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Rathausplatz (c) Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH / Tanja Kraus

Ingolstadt

Ausgrabungen weisen darauf hin, dass Ingolstadt spätestens in der Jungsteinzeit besiedelt wird, die erste schriftliche Erwähnung der „villa Ingoldesstat“ findet sich in einer Urkunde Karls des Großen im Jahr 806. Um 1250 wird das Stadtrecht verliehen, es folgt die Errichtung einer Befestigungsanlage sowie der politischen, religiösen und wirtschaftlichen Infrastruktur. Als sich Bayern im Jahr 1392 in drei Herzogtümer spaltet, wird Ingolstadt zur Residenzstadt und nach französischem Vorbild ausgebaut.

Diese Glanzzeit währt zwar nur 55 Jahre, doch wenig später nimmt bereits die vielleicht wichtigste Epoche der Stadt ihren Anfang: Am 13. März 1472 öffnet in Ingolstadt die erste bayerische Universität ihre Pforten. Hier studiert ab 1495 und lehrt später der Historiker Johannes Aventinus, dem man die erste gedruckte Enzyklopädie, eine der ersten bayerischen Geschichtschroniken, die Annales ducum Boiariae, und die erste Karte von Bayern verdankt. Er gilt zudem als Wegbereiter der klassischen Philologie in Deutschland.

Als weitere prominente Professoren der Ingolstädter Universität gelten, unter vielen anderen, der katholische Theologe Johannes Eck, ein entschiedener Luther-Gegner, sowie der Kirchenjurist Adam Weishaupt, der im Mai 1776 den „Bund der Perfektibilisten“ gründet, der als Illuminaten-Orden nicht nur in die Geschichte eingeht, sondern bis heute allerlei literarische Fiktionen beflügelt. Nur wenig später endet die Ära der Ingolstädter Alma Mater: Da Ingolstadt vor den französischen Truppen nicht ausreichend geschützt zu sein scheint, verlegt der damalige Kurfürst und spätere König Maximilian I. Joseph im Jahre 1800 die Universität nach Landshut, wo sie den Namen Ludwig-Maximilians-Universität erhält; von dort zieht sie 1826 nach München.

Der Herzogskasten, die Donau und die Anatomie der früheren Universität (Herzogskasten und Anatomie: (c) Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH / Tanja Kraus)

Am 23. November 1901 wird in Ingolstadt Marieluise Fleißer geboren, die heute zweifellos berühmteste Tochter der Stadt. Mit ihren ersten beiden Dramen Die Fußwaschung (uraufgeführt unter dem Titel Fegefeuer in Ingolstadt) und Pioniere in Ingolstadt macht sich Fleißer zwar in der deutschen Literatur einen Namen, aber in ihrer Heimatstadt nicht nur Freunde. Die Rückkehr von Berlin nach Ingolstadt im Jahr 1932 ist vermutlich weniger der Sehnsucht nach Zuhause, sondern vor allem ihren psychischen wie finanziellen Problemen geschuldet. 1961, nach vielen Jahren, in denen man wenig von ihr hört, ehrt Ingolstadt Marieluise Fleißer mit dem neu geschaffenen Kulturpreis der Stadt; zudem setzt im Zuge der Erneuerung des Volkstheaters durch Sperr, Fassbinder und Kroetz eine regelrechte Fleißer-Renaissance ein.

Auch Ingolstadt versucht auf vielfältige Weise, die Erinnerung zu wahren: 1981 wird der Marieluise-Fleißer-Preis gestiftet, die Stadtbücherei im Herzogskasten trägt seit demselben Jahr den Beinamen „Marieluise-Fleißer-Bücherei“. Das Fleißer-Archiv wird für Forschungsarbeiten genutzt, unterstützt von der 1996 gegründeten Marieluise-Fleißer-Gesellschaft. Seit 2001 besteht die literarische Gedenkstätte im Fleißer-Haus. In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat schreibt die Fleißer-Gesellschaft im Jahr 2009 einen Wettbewerb aus zur Errichtung einer Fleißer-Skulptur, den Elisabeth Wagner gewinnt. Im Herbst 2011 wird die Statue in der Fußgängerzone enthüllt.

Literatur in Ingolstadt beschränkt sich jedoch nicht auf die Pflege der Fleißer. Seit 1995 veranstaltet die Stadt Literaturtage, bei denen nicht nur prominente, sondern auch lokale Autorinnen und Autoren ihre Werke präsentieren und ein großer Schülerschreibwettbewerb Jugendliche aktiv einbezieht.

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