POMONA-Salon zu Geschichten der Heiligen Drei Könige

Im Rahmen des letzten diesjährigen Literarischen Salons POMONA im Freundeskreis Sophie La Roche e.V. gestalteten die Salonieren Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger unter dem Titel „Wir haben einen Stern gesehen“ aus dem Reigen der mannigfaltigen literarischen Erscheinungsformen der biblischen Geschichte der Heiligen Drei Könige einen advent- und vorweihnachtlich geprägten Nachmittag im Sophie La Roche-Zimmer des Stadtmuseums in Kaufbeuren.

Nachdem die Begrüßung der Salongäste mit dem kurzen Gedicht über die Heiĺgen drei Könige aus dem Morgenland aus der Sammlung Buch der Lieder von Heinrich Heine (1797-1856) erfolgt war, bildeten Die Weisen aus dem Morgenland aus dem Matthäus-Evangelium (2) den Gegenstand einer näheren inhaltlichen Betrachtung des Ursprungs der biblischen Geschichte. Anhand der chronologischen, tageweisen Zuordnung durch Eckart zur Nieden, der als einer der bedeutendsten Bearbeiter biblischer Geschichten gilt, behandelten die Salonieren für den jeweiligen Zeitraum von Anfang Dezember bis Ende der Adventszeit die fiktiven Tagebuchaufzeichnungen der Heiligen Drei Könige.

So war es Kaspar, dem darin die Rolle des Gefühlvollen und Begeisterungsfähigen zugeordnet wurde; Melchior wurde die Funktion als Forscher und Wissenschaftler zugedacht, und Balthasar war der Theologe und Philosoph. Thematisch traten die drei Könige jeweils parallel zum gleichen Thema auf: So befassen sich die Tagebuchaufzeichnungen beispielsweise am 1. Dezember mit dem Thema „Neuer Stern“ und führen an den anderen Tagen der Adventszeit über die Themen „Reisebeginn“,  „Neuer Gott“, über das „noch unbekannte neue Ziel“ bis zum „Palastbesuch“. Der Weg führt weiter zum letzten Thema, das unter dem Titel „Traumwege“ steht, zum Jesuskind in der Krippe.

Im weiteren Verlauf stand der in Polen geborene Schriftsteller Edzard Schaper (1908-1984) im Mittelpunkt des literarischen Salonnachmittags. 1945 legte Schaper mit Die Heiligen Drei Könige zunächst eine Erzählung vor; einige Jahre später präsentierte er mit seinem Roman Der vierte König (1961) den literarischen Helden einer frommen, russisch geprägten Legende. In der christlichen, zumal in der katholischen Tradition treten die Heiligen Drei Könige schon dem Wortsinne nach  immer nur zu dritt auf. Diese Geschichte hat Edzard Schaper in seinen Roman natürlich eingebettet.

Der flämische Schriftsteller und Maler Felix Timmermans (1886-1947) verfasste bereits 1924 mit Das Tryptichon von den Heiligen Drei Königen, in dem sich drei arme, alte Männer mit unsteten Biographien als Heilige Drei Könige verkleiden. Diese sehr anrührende Geschichte war immer schon zur Adventszeit beliebt und wurde besonders in den Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg auch in Deutschland viel beachtet und gelesen. Sie beginnt mit dem Mittelstück eines gedachten Altarbilds. Verkleidet als die Heiligen Drei Könige haben sich der lahme Hirte Suskewiet, der Aalfischer Pitjevogel und der triefäugige Bettler Schrobberbeeck auf den Weg gemacht, um wohltätige Gaben von den reichen Bauern zu erbitten. Ihre Bemühungen sind erfolgreich, doch dann verirren sie sich in der Schneelandschaft und es kommt zu einer Begegnung, die ihr Leben verändern soll. In den beiden folgenden Geschichten Linker Flügel und Rechter Flügel erzählt Timmermans von diesen Veränderungen. Die Geschichte  ist mit einigen Initialen und Bildern des Autors versehen, die sie zu einem bibliophilen Schmuckstück werden ließen.

Barbara Robinson (1927-2013), die US-amerikanische  Schriftstellerin, ist im deutschen Sprachraum vor allem durch ihr Kinderbuch Hilfe, die Herdmanns kommen bekannt geworden. Darin beschreibt sie, wie die Herdmann-Kinder bei einem Krippenspiel alle Hauptrollen ergattert haben. Ausgerechnet die Herdmanns, die doch im ganzen Stadtteil als schlimmste Kinder aller Zeiten gelten. Sie lügen, klauen, rauchen Zigarren und können jedes Klassenzimmer mit Hilfe ihrer halb wilden Katze in Rekordzeit leer fegen. Natürlich sind die Proben zum Krippenspiel ein einziges Chaos. Kein Wunder: Von der Weihnachtsgeschichte haben die Herdmanns keinen blassen Schimmer. Alle rechnen mit dem Schlimmsten ... Ein Klassiker: übermütig, zum Lachen, anrührend.

Alfred Weitnauer (1905-1974), der bekannte Allgäuer Schriftsteller und Heimatpfleger, hat mit seinem Werk Drei Könige im Schwabenland die biblische Geschichte in schwäbischer Mundart verfasst, dabei historisch verfremdet und als Theaterstück in Dialogform veröffentlicht. In der Geschichte stehen eines Abends bei König Herodes seltsame Gestalten an der Tür und bitten um Einlass. Die Geschichte von König Herodes und Salome ist vielen wohlbekannt. Allerdings ist hier vieles, vor allem der Handlungsraum, völlig anders. Auf unnachahmlich reizvolle Art und Weise hat Alfred Weitnauer die Geschichte ins Schwabenland verlegt. Dies birgt nun so Einiges an Verwechslung, Witz und Charme. Nachdem der schwäbische Herodes so gar nicht weiß, wie ihm geschieht, werden sogar Hofschriftgelehrte wegen der Geburt des „Jesuskendle“ konsultiert. Eine Drei-Königs-Geschichte zwischen Kässpatzen und Bethlehem …