Kleine Freiheit

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Autoren/Ensemble 1951; vorne Trude Kolman, Erich Kästner; keine Fotografenangabe

Die nach dem Aus der Schaubude Ende der 1940er-Jahre entstandene kabarettistische Ebbe in München beendet die Kabarettistin und Regisseurin Trude Kolman. Nach ihrer Rückkehr aus der Emigration während der Nazi-Diktatur gründet sie die Kleine Freiheit und führt dort Regie.

Die erste Vorstellung findet am 24. Januar 1951 statt im Atelier-Theater, im obersten Stockwerk eines Mietshauses in der Elisabethstraße. Mit dabei sind unter anderem einige Szenebekannte, auch aus der Schaubude, nicht zuletzt die Bühnenkünstler Ursula Herking, Oliver Hassencamp und Bum Krüger.

Wichtige Protagonisten auf der Bühne sind und werden in Folge zudem Klaus Havenstein, Helen Vita, Eva Maria Meinicke, Gertrud Kückelmann, Hans Nieslen, Karl Schönböck, Lukas Ammann und Karl Lieffen. Hauptautor ist wie zu Schaubude-Zeiten zunächst der Schriftsteller Erich Kästner, der bei der ersten Vorstellung folgendermaßen Namen und Konzept der Kleinen Freiheit erläutert:

Der Titel des Programms  Die kleine Freiheit
Klingt eigentlich, als wüssten wir Bescheid.
Der Titel des Programms  Die kleine Freiheit 
Stammt nicht von uns. Den Titel schrieb die Zeit.

Die große Freiheit ist es nicht geworden.
Es hat beim besten Willen nicht gereicht.
Aus Traum und Sehnsucht ist Verzicht geworden.
Aus Sternenglanz ist Neonlicht geworden.
Die Angst ist erste Bürgerpflicht geworden.
Die große Freiheit ist es nicht geworden,
die kleine Freiheit – vielleicht!

(Quelle: Appignanesi, Lisa [1976]: Das Kabarett. Stuttgart.)

Die Kleine Freiheit inspiriert: Platzanweiser in der Kleinen Freiheit ist seinerzeit ein Student der Theaterwissenschaften und Literatur namens Dieter Hildebrandt. Nach dem Ausscheiden Kästners, Mitte der 1950er-Jahre, wandelt sich die Ausrichtung der Kleinen Freiheit in Richtung Revuetheater.

Friedrich Hollaender beschert der Kleinen Freiheit nach seiner Rückkehr aus der Emigration ab 1957 gemeinsam mit der ebenfalls dazustoßenden Kabarettistin und Schauspielerin Hanne Wieder mit vier „Kabarett-Revuetten“ große Publikumserfolge. 1961 vollzieht Trude Kolman erneut eine Änderung der stilistischen Ausrichtung der Kleinen Freiheit, die vermehrt auf Boulevardtheater statt Kabarett setzt bis zur Schließung im Jahr 1996.

Nichtsdestotrotz: Gerhard Polt hat hier Mitte der 1970er-Jahre im Programm „Kleine Nachtrevue“ seine ersten Kabarettauftritte.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer