führen nach Augsburg, insbesondere zur dort ansässigen Patrizierfamilie Gossembrot und ihrem herausragenden Mitglied Sigmund (1417-1493). Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter und Förderer des deutschen Frühhumanismus und besaß eine umfangreiche Privatbibliothek, in der sich die Nibelungen-Handschrift plausibel verorten lässt. Weitere Indizien sprechen zudem dafür, dass er Auftraggeber der Handschrift war, deren Entstehung in Augsburg durch den Befund einer hier erstmals vorliegenden Untersuchung der Schreibsprache nahegelegt wird.