Der Spaziergang hat insgesamt eine Länge von 2 km und führt über geteerte Straßen und einen Feldweg.

Der Poet und geniale Übersetzer Friedrich Rückert (1788-1866) wurde in Schweinfurt geboren. Seine wichtigsten Lebensstationen liegen alle in Franken: Oberlauringen, Ebern, Coburg und Erlangen. Er fühlte sich seiner Heimat eng verbunden, eine kurze Lebensphase als Professor in Berlin (1841-48) hat er als Belastung empfunden, v.a die gesellschaftlichen Verpflichtungen und die Großstadt-Atmosphäre: Immer hör ich in Gedanken, / Deinen Straßenlerm, Berlin, /Immer nur, um Gott zu danken, / Für die Gnade, daß ich ihn / Nur darf hören in Gedanken, / Und so fern ihm wirklich bin.

Im Oktober 1820 zieht Friedrich Rückert von seinem Elternhaus im nahe gelegenen Ebern nach Coburg, um sein Studium der orientalischen Sprachen, das er seit einem Jahr intensiv betreibt, mit Orientalia der gut ausgestatteten Hofbibliothek Coburg (heute Landesbibliothek) vertiefen zu können. 1819 hatte er auf der Rückreise von seinem einjährigen Rom-Aufenthalt Station in Wien gemacht und dort unter Anleitung des Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall seine Persisch-Studien intensiviert.

Coburg hält für den jungen Hochbegabten zwei lebenslange Lieben bereit:

Er zieht in das Haus des Archivrats Johann Albrecht Fischer gegenüber der Ehrenburg ein und lernt dort dessen Stieftochter Luise Wiethaus-Fischer kennen. Für sie schreibt er unzählige Gedichte, die in der Sammlung „Liebesfrühling“ erscheinen: Dein Blick hat mich vor mir verklärt, / Du hebst mich liebend über mich, / Mein guter Geist, mein beßres Ich!

Ein Jahr später heiraten die beiden. In Coburg kommen die ersten vier Söhne zur Welt, bevor die Familie 1826 mit der Berufung Rückerts zum Professor für orientalische Sprachen nach Erlangen umzieht.

 

Eine Prachtausgabe des Liebesfrühlings ist in der Gedenkstätte im Gut „Nattermannshof“ ausgestellt. In Coburg-Neuses hat Rückert seinen Lebensabend verbracht, das Anwesen ist nach wie vor im Familienbesitz. (c) Literaturportal Bayern

Die zweite große Liebe der Coburger Zeit ist das Gut „Nattermannshof“ in Neuses vor den Toren Coburgs, das seinen Schwiegereltern Fischer gehörte. Rückert fühlte sich in dem Anwesen von Beginn an wohl, kaufte es 1838 seiner Schwiegermutter ab und wählte es ab 1841 zu seinem bevorzugten, ab 1848 zu seinem ständigen Wohnort. Hier starb Friedrich Rückert am 31. Januar 1866 im Alter von 77 Jahren und wurde gleich nebenan auf dem Friedhof der Dorfkirche Neuses begraben.

Dieser kleine Spaziergang in Coburg-Neuses führt Sie vom „Nattermannshof“, der als Gedenkstätte nach telefonischer Voranmeldung zu besichtigen ist, zu Rückerts Dichterhäuschen auf dem nahe gelegenen Goldberg, seinem Rückzugsort für produktive Arbeitsstunden, und zurück zur Neuseser Dorfkirche und seinem Grab.

 


Spaziergang starten: Station 1 von 3 Stationen


 

 

 

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Veronika Schöner

 

Sekundärliteratur:

Friedrich Rückerts Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Schweinfurter Edition. Begründet von Hans Wollschläger und Rudolf Kreutner. Hg. von Rudolf Kreutner, Claudia Wiener und Hartmut Bobzin. Göttingen 1998 ff.

Kreutner, Rudolf (Hg.) (2016): Der Weltpoet. Friedrich Rückert 1788-1866. Dichter Orientalist Zeitkritiker. Ausstellungskatalog. Göttingen.

Weyers, Wolfgang: Der große Zauberer. Leben und Lieder von Friedrich Rückert. Freiburg, Berlin, Wien 2013.