Info
Geb.: 27. 7.1970 in Oberstaufen
© Birgitta Weizenegger (www.photography-with-me.com)
Wirkungsorte:
Oberstaufen
Sonthofen

Birgitta Weizenegger

Birgitta Weizenegger, Oberstaufens bekannte Schauspielerin, Filmemacherin und Fotografin, kommt 1970 im Allgäuer Schroth-Heilkurort zur Welt und wächst dort auf. Von 1991 bis 1994 absolviert sie eine Schauspielausbildung am Theater der Keller in Köln und arbeitet anschließend als Darstellerin u.a. am Schauspielhaus Düsseldorf, am Stadttheater Ingolstadt und bei der Neuen Schaubühne München. 12 Jahre lang, von 1999 bis 2011, spielt sie in der TV-Serie Lindenstraße die Rolle der Ines Kling. Seit 2006 ist Birgitta Weizenegger neben ihrer Arbeit als Schauspielerin auch als Filmemacherin tätig. 2011 absolviert sie eine einjährige Weiterbildung zur Fiction Producerin im Kölner Filmhaus.

Auf ihre Kurzfilme Lebe mich (2006), Evelyn (2007) und Der arme Bub (2008) folgt mit Herbstflattern ihr Langfilm-Debüt auf den 47. Internationalen Hofer Filmtagen 2013, wo Birgitta Weizenegger für den Millbrook Autorenpreis und den Neuen Deutschen Filmförderpreis nominiert wird. Für die TV-Doku-Reihe Lebensretter schreibt Birgitta Weizenegger von 2015 bis 2020 das Drehbuch und führt Regie. Im Jahr 2014 entdeckt sie die Fotokamera als neue Ausdrucksmöglichkeit ihres künstlerischen Schaffens und ist seit 2017 auch als Portrait- und Theater­fotografin tätig, vor allem für das T:K-Theater in Kempten.

Birgitta Weizenegger macht sich zudem als Dokumentarfilmerin einen Namen. Neben ihrer Arbeit für den Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig entstehen zahlreiche eigene Filmprojekte, in denen sie sich immer wieder mit Allgäuer Geschichte und Geschichten auseinandersetzt. Sie macht sich auf Spurensuche, lässt Zeitzeugen im Stil der Oral History aus ihrem Leben erzählen und ergänzt diese Interviews durch nachgespielte Szenen. Im Kurzfilm Staufner Gschichten (2016) thematisiert Birgitta Weizenegger beispielsweise die Lebensgeschichten dreier Menschen, die die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg als junge Menschen erlebt haben. Im Film wechseln sich die Interviews, die Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren führen, mit authentisch gespielten Szenen ab. Die Jury des Dok.fest München in der Sparte DOK.education zeichnet Birgitta Weizenegger und ihre junge Filmgruppe für den gelungenen Einsatz dieser Reenactment-Szenen mit einer „Lobenden Erwähnung“ aus und lädt sie zur Preisverleihung in den Bayerischen Landtag nach München ein.

Anlässlich der 1150-Jahr-Feier in ihrem Heimatort Oberstaufen dreht Birgitta Weizenegger den einstündigen Heimatfilm D' Staufner verzähled (2018) und folgt dabei diesem Erfolgsrezept. Einheimische erzählen aus ihrer Jugendzeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg und die Staufner Bevölkerung spielt die Szenen nach. Bis dahin einmalig im Allgäu: Eine Gemeinde macht ihren eigenen Film. Vor und hinter der Kamera wird die Filmemacherin von den Einheimischen unterstützt. Es entsteht ein wichtiges Zeitdokument, das Erinnerungen lebendig macht. Zum Beispiel die von Sepp Riess am Fasnatziestag 1946 (der Fasnatziestag ist ein in Oberstaufen wichtiger Gedenktag an die Pesttoten des Jahres 1635), an dem er mit Freunden, stark angeheitert, im Wirtshaus seine Lumpensuppe essen will und dabei mit amerikanischen Soldaten in Konflikt gerät.

Birgitta Weizenegger bei den Dreharbeiten. Foto: Heike Felle © Birgitta Weizenegger

Mit Schülern führt Birgitta Weizenegger mehrere Filmprojekte durch. 2014 entsteht an der Mittelschule Sonthofen der Kurzfilm Emma über ein Mädchen, das sich das Leben nehmen will, an der Mittelschule in Lindau der 25-minütige Film Eine ungewöhnliche Freundschaft, in dem das Thema Mobbing thematisiert wird.

In den Folgejahren sind es filmische Adventskalender, in denen 2016 die Sonthofer Jugendlichen beispielsweise die Kirchen und Kapellen der Region vorstellen, oder 2018 die Handwerksbetriebe, Institutionen und das kulturelle Brauchtum aus sämtlichen Ortsteilen. Von der Idee zur Premiere, nennt die Filmemacherin dieses Konzept, aus dem in den Jahren 2014 bis 2019 insgesamt 60 Kurzfilme von 4 bis 25min entstehen, zusammen mit dem Medienzentrum Oberallgäu und gefördert vom Bundesministerium im Programm „Movies in Motion – Kultur macht stark“.

Diesen filmischen Kalender bringt Birgitta Weizenegger auch nach Oberstaufen; sie lässt Ein­heimische vor der Kamera über das sprechen, was ihnen an ihrer Heimat wichtig ist. So entstehen allein bis 2021 insgesamt 48 Kurzfilme, die von (fast) vergessenen Orten, Ereignissen oder Menschen berichten. Birgitta Weizenegger ist es wichtig, dass alle im Ort die Filme sehen können. Sie eröffnet deshalb mit weiteren Allgäuer Künstler*innen den ersten Pop-up Store in Oberstaufen. Für diese einmalige Aktion wird der traditionsreiche und mitten im Ort liegende Gasthof Löwen vom 1. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019 für sechs Wochen wiederbelebt.