Info
Geb.: 23. 2.1899 in Dresden
Gest.: 29.7.1974 in München
Fotografie August 1949 (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

Erich Kästner

Erich Kästner wird am 23. Februar 1899 als Sohn des Sattlermeisters Emil Richard Kästner und dessen Frau Ida, geb. Augustin, in Dresden geboren. Um dem Sohn eine solide Bildung und sozialen Aufstieg zu ermöglichen, sorgt Ida Kästner als Friseuse für ein zusätzliches Familieneinkommen. Oft besucht sie mit ihrem Sohn die Dresdener Gemäldegalerie, nimmt ihn mit in die Oper und ins Theater. Die Bindung zur Mutter ist eng und wird oft als symbiotisch charakterisiert.

Nach der Schulzeit besucht Erich Kästner das Lehrerseminar. 1917 wird er bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zum Militär in den „einjährig-freiwilligen Dienst“ einberufen. Die brutale militärische Ausbildung führt zu einem bleibenden nervösen Herzleiden. 1919 macht Erich Kästner mit Auszeichnung Abitur und kann durch ein Stipendium der Stadt Dresden in Leipzig und Berlin Germanistik, Theatergeschichte, Philosophie und Geschichte studieren. Nach der Promotion 1925 findet er Arbeit als Redakteur bei der Neuen Leipziger Zeitung. Die neue Selbstständigkeit bringt Kästner nach Berlin, wo er schnell Anschluss an die Intellektuellenszene findet. Hier schreibt er für zahlreiche Blätter Artikel und Gedichte, u.a. für Das Berliner Tageblatt. 1928 erscheint sein erster Gedichtband Herz auf Taille, der den Ton der Zeit trifft und ein voller Erfolg wird.

Der Kinderroman Emil und die Detektive erscheint 1929 und wird innerhalb eines Monats 4000-mal verkauft und in den folgenden Jahren in 57 Sprachen übersetzt; zahlreiche Verfilmungen und Theaterstücke entstehen. Die nächsten Jahre sind geprägt von wachsender finanzieller Unabhängigkeit und einem Schaffensrausch. 1930 entstehen mehrere Lyrikbände, u.a. Ein Mann gibt Auskunft sowie die Kindergedichtbände Arthur mit dem langen Arm und Das verhexte Telefon. Durch seinen Freund Werner Buhre knüpft Kästner außerdem Verbindungen zum deutschen Film, besonders zur UFA. 1931 erscheint der Großstadtroman Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, der im Berlin der „wilden“ 1920er Jahre spielt. Wegen seines realitätsbezogenen, beobachtenden Blicks auf die Gesellschaft der damaligen Zeit gilt Fabian als bedeutender Roman der literarischen Neuen Sachlichkeit der Weimarer Republik.

Durch den Erfolg des Romans gerät Erich Kästner stärker in den Fokus rechter Medien. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wird er aus dem Schutzverband deutscher Autoren ausgeschlossen, seine Bücher, bis auf Emil und die Detektive, tauchen auf den unterschiedlichen schwarzen Listen auf. Am 10. März 1933 fallen der Roman Fabian und die Gedichtbände der Bücherverbrennung in Berlin zum Opfer. Erich Kästner erhält Publikationsverbot in Deutschland. Trotzdem geht er nicht ins Exil, sondern hält sich mit humoristischen Publikationen im Ausland, wie Drei Männer im Schnee (1934), und Tantiemen bereits veröffentlichter Bücher über Wasser. Sein Schreibverbot wird Anfang der 1940er-Jahre für Aufträge der UFA aufgehoben, die Sondergenehmigung wird von Goebbels persönlich erteilt. Doch schon 1943 erhält Erich Kästner das endgültige Schreib- und Publikationsverbot, auch für das Ausland. Er, der sich selbst einen „im Land gebliebenen Emigranten“ nennt, sieht seine Aufgabe als Beobachter. Was er sieht und erlebt, hält er ab 1941 stenographisch in Tagebüchern fest, die er 1961 bearbeitet und unter dem Titel Notabene 45 veröffentlicht. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs reisen Erich Kästner und seine Lebensgefährtin Luiselotte Enderle zusammen mit einem UFA-Filmteam nach Mayrhofen in Tirol.

1945 zieht Kästner nach München, wird Leiter des Feuilletons der Neuen Zeitung und Herausgeber der Kinderzeitschrift Pinguin, daneben schreibt er Texte für das Kabarett Die Schaubude. Sein erstes Buch nach Kriegsende ist Bei Durchsicht meiner Bücher (1946), in dem er ausgesucht politische Gedichte veröffentlicht. In den späten 1940er-Jahren werden Kästners vormals verbotene Bücher in Deutschland neu aufgelegt, 1949 erscheint im Atrium Verlag in Zürich das Kinderbuch Das doppelte Lottchen, das begeistert aufgenommen und bereits 1950 verfilmt wird. Die nächsten Jahre sind geprägt von Ehrungen wie dem Förderpreis Literatur der Stadt München (1956) und dem Großen Bundesverdienstkreuz (1959), aber auch von politischem Engagement. Erich Kästner hält Reden gegen die Wiederaufrüstung, gegen das Erstarken der NPD und gegen die Atomkraft. 1957 bekommt er mit Friedel Siebert den gemeinsamen Sohn Thomas, den er vor seiner Lebensgefährtin Luiselotte Enderle drei Jahre lang geheim hält. Anfang der 1960er-Jahre erkrankt Erich Kästner schwer. Er stirbt am 29. Juli 1974 in München.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Hanuschek, Sven (1999): Keiner blickt dir hinter das Gesicht. Das Leben Erich Kästners. München/Wien.

Hanuschek, Sven (2004): Erich Kästner. Reinbek bei Hamburg.

Wegner, Manfred (1999): Die Zeit fährt Auto. Erich Kästner zum 100. Geburtstag. Deutsches Historisches Museum, Berlin.


Externe Links:

Literatur von Erich Kästner im BVB

Literatur über Erich Kästner im BVB

Artikel bei Spiegel Online

Schlagwort Erich Kästner in Zeit Online

Verwandte Inhalte