Anton Claus
Franz Anton Claus wird am 15. Oktober 1691 in Kempten geboren. Bereits während seiner Studienzeit schreibt er erste dramatische Stücke. Später wird er Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation, eine Vereinigung der gesellschaftlichen Stadtelite, der auch der Kurfürst und die Wittelsbacher Prinzen angehören. Besonders prägend für Claus wird die Zusammenarbeit mit Franz Neumayr, einem der einflussreichsten Schriftsteller der Societas Jesu im 18. Jahrhundert. Franz Anton Claus stirbt am 15. Februar 1754 in Dillingen.
Werdegang
Seine Kindheit und Jugend liegen im Dunkeln. Belegt ist, dass er die Grammatica der Kemptener Lateinschule im Schuljahr 1699/1700 besucht hat. Die Poetica, die erste der beiden höheren Schulstufen, besucht er im Benediktinerkloster Mehrerau am Bodensee, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach mehrfach Schultheateraufführungen beiwohnt bzw. an diesen aktiv mitwirkt. In Feldkirch besucht Claus die dortige Jesuitenschule, ab dem Jahr 1709 steht für ihn fest, dass er Priester werden will. Nach dem Abschluss des Lyzeums im selben Jahr erwirbt er den Grad des Magisters.
Am 28. September 1711 tritt Anton Claus in den Jesuitenorden ein, er wird Novize in Landsberg am Lech. Danach siedelt er nach Ingolstadt über, wo er aufgrund seines vollwertigen Philosophicums als Lehrer angestellt wird. 1713/14 unterrichtet er am Ingolstädter Kollegium die Rudimenta und anschließend die Grammatica, 1715/16 ist Claus in Amberg, 1716/17 in München jeweils als Lehrer der Humanitas tätig. 1717 kehrt er nach Ingolstadt zurück, um ein vierjähriges Theologiestudium zu beginnen. Am 7. Juni 1721 wird Anton Claus schließlich in Eichstätt zum Priester geweiht.
Von 1722 bis 1734 ändert er siebenmal seinen Wohnort, in sechs verschiedenen Gymnasien ist er als Lehrer der Rhetorik tätig. 1728/29 hält Claus sich in Straubing auf, 1729/30 in München, wo er zugleich Präfekt der kleinen Kongregation ist. Ab Herbst 1730 gehört Claus dem Innsbrucker Kollegium an. Mit 42 Jahren kehrt er nach München zurück und wird Mitglied des größten Kollegiums der Oberdeutschen Provinz. In der Münchener Hauschronik ist er für die Zeit von 1734 bis 1736 als „hist.[oricus] prov.[inciae] conf.[essor] temp.[li] catech.[ista] in crypta“ ausgewiesen. Claus wird alsdann Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation, eine Vereinigung der gesellschaftlichen Stadtelite, der auch der Kurfürst und die Wittelsbacher Prinzen angehören. In seinem letzten Münchnerjahr 1742/43 erscheint er als Bibliotheksleiter des Hauses.
Die letzten Lebensjahre verbringt Anton Claus in Altötting und Dillingen. Als Minister ist er für die weltlichen Belange des Altöttinger Tertiathauses zuständig, als Consultator ist er Mitglied des Hausgremiums. Daneben ist er Präfekt der Krankenabteilung und der Bibliothek sowie Beichtvater in der (Jesuiten-?)Kirche und bei den Englischen Fräulein von St. Joseph. Von 1746 bis zu seinem Tod ist Claus mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied des Dillinger Kollegiums St. Hieronymus.
Anton Claus wird 1754 in der Jesuitenkirche in Dillingen begraben.
Wichtige Werke
In seinem dritten Studienjahr tritt Anton Claus erstmals als Dramatiker in Erscheinung. In der Zeit von 1722 bis 1734 verfasst er die meisten seiner Stücke, die er ab den 40er-Jahren des 18. Jahrhunderts drucken lässt. Zu ihnen zählen: Tragoediae Ludis Autumnalibus datae... (Publ. Corn. Scipio sui victor. Tagoedia – Stilico Tragoedia – Themistocles Tragoedia – Protasius rex Arymnae Tragoedia), Augsburg 1741; Exercitationes Theatrales a Societatis Jesu magistris interiorum classium, Ingolstadt 1750. Als Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation verfasst Claus weiter dramatische Stücke.
Besonders prägend für ihn wird die Zusammenarbeit mit Franz Neumayr, einem der einflussreichsten Schriftsteller der Societas Jesu im 18. Jahrhundert. Eine Würdigung von Claus' Theaterarbeit findet sich in Neumayrs Poetik Idea poeseos (1759). Ebenfalls kommt Claus mit Ignaz Weitenauer in Kontakt, einem weiteren bedeutenden Gelehrten der Societas, der Claus in späteren Publikationen als sein Vorbild bezeichnet.
Während seiner letzten Lebensjahre in Dillingen bereitet er die Publikation seiner zweiten Dramensammlung vor. Eine wahre Flut an dortigen Theateraufführungen setzt in den späten 1740er- und 1750er-Jahren ein.
Stil / Rezeption
„Die Biographie des Autors ist in vieler Hinsicht exemplarisch für einen Jesuiten des 18. Jahrhunderts. Häufige Ortswechsel, lange Jahre pädagogische Tätigkeit, intensive literarische Beschäftigung prägten das Leben vieler Patres der alten Gesellschaft Jesu. [...] Bei allen Relativierungen, mit denen man den von Würdigungstopoi unterlegten Ausführungen des Nekrologschreibers begegnen muss, scheint Claus ein Mensch von tiefer Frömmigkeit und unbedingtem Einsatz für das Wohl des Ordens gewesen zu sein. Hervorgehoben werden der Fleiß und die Akribie, mit denen er an seinen literarischen Arbeiten feilte.“ (Simon Wirthensohn)
Sekundärliteratur:
Deutsches Literatur Lexikon (DLL). Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Carl Ludwig Lang. 3., völlig neu bearb. Aufl. 1968ff. Ca. 33 Bde. und 6 Ergänzungsbde. Bd. 2. Bern und Zürich, S. 664.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 148.
Wirthensohn, Simon (2016): Anton Claus: Leben und Werk. Studie zum späten Jesuitentheater. Philologisch-kulturwissenschaftliche Dissertation, Universität Innsbruck.
Externe Links:
Literatur von Anton Claus im BVB
Franz Anton Claus wird am 15. Oktober 1691 in Kempten geboren. Bereits während seiner Studienzeit schreibt er erste dramatische Stücke. Später wird er Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation, eine Vereinigung der gesellschaftlichen Stadtelite, der auch der Kurfürst und die Wittelsbacher Prinzen angehören. Besonders prägend für Claus wird die Zusammenarbeit mit Franz Neumayr, einem der einflussreichsten Schriftsteller der Societas Jesu im 18. Jahrhundert. Franz Anton Claus stirbt am 15. Februar 1754 in Dillingen.
Werdegang
Seine Kindheit und Jugend liegen im Dunkeln. Belegt ist, dass er die Grammatica der Kemptener Lateinschule im Schuljahr 1699/1700 besucht hat. Die Poetica, die erste der beiden höheren Schulstufen, besucht er im Benediktinerkloster Mehrerau am Bodensee, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach mehrfach Schultheateraufführungen beiwohnt bzw. an diesen aktiv mitwirkt. In Feldkirch besucht Claus die dortige Jesuitenschule, ab dem Jahr 1709 steht für ihn fest, dass er Priester werden will. Nach dem Abschluss des Lyzeums im selben Jahr erwirbt er den Grad des Magisters.
Am 28. September 1711 tritt Anton Claus in den Jesuitenorden ein, er wird Novize in Landsberg am Lech. Danach siedelt er nach Ingolstadt über, wo er aufgrund seines vollwertigen Philosophicums als Lehrer angestellt wird. 1713/14 unterrichtet er am Ingolstädter Kollegium die Rudimenta und anschließend die Grammatica, 1715/16 ist Claus in Amberg, 1716/17 in München jeweils als Lehrer der Humanitas tätig. 1717 kehrt er nach Ingolstadt zurück, um ein vierjähriges Theologiestudium zu beginnen. Am 7. Juni 1721 wird Anton Claus schließlich in Eichstätt zum Priester geweiht.
Von 1722 bis 1734 ändert er siebenmal seinen Wohnort, in sechs verschiedenen Gymnasien ist er als Lehrer der Rhetorik tätig. 1728/29 hält Claus sich in Straubing auf, 1729/30 in München, wo er zugleich Präfekt der kleinen Kongregation ist. Ab Herbst 1730 gehört Claus dem Innsbrucker Kollegium an. Mit 42 Jahren kehrt er nach München zurück und wird Mitglied des größten Kollegiums der Oberdeutschen Provinz. In der Münchener Hauschronik ist er für die Zeit von 1734 bis 1736 als „hist.[oricus] prov.[inciae] conf.[essor] temp.[li] catech.[ista] in crypta“ ausgewiesen. Claus wird alsdann Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation, eine Vereinigung der gesellschaftlichen Stadtelite, der auch der Kurfürst und die Wittelsbacher Prinzen angehören. In seinem letzten Münchnerjahr 1742/43 erscheint er als Bibliotheksleiter des Hauses.
Die letzten Lebensjahre verbringt Anton Claus in Altötting und Dillingen. Als Minister ist er für die weltlichen Belange des Altöttinger Tertiathauses zuständig, als Consultator ist er Mitglied des Hausgremiums. Daneben ist er Präfekt der Krankenabteilung und der Bibliothek sowie Beichtvater in der (Jesuiten-?)Kirche und bei den Englischen Fräulein von St. Joseph. Von 1746 bis zu seinem Tod ist Claus mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied des Dillinger Kollegiums St. Hieronymus.
Anton Claus wird 1754 in der Jesuitenkirche in Dillingen begraben.
Wichtige Werke
In seinem dritten Studienjahr tritt Anton Claus erstmals als Dramatiker in Erscheinung. In der Zeit von 1722 bis 1734 verfasst er die meisten seiner Stücke, die er ab den 40er-Jahren des 18. Jahrhunderts drucken lässt. Zu ihnen zählen: Tragoediae Ludis Autumnalibus datae... (Publ. Corn. Scipio sui victor. Tagoedia – Stilico Tragoedia – Themistocles Tragoedia – Protasius rex Arymnae Tragoedia), Augsburg 1741; Exercitationes Theatrales a Societatis Jesu magistris interiorum classium, Ingolstadt 1750. Als Präses der Marianischen bzw. Lateinischen Kongregation verfasst Claus weiter dramatische Stücke.
Besonders prägend für ihn wird die Zusammenarbeit mit Franz Neumayr, einem der einflussreichsten Schriftsteller der Societas Jesu im 18. Jahrhundert. Eine Würdigung von Claus' Theaterarbeit findet sich in Neumayrs Poetik Idea poeseos (1759). Ebenfalls kommt Claus mit Ignaz Weitenauer in Kontakt, einem weiteren bedeutenden Gelehrten der Societas, der Claus in späteren Publikationen als sein Vorbild bezeichnet.
Während seiner letzten Lebensjahre in Dillingen bereitet er die Publikation seiner zweiten Dramensammlung vor. Eine wahre Flut an dortigen Theateraufführungen setzt in den späten 1740er- und 1750er-Jahren ein.
Stil / Rezeption
„Die Biographie des Autors ist in vieler Hinsicht exemplarisch für einen Jesuiten des 18. Jahrhunderts. Häufige Ortswechsel, lange Jahre pädagogische Tätigkeit, intensive literarische Beschäftigung prägten das Leben vieler Patres der alten Gesellschaft Jesu. [...] Bei allen Relativierungen, mit denen man den von Würdigungstopoi unterlegten Ausführungen des Nekrologschreibers begegnen muss, scheint Claus ein Mensch von tiefer Frömmigkeit und unbedingtem Einsatz für das Wohl des Ordens gewesen zu sein. Hervorgehoben werden der Fleiß und die Akribie, mit denen er an seinen literarischen Arbeiten feilte.“ (Simon Wirthensohn)
Deutsches Literatur Lexikon (DLL). Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Carl Ludwig Lang. 3., völlig neu bearb. Aufl. 1968ff. Ca. 33 Bde. und 6 Ergänzungsbde. Bd. 2. Bern und Zürich, S. 664.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 148.
Wirthensohn, Simon (2016): Anton Claus: Leben und Werk. Studie zum späten Jesuitentheater. Philologisch-kulturwissenschaftliche Dissertation, Universität Innsbruck.