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Ein Augsburger Relief erinnert an Sophie von La Roche

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Martha Schad (links) hat sich für das Wandrelief eingesetzt. Kulturreferent Thomas Weitzel, Angelika Waldmüller (La-Roche-Freundeskreis, Kaufbeuren), Gästeführerin Barbara Schmook, Tourismusdirektor Götz Beck und Karl Ilgenfritz (La-Roche-Freundeskreis) (von links) gefällt die Umsetzung; Foto: Silvio Wyszengrad

Wer über Sophie von La Roche spricht, gerät schnell ins Schwärmen. Das war bei Johann Wolfgang von Goethe so, der über sie sagte: „Sie war die wunderbarste Frau, und ich wüsste ihr keine andere zu vergleichen. Schlank und zart gebaut, eher groß als klein, hatte sie bis in ihre höheren Jahre eine gewisse Eleganz der Gestalt sowohl als des Betragens zu erhalten gewusst, die zwischen dem Benehmen einer Edeldame und einer würdigen bürgerlichen Frau anmutig schwebte.“

Auch die Dachauer Künstlerin Ulla M. Scholl gerät ins Schwärmen: „Sie war eine zauberhafte Erscheinung“, sagt die Bildhauerin, die jetzt ein Wandrelief von Sophie von La Roche hergestellt hat. Seit wenigen Tagen ist das Porträt am Gebäude der Augsburger Allgemeinen in der Maximilianstraße 3 (damals Eisenberg 2) angebracht, wo von La Roche vor über 270 Jahren einige Zeit lebte.

Auf die Idee, am Haus eine Gedenktafel anzubringen, kam die Augsburger Historikerin und Autorin Martha Schad. Die ehemalige Stadtheimatpflegerin stellte AZ-Herausgeberin Alexandra Holland ihre Idee vor und erhielt sofort eine Zusage für das Anliegen. Denn Sophie von La Roche war eine besondere Persönlichkeit, wie Martha Schad an Ort und Stelle verdeutlichte. Sie sei eine „Schriftstellerin, Kosmopolitin und Pionierin der Emanzipation“ gewesen.

Geboren wurde sie am 6. Dezember 1730 in Kaufbeuren. Ihr Vater, Georg Friedrich Gutermann, arbeitete dort als Stadtphysikus, als Stadtarzt also. Seine Tochter Sophie sei ein ungewöhnlich begabtes Kind gewesen. Sie habe spielerisch Lesen und Schreiben gelernt und zeichnete sich durch ihre Wissbegierigkeit aus.

 

Sophie La Roche löste zwei Verlobungen

1737 zog die Familie nach Lindau, 1741 nach Augsburg um. (Bis 1754 lebte Sophie von La Roche dort.) Martha Schad berichtete vom gesellschaftlichen Aufstieg des Vaters, der in Augsburg als Dekan des medizinischen Kollegiums in den Reichsadelsstand erhoben wurde. Sophie unterstützte ihre Mutter im Haushalt und „stöberte weiterhin in der Bibliothek“, so die Ausburger Historikerin. Mit 13 Jahren bat sie ihren Vater, Unterricht nehmen zu dürfen – vergeblich. Zweimal war sie verlobt und löste diese Verbindung wieder, bevor sie 1753 in der Schlosskapelle von Warthausen Georg Michael Frank La Roche heiratete, der dem Schlossbesitzer als Privatsekretär und Verwaltungsfachmann diente. Sophie wurde Mutter von fünf Kindern, von denen drei überlebten. Tochter Maximiliane wurde die Mutter von Bettina und Clemens Brentano.

Mit fast 40 Jahren begann Sophie von La Roche mit dem Schreiben und veröffentlichte 1771 ihren ersten Roman: Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim, der zu einem internationalen Bestseller wurde. Sie gründete eine Zeitschrift von Frauen für Frauen, die sie Pomona für Teutschlands Töchter nannte. Über ihre Reisen veröffentlichte sie Tagebücher. „Sophie von La Roche wird zur literarischen Berühmtheit“, sagt Martha Schad und zitiert Jakob Michael Lenz und Johann Georg Sulzer, die den Stil der Romanautorin in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen mit folgenden Worten loben: „Die Frau hat allemal mehr Verstand als die meisten, die man für die großen Dichter der deutschen Literatur ausgibt.“

Die Bildhauerin Ulla M. Scholl wählte ein Porträt aus der „Blütezeit“ der jungen Sophie von La Roche. Von ihr stammt auch das Porträtrelief von Mozarts Bäsle in der Jesuitengasse. Sie hat zahlreiche Kunstwerke geschaffen – ihre Bronzefigur „Balance“ steht etwa vor der Deutschen Bundesbank in München.