Der Spaziergang führt Sie auf den Spuren Friedrich Rückerts über neun Stationen durch seine Geburtsstadt Schweinfurt. Die Strecke beträgt ca. 2 Kilometer, das ist je nach Gehtempo ungefähr eine halbe Stunde Laufzeit.

Von allen Ehren mir am meisten werth
Ist die, womit die Vaterstadt mich ehrt.

 

Mit diesem prägnanten Zweizeiler be­dankte sich Friedrich Rückert (1788-1866) in ei­nem Brief vom 24. April 1865 für die ihm von den Schweinfur­ter Stadtvä­tern verlie­hene Ehrenbür­gerwürde. In der Freien Reichsstadt Schwein­furt hatte der spä­ter so berühmte Dich­ter und Orien­talist Friedrich Rüc­kert am 16. Mai 1788 das Licht der Welt erblickt.

Bereits 1805, im Ab­gangszeug­nis des Schweinfurter Gym­na­si­ums, fin­den sich Hin­­weise auf Rückerts künfti­gen Lebens­weg: „Sein Fleiß ist unermü­det be­ständig. Er ist in der griechi­schen, lateini­schen und deut­schen Literatur der Erste. [...] Der Er­ste in der französi­schen Sprache.“ Unermüd­li­cher Fleiß – Rückert ver­fasste in seinem Leben an die 20 000 Ge­dichte. Sein poetisches Talent und seine außeror­dent­li­che Sprachbega­bung – er be­herrschte 44 Fremd­sprachen – soll­ten später eine einzigartige Ver­bindung ein­gehen. Nach dem Stu­dium erntete Rückert mit den Ge­har­nischten So­netten (1814) ersten dich­terischen Ruhm. Eine Be­gegnung mit dem Orien­talisten Jo­seph von Hammer-Purgstall (1774-1856) 1818/19 in Wien ver­­anlasste ihn zum inten­siven Studium der orientali­schen Spra­chen.

 

Die Stadt Schweinfurt verleiht alle drei Jahre die Friedrich-Rückert-Medaille.

Es war auch die Orientalistik, der Rückert sein privates Le­bens­glück ver­dankte. Wäh­rend seiner Sprach­studien in Coburg lernte er Luise Wiet­haus-Fischer (1797-1857) ken­nen, der er im Zyklus Lie­bes­früh­ling ein unver­gängliches Denkmal setzte, und die er 1821 heiratete. Seit seiner Beschäftigung mit den ori­entali­schen Sprachen versuchte Rückert stets, die beiden Welten des Orients und des Ok­zidents mit­einander zu verbin­den, sei es mittels Überset­zung der klas­sischen ara­bischen und persischen Dich­ter, sei es durch die Über­nahme ori­en­ta­li­scher Stoffe und Formen. Eines sei­ner er­sten Werke dieser Art, die Östli­chen Ro­sen (1822), empfahl so­gar der Olym­pier Johann Wolfgang von Goe­­the (1749-1832) persön­lich, und Franz Schubert (1797-1828) vertonte bald einige der schön­sten Ge­dichte daraus (Rüc­kerts Lyrik fand bei den Komponi­sten über­haupt großen Anklang, was die zahl­reichen Vertonungen durch Robert Schu­mann [1810-1856], Johannes Brahms [1833-1897] und Gustav Mah­ler [1860-1911] u.v.a. eindrucksvoll belegen).

Im Jahre 1826 erhielt Rückert endlich die Orientalistik-Professur zu Er­langen, wo er mit der Weisheit des Brah­manen noch den gewaltigen Schlussstein sei­nes zu Leb­zeiten ver­öffent­lichten poeti­schen Werkes setzte (1839). Unver­kennbar jedoch wandelte sich der „ge­lehrte Dich­ter“ zum „dichtenden Gelehrten“, der bei seinem Tode am 31. Januar 1866 in Neuses b. Co­burg ein wahrhaft titanenhaftes Werk an Übersetzungen, genia­len Nach­dich­tun­gen und sprachwissenschaftli­chen Be­trach­tungen – aber auch sehr persönli­che Ly­rik (Kindertodtenlieder, Liedertagebuch) – hin­terließ. Schweinfurt ehrte sei­nen großen Sohn, den Golo Mann (1909-1994) „einen der liebenswerte­sten unter den deutschen Dichtern“ nannte, nicht nur durch die be­reits er­wähnte Eh­renbürgerwürde oder das unüber­sehbare Denkmal auf dem Markt­platz, sondern auch – und damit vielleicht am wür­digsten – durch den Erwerb des Großteils seines Nachlasses, der im hiesigen Stadtarchiv der For­schung zur Verfü­gung steht.

 


Spaziergang starten: Station 1 von 9 Stationen


 

Verfasser: Dr. Rudolf Kreutner / Rückert-Gesellschaft Schweinfurt e.V.