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Literaturstipendien des Freistaats für Autorinnen und Autoren aus München, Augsburg und Regensburg

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Die feierliche Verleihung der Stipendien findet am 18. Juli 2016 in München statt.

Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle hat heute in München die Stipendiatinnen und Stipendiaten bekanntgegeben, deren Literaturprojekte mit dem Literaturstipendium des Freistaats Bayern gefördert werden. Die Arbeitsstipendien für Schriftstellerinnen und Schriftsteller erhalten in diesem Jahr Dr. Carola Gruber, Dr. Andrea Heuser, Daniel Grohn, Carmen Stephan (alle aus München) sowie Yi Luo aus Augsburg und Dr. Anja Utler aus Regensburg. Sie arbeiten an Romanen, einer Graphic Novel bzw. an narrativer Poesie.

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Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle freute sich über die Wahl der Jury: „Literatur kennt vielfältige Ausdrucksformen. Als wertvolles Kulturgut eröffnen literarische Werke nicht nur Einblicke in die Gedanken- und Erfahrungswelt der Autorinnen und Autoren. Sie befassen sich mit einer Vielzahl relevanter Themen, bringen Vergangenes wie Gegenwärtiges zur Sprache. Literatur ist immer auch ein Stück weit ein Spiegel der Zeit, in der sie entsteht. Dem Freistaat Bayern ist es ein Anliegen, Autorinnen und Autoren bei ihrer vielseitigen und bedeutenden Arbeit zu unterstützen. Das Literaturstipendium leistet hierzu einen Beitrag.“ Die Stipendien sind jeweils mit 6.000 Euro dotiert. Sie werden zum vierten Mal vom Freistaat vergeben.

Die Stipendien werden für folgende Projekte verliehen:

Dr. Carola Gruber, 1983 in Bonn geboren, erhält das Arbeitsstipendium für ihr Romanprojekt Alles über Zebras. Der Roman handelt von der Identitätskrise einer Studentin aus Deutschland, die sich während eines Praktikums in Namibia in eine deutschsprachige Namibierin verliebt. Mit sprachlich eindringlich gestalteten Textminiaturen habe die Autorin ein ästhetisch überzeugendes Verfahren gewählt, um die Konfrontation der Erzählfigur mit einer fremden und befremdenden Welt darzustellen, so die Jury.
Gruber studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Hildesheim, Berlin und Montreal und promovierte in Literaturwissenschaft. Sie erhielt eine Reihe von Auszeichnungen zur Förderung junger Autoren. Neben zahlreichen Veröffentlichungen von Einzeltexten in Anthologien und Zeitschriften hat sie drei eigenständige Publikationen vorgelegt. Dr. Carola Gruber lebt in München.

Dr. Andrea Heuser, geboren 1972 in Köln, erhält das Arbeitsstipendium für ihr Romanprojekt Das Winkelhaus. Der Generationenroman mit autobiographischem Hintergrund folgt drei Personen durch das 20. Jahrhundert. Ausgehend von einer Liebesgeschichte werden die gewaltsamen Einschnitte der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche in die individuellen Lebensläufe thematisiert. Die Arbeitsprobe lasse das Potenzial der offensiv tastenden, sinnlichen Erzählweise erkennen, mit der sich die Autorin einem großen Thema nähere, so die Jury.
Heuser studierte Germanistik, Politik und Vergleichende Religionswissenschaften in Köln und Bonn. Sie promovierte über deutsch-jüdische Literatur. Sie arbeitet an Lyrik, Prosa, Libretti und Musiktheater und erhielt bereits literarische Auszeichnungen und Förderungen für ihre Arbeit. In der Stiftung Lyrik Kabinett rief sie die Autorenwerkstatt sowie das Projekt „Lust auf Lyrik – Gedichte an Schulen“ ins Leben. Dr. Andrea Heuser lebt in München.

Daniel Grohn, geboren 1976 in Seattle, erhält das Arbeitsstipendium für sein Romanprojekt Die Flugbegleiterin. In dem Roman nimmt eine junge Frau zunehmend die Identität ihrer verschwundenen Freundin an. So wird ein Verwirrspiel psychischer Verstrickungen gezeichnet. Laut Jury präsentiert der sprachlich-stilistisch starke Text in einem nervösen, beunruhigenden Sprachfluss einen psychologisch komplexen Erzählknoten. Die Arbeitsprobe lasse ein vielversprechendes erzählerisches Großprojekt erkennen.
Grohn studierte in Regensburg, München, Lille und Seattle Medizin und Philosophie. Er arbeitet als Arzt und Schriftsteller tätig. 2007 wurde er mit dem Bayerischen Kunstförderpreis für seinen Roman Kind oder Zwerg ausgezeichnet. Daniel Grohn lebt in München.

Yi Luo, geboren 1985 in Tianjin, erhält das Arbeitsstipendium für ihre Graphic Novel Running Girl, die das Leben einer chinesischen Studentin in Deutschland thematisiert, die als Kellnerin in einem Sushi-Restaurant arbeitet. Da sie die deutsche Sprache nur schwer versteht, zieht sie sich in ihre eigene Welt zurück. Die Jury sieht in dem Projekt ein wichtiges Thema behandelt. In der Arbeitsprobe werde es zeichnerisch und textlich überzeugend, witzig und besonders in der Bildfindung voller Poesie erzählt.
Luo studierte Bauingenieurwesen in Shanghai und Kommunikationsdesign in Augsburg. Seit 2015 studiert sie Animation an der Filmakademie Baden-Württemberg. Sie arbeitet als selbstständige Grafikerin und veröffentlicht unter dem Künstlernamen „Yinfinity“ regelmäßig Illustrationen. Seit 2014 macht sie mit Graphic-Novel-Arbeiten auf sich aufmerksam. Der erste Teil des umfangreichen Projekts Running Girl ist im Mai 2016 bei Reprodukt erschienen. Yi Luo lebt in Augsburg.

Carmen Stephan, geboren 1974 in Berching, erhält das Arbeitsstipendium für ihr Romanprojekt It’s all true. Der Roman handelt von vier brasilianischen Fischern, die sich 1941 mit einem Floß auf den Weg zu ihrem Präsidenten machen, um ihm von ihrer Not zu berichten. Bei der Verfilmung ihrer Heldentat kommt einer der Fischer zu Tode. Die vorgelegte Arbeitsprobe rühre emotional an und ziehe den Leser sofort in seinen Bann – auch wegen des packenden Themas –, so die Jury. Der Erzählerin sei es gelungen, eine eigene Stimme zu entwickeln.
Stephan arbeitete u. a. als Redakteurin für das Magazin der SZ und leitete das Kultur-Ressort von Spiegel Online. In diesem Zusammenhang verbrachte sie mehrere Jahre als freie Korrespondentin in Brasilien. Ihr erster Erzählband erschien 2005, ihr Romandebüt Mal Aria 2012. Dafür erhielt sie u.a. ein Stipendium der Deutschen Akademie Rom. Carmen Stephan lebt in München.

Dr. Anja Utler, geboren 1973 in Schwandorf, erhält das Arbeitsstipendium für ihr Projekt Aus der Welt. In 33 Sätzen. Utlers narrative Poesie ist laut Jury von einer eigenwilligen, verstörenden Sprechweise gekennzeichnet. Sie thematisiert die zerstörerische, aber auch die zivilisierende Kraft des erzählenden Sprechens. Sprache werde als Akt des Widerstands behandelt. Gleichzeitig setzt Utler mit ihrem Vorhaben die Poetologie einer narrativen Poesie um. Durch die Rhythmisierung der lyrisch verdichteten Sprache entstehe ein Sog, dem sich zu entziehen kaum möglich sei, so die Jury.
Utler studierte Slawistik, Anglistik und Sprechererziehung an der Universität Regensburg. Sie promovierte mit einer Arbeit über die Bedeutung der Kategorie Geschlecht im Werk von vier russischen Lyrikerinnen. Mit mehreren Lyrik-Bänden machte sie auf sich aufmerksam, bevor 2011 ihr erster Prosaband erschien. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Dr. Anja Utler lebt in Regensburg.

Die feierliche Verleihung der Stipendien erfolgt am 18. Juli 2016 im Vortragssaal der Bayerischen Akademie der Schönen Künste durch Staatssekretär Bernd Sibler in Vertretung von Minister Dr. Spaenle.

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