Info
Geb.: 16. 5.1788 in Schweinfurt
Gest.: 31.1.1866 in Neuses b.Coburg
Holzstich 1879. Aus: Gustav Adolf von Klöden: Unser Deutsches Land und Volk (Bayerische Staatsbibliothek München/Porträtsammlung)
Titel: Prof. Dr.
Namensvarianten: Johann Michael Friedrich Rückert; Freimund Raimar

Friedrich Rückert

Rückerts Familie zieht 1792 nach Oberlauringen, wo der Vater als Amtmann am freiherrlich Truchseßschen Justiz- und Kameralamt tätig ist. Friedrich Rückert erhält in der Dorfschule bzw. beim Ortsgeistlichen Unterricht und wird ab 1802 Schüler am Schweinfurter Gymnasium, das er drei Jahre später mit sehr gutem Abschluss verlässt. Auf väterlichen Wunsch studiert er in Würzburg ein Semester Jura, bevor er zur Philologie und Philosophie wechselt und u.a. durch Heinrich Voß dem Jüngeren entscheidende Anregungen für seine Sprachstudien erhält.

In Jena kommt es 1811 zur spektakulären Disputation, in welcher Rückert auf die orientalischen Ursprünge des griechischen Geisteslebens verweist und die Erhebung des Philologen in den Rang eines Philosophen fordert. Er unterrichtet daraufhin als Privatdozent, verlässt aber bereits im April 1812 Jena, um ins Haus seiner Eltern nach Ebern zurückzukehren. Nach einer gescheiterten Karriere als Gymnasiallehrer wird er Privatgelehrter in Würzburg und erfährt Aufnahme in die Tafelrunde auf der Bettenburg, der auch Dichter wie Jean Paul, Heinrich Voß, Friedrich de la Motte Fouqué oder Musiker wie Louis Spohr angehören. Es entstehen die gegen die Herrschaft Napoleons gerichteten Geharnischten Sonette (1813), nachdem es Rückert erneut versagt bleibt, sich am Krieg gegen den französischen Kaiser zu beteiligen. Von 1815 bis 1817 hat er schließlich in Stuttgart die Stelle als Redakteur für Cottas Morgenblatt für gebildete Stände inne. Seine Kleidung, Haartracht und Beziehungen zur Freimaurerei bringen Rückert nun beinahe die Ausweisung aus dem Königreich Württemberg ein.

Rückert bereist Italien, wo er im Kreise deutscher Künstler verkehrt; im Frühjahr 1818 trifft er in Rom auch mit dem späteren bayrischen König Ludwig I. zusammen. Bevor er aber nach Ebern zurückkehrt, begegnet er dem Wiener Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, der ihn für Dichtung und Sprache des Orients begeistert. In der Folgezeit entstehen so zahlreiche Übersetzungen – Rückert zieht nach Coburg, um die dortige herzogliche Hofbibliothek zu konsultieren, und gibt in der Anthologie Östliche Rosen (1822) der persischen Poesie nachempfundene Gedichte heraus. Durch seine Übertragung von Gedichten des größten persisch schreibenden mystischen Dichters des Islam, Dschelāladdīn Rūmī, macht er die bereits von Friedrich von Schlegel nachempfundene, vorherrschende orientalische Gedichtform der Ghasele populär. Rückert wird ab 1826 Professor für Orientalistik in Erlangen, wo er fortan mit seiner Frau, mit der er 10 Kinder hat, lebt. Zwei von ihnen sterben relativ früh, weshalb er 1834 mit der Abfassung von über 400 Kindertotenliedern beginnt, von denen einige später Gustav Mahler vertonen wird.

Ab 1836 erscheinen die Gesammelten Gedichte in vier Bänden, ebenso Rückerts großes sechsbändiges Lehrgedicht Die Weisheit des Brahmanen, eine in klassischen Alexandrinern gehaltene Ansammlung östlicher Gottes- und Lebensweisheit in Sprüchen, Fabeln und Erzählungen. Rückert kann von seiner verwitweten Schwiegermutter das Gut Neuses bei Coburg erwerben und bekommt im März 1841 ein attraktives Lehrangebot aus Berlin. Zum Geheimen Regierungsrat und Professor der orientalischen Sprachen ernannt, kann sich Rückert allerdings nicht mit dem Leben in Berlin anfreunden – er verbringt die meiste Zeit auf dem Gut in Neuses, wohin er 1848 endgültig übersiedelt.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Hübner, Klaus (2015): Friedrich Rückert – Der Weltpoet aus Franken. In: Literatur in Bayerrn 30. Jg., Nr. 122, S. 13-15.

Gasseleder, Klaus (2021): Der Dichter ist ein Akrobat. Reimgedichte, Sprachspiele, Satiren. Wildleser-Verlag, Erlangen.

Kreutner, Rudolf: Rückert, Johann Michael Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 208-210, http://www.deutsche-biographie.de/pnd118603817.html, (14.10.2011).

Schug, Dieter (1967): Der fränkische Dichter Friedrich Rückert. In: Dünninger, Eberhard; Kiesselbach, Dorothee (Hg.): Bayerische Literaturgeschichte in ausgewählten Beispielen II. Süddeutscher Verlag, München, S. 315-325.


Externe Links:

Literatur von Friedrich Rückert im BVB

Literatur über Friedrich Rückert im BVB

Friedrich Rückert in der BLO

Werke bei gutenberg.spiegel.de

Werke bei zeno.org

Friedrich Rückert im Goethezeitportal

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