Info
Geb.: 21. 5.1787 in Seifriedsberg
Gest.: 1. 6.1852 in Oberstaufen
Aus: Geschichte der Kirche Jesu Christi (1836), Verlag Manz, Regensburg und Landshut (BSB)
Namensvarianten: Aloys Adalbert Waibel; Theophilus Nelk, A. M. Veilch (Pseud.)
Wirkungsorte:
Immenstadt
Blaichach

Alois Adalbert Waibel

1787 wird Alois Waibel im kleinen Oberallgäuer Dorf Seifriedsberg in der ehemaligen Grafschaft Königs­egg-Rothenfels (heute ein Ortsteil der Gemeinde Blaichach) geboren. Er wächst in beschei­denen Verhältnissen auf. Als sein Vater, der Tagelöhner Simon Waibel, 1789 im Alter von 77 Jah­ren stirbt, ist Alois Waibel erst zwei Jahre alt. Seiner Mutter Juliana, die 35 Jahre jünger als sein Vater ist, wird vom Grafen Fidel von Königsegg die Pflege des Geflügels auf dem großen Maierhof in Blaichach übertragen, wodurch sie die Familie ernähren kann. Der Ortspfarrer Johann Peterich und der Graf von Königsegg sorgen dafür, dass der begabte Alois mit zehn Jahren auf das gräfliche Gymnasium in Immenstadt wechseln kann; dort wird er auch von Patres des Kapuziner­ordens unterrichtet.

1804 fällt die gräfliche Herrschaft Königsegg-Rothenfels durch die Napoleonischen Kriege für kurze Zeit an Österreich. Alois Waibel beginnt sein Studium der Philosophie daher an der Universität Innsbruck. Er lernt den bereits betagten Philosophen und Franziskaner Herculan Oberrauch (1728-1808) kennen, der an der Universität Innsbruck von 1766 bis 1782 die Professur für Moraltheologie innehatte. Dieser wird zu einer prägenden Person für Alois Waibel, macht ihn mit der Philosophie des heiligen Augustinus bekannt und legt den Grundstein für seine theologische Bildung. Ihm widmet Waibel die 1829 erschienene Biographie Herkulan Oberrauch. Eine merkwürdige Lebensgeschichte.

1805 tritt Waibel in den Franziskaner-Orden ein und wählt Adalbert als neuen Namen. Am 16. Juni 1810 wird er zum Priester geweiht und ist mehrere Jahre, teils als Mitglied des Klosters in Hall, teils als Mitglied des Klosters in Reutte, in verschiedenen Pfarreien als seelsorgerische Aushilfe tätig. Neun Jahre lang wirkt er als Lehrer für Philosophie, Religionsphilosophie und Pastoralphilosophie im Franziskanerkloster Schwaz. Ab 1819 veröffentlicht er zahlreiche theologische und theologisch-philosophische Schriften, darunter Kleinodien aus den Schriften von Heiligen (1819), Philiberts Philosophie der Ältesten für denkende Philosophen der neuesten Zeiten (1820), Moralphilosophie (1820), Reliquien aus den Schriften von Heiligen (1822), die drei Bände Die Weisheit in Sprüchen von Heiligen (1824), Schätze aus den Schriften des heiligen Augustinus (1824) und Perlen aus den Schriften von Heiligen (1825), erschienen bei Bolling in Augsburg, ebenso Das Eine Evangelium, oder die vier Evangelien im geschichtlichen Zusammenhange (1826).

1827 wird Waibel zum Guardian (Oberen) des Klosters Hall ernannt. Ein Jahr später folgt er dem Ruf, als Lector nach München zu kommen und lehrt dort zwei Jahre Philosophie und Theologie; in dieser Zeit pflegt er den Kontakt zum königlichen Hofprediger Michael Hauber. In München erscheint bei Jacob Giel sein Buch Goldkörner aus den Schriften des heiligen Ephrem (1829). Ebenfalls in dieser Zeit gibt er die Dogmatik der Religion Jesu Christi (1830-31) heraus. 1830 wird Pater Waibel die Aufgabe übertragen, in Franken, wo der Franziskanerorden stark an Bedeutung verloren hat, die Ausbildung der Ordensneulinge und der jungen Ordens­kleriker zu übernehmen; auf Wunsch von König Ludwig I. soll er zum Provinzial (Vor­steher) der Ordens­provinz gewählt werden. Waibel erkrankt jedoch ernsthaft. Mit Erlaubnis des Ordens­generalvikars des Franziskanerordens in Rom verlässt er das Kloster und kehrt im Mai 1931 ins Allgäu zurück. Dort kommt er bei Verwandten unter, die in Staufen bei Immenstadt (heute Oberstaufen) in einem Nebengebäude des 1807 abgetragenen Schlosses wohnen und ihn pflegen und versorgen.

Für Pater Alois Adalbert Waibel beginnt nach seiner Genesung eine schriftstellerisch äußerst produktive Zeit. Er verfasst weiter theologische Schriften wie die Auslegung der Offenbarung des heiligen Apostels Johannes (1834) oder die Historische Volks-Bilder-Bibel für katholische Christen (1839). Er ist offensichtlich bemüht um Anschaulichkeit und Verständlichkeit auch für Nicht-Theologen. Vor allem aber schreibt er nun zur Erbauung und sittlichen Erziehung der reiferen Jugend. Ähnlich wie bei Christoph von Schmid ist für Waibel überall Gottes Vorsehung und Gnade erfahrbar und das Gute geht am Ende siegreich über das Böse hervor.

Unter dem Pseudonym Theophilus Nelk veröffentlicht Waibel zahlreiche Erzählungen, darunter Die schöne Seele (1829), Das Weihwasser. Abenderzählung eines Vaters vor seinen Kindern (1829), Der Papagei (1830), Der Geldbeutel (1830), Die Aepfel (1830), Der Hut (1831), Der Star (1831) und Das Rumpelkämmerlein (1832). Das Werkver­zeichnis, das der 1836 erschienenen Geschichte der Kirche Jesu Christi beigefügt ist, umfasst bereits 77 eigenständige Publikationen. Ab 1837 gibt Waibel seine Jugendschriften unter dem zweiten Pseudonym A. M. Veilch heraus; es erscheinen beispielweise Irene, die griechische Kaiserin (1837), Gallerie von hundert kleinen Erzählungen (1837), Eine Balsamine von hundert kleinen Erzählungen (1839) und Eine Rose von hundert kleinen Erzählungen (1840). Kurz vor seinem Tod erscheint 1851 im Kösel-Verlag Kempten noch sein Buch Die Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels und die Herrschaft Staufen.

1852 stirbt Alois Adalbert Waibel (Theophilus Nelk, A. M. Veilch) im Alter von 65 Jahren. Die Landshuter Zeitung vom 13. Juni 1852 schreibt hierzu: „In Oberstaufen im Allgäu ist am 1. Juni der Schriftsteller und Kommorant Pater Aloys Adalbert Waibel, Ordenspriester des heil. Francisci, im 65sten Lebensjahre und im 42sten seines Priesterstandes nach zehntägigem Krankenlager gestorben.“

Heute ist der aus dem südlichen Allgäu stammende Autor nur noch wenig bekannt. Anlässlich seines 200. Geburtstags hat der Heimatforscher Jochen König 1987 in mehreren Aufsätzen an ihn und sein umfangreiches schriftstellerisches Werk erinnert.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

König, Jochen (1987): Heute wäre er sicher ein Bestseller-Autor. Vor 200 Jahren wurde Pater Alois Adalbert Waibel geboren. In: Kirchenzeitung für die Diözese Augsburg, vom 22. November, Rubrik Unser Bistum, S. 16.

Ders. (1987): Ein Bestsellerautor des vorigen Jahrhunderts. Zum 200. Geburtstag des Allgäuers Alois Adalbert Waibel – alias Theophilus Nelk – (1787-1852). In: Oberallgäuer Erzähler, Nr. 8, 87. Jg., S. 31.

Ders. (1988): Ein Bestsellerautor des vorigen Jahrhunderts. Zum 200. Geburtstag des Allgäuers Alois Adalbert Waibel. In: Das schöne Allgäu, Februar, Heft 4.


Externe Links:

Literatur von Alois Adalbert Waibel im BVB

Alois Adalbert Waibel in der Deutschen Biographie

Alois Adalbert Waibel in der DDB