Ernst Toller
Ernst Toller wird 1893 in Samotschin (heute: Szamocin, Polen) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Nach dem Abitur beginnt er ein Jurastudium in Grenoble. Als das Deutsche Reich am 1. August 1914 Russland den Krieg erklärt, verlässt Toller das mit Russland verbündete Frankreich. Nur eine Woche später meldet er sich in München als Freiwilliger, 1916 bittet er um Fronteinsatz, kämpft bei Verdun und kehrt im Mai als Versehrter nach Deutschland zurück. Wie viele seiner Kameraden hat ihn der Krieg zum erklärten Pazifisten gemacht.
Ab 1917 studiert Toller an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, erst Jura und Philosophie, dann Literaturwissenschaft bei Artur Kutscher. Er lernt Kurt Eisner, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Max Weber kennen, beteiligt sich 1918 an der bayerischen Novemberrevolution, engagiert sich nach der Ermordung Eisners im Februar 1919 als Vorsitzender des Zentralrats sowie Abschnittskommandant der Roten Armee für die Münchner Räterepublik. Nach deren Niederschlagung wird er wegen Hochverrats verhaftet und – nur dank der Fürsprachen, u.a. von Hugo Haase und Max Weber – im Juli 1919 nicht zum Tode, sondern zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, die er abwechselnd in den Gefängnissen Stadelheim, Eichstätt, Neuburg an der Donau und vor allem in Niederschönenfeld verbringt.
In dieser Zeit schreibt Ernst Toller die Dramen Die Wandlung, Masse Mensch, Die Maschinenstürmer und Hinkemann, die zu den wichtigsten des deutschen Expressionismus zählen. Außerdem entstehen Das Schwalbenbuch und Briefe aus dem Gefängnis, der zweite Teil seiner Autobiografie, deren erster Teil Eine Jugend in Deutschland ebenfalls erst später erscheinen wird.
Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 stürmt die SA Tollers Wohnung, der Autor befindet sich gerade auf einer Reise durch die Schweiz, kehrt nicht nach Deutschland zurück. Im Mai 1933 verbrennt man Tollers Bücher, im August wird ihm von den Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er zieht zuerst nach London, emigriert dann in die USA. Er kämpft weiter gegen den Faschismus, der längst in Europa Fuß gefasst hat.
Am 22. Mai 1939, drei Tage nach Francos Siegesparade in Madrid, begeht Ernst Toller in einem New Yorker Hotelzimmer Selbstmord.
Sekundärliteratur:
Barck, Simone (1994): Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Stuttgart u.a., S. 465f.
Distl, Dieter (2004): Ernst Toller (1.12.1893 – 22.5.1939). Revolutionär, Pazifist und gesellschaftskritischer Dichter. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 141-143.
Viesel, Hansjörg (1980): Literaten an die Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller. Frankfurt am Main, S. 329-410.
Externe Links:
Literatur von Ernst Toller im BVB
Literatur über Ernst Toller im BVB
- Eine begeisternde Leseliste: Die 100 wichtigsten deutschsprachigen Bücher / Tina Rausch & Ulrich Kirstein
- Wiederzuentdecken: Ernst Tollers „Eine Jugend in Deutschland“ / Gernot Eschrich
- Dichtung ist Revolution (10): Erich Mühsam und Ernst Toller vor dem Standgericht und in der Festungshaft, 4. Juni / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (9): Die Niederschlagung der Räterepublik in München, 2. Mai 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (8): Die Ausrufung der Räterepublik in München, 7. April 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Eine begeisternde Leseliste: Die 100 wichtigsten deutschsprachigen Bücher / Tina Rausch & Ulrich Kirstein
- Wiederzuentdecken: Ernst Tollers „Eine Jugend in Deutschland“ / Gernot Eschrich
- Dichtung ist Revolution (10): Erich Mühsam und Ernst Toller vor dem Standgericht und in der Festungshaft, 4. Juni / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (9): Die Niederschlagung der Räterepublik in München, 2. Mai 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (8): Die Ausrufung der Räterepublik in München, 7. April 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (7): Der Kongress der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte / Monacensia im Hildebrandhaus
- Video zur Ernst-Toller-Preisverleihung an Wolf Biermann / Ernst-Toller-Gesellschaft e.V.
- Dichtung ist Revolution (3): Revolutionäre Internationalisten um Erich Mühsam / Monacensia im Hildebrandhaus
- 1918/1968 – Revolutionen (10): Einige Neuerscheinungen zu Revolution und Räterepublik / Hannes S. Macher
- 1918/1968 – Revolutionen (9): Michael Appels Studie »Die letzte Nacht der Monarchie« / Klaus Hübner
- Dichtung ist Revolution (2): 15. November 1918 – Ernst Toller und Gustav Landauer treffen in München ein / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (1): Revolutionäre Schriftsteller für Demokratie und Menschlichkeit / Monacensia im Hildebrandhaus
- 1918/1968 – Revolutionen (4): Erich Mühsams Humanität / Gernot Eschrich
- 1918/1968 – Revolutionen (3): Ein Auszug aus dem Revolutionsroman von Norbert Göttler / Norbert Göttler
- Zum 50. Todesjahr von Oskar Maria Graf (12): „Mir ist überall wohl, wo ich Menschen treffe“ / Laura Mokrohs & Karolina Kühn
- Zum 50. Todesjahr von Oskar Maria Graf (4): Eine Ausstellung im Literaturhaus München / Marlena Simmet
- Monacensia-Wiedereröffnung: Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann / Peter Czoik
- Prolog zur Ausstellung »Die Silbernen Zwanziger Jahre« / Forschungsgruppe »Die Silbernen Zwanziger Jahre«
- Ausstellung zu Literatur, Topographie und Geschichte in München und der Maxvorstadt / Redaktion
- Ernst-Toller-Preis 2015 an Katja Petrowskaja verliehen – Kritische Gesamtausgabe fertig / Ernst-Toller-Gesellschaft e.V.
- Ernst Tollers dramatische Entwicklung / Peter Czoik

Ernst Toller wird 1893 in Samotschin (heute: Szamocin, Polen) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Nach dem Abitur beginnt er ein Jurastudium in Grenoble. Als das Deutsche Reich am 1. August 1914 Russland den Krieg erklärt, verlässt Toller das mit Russland verbündete Frankreich. Nur eine Woche später meldet er sich in München als Freiwilliger, 1916 bittet er um Fronteinsatz, kämpft bei Verdun und kehrt im Mai als Versehrter nach Deutschland zurück. Wie viele seiner Kameraden hat ihn der Krieg zum erklärten Pazifisten gemacht.
Ab 1917 studiert Toller an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, erst Jura und Philosophie, dann Literaturwissenschaft bei Artur Kutscher. Er lernt Kurt Eisner, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Max Weber kennen, beteiligt sich 1918 an der bayerischen Novemberrevolution, engagiert sich nach der Ermordung Eisners im Februar 1919 als Vorsitzender des Zentralrats sowie Abschnittskommandant der Roten Armee für die Münchner Räterepublik. Nach deren Niederschlagung wird er wegen Hochverrats verhaftet und – nur dank der Fürsprachen, u.a. von Hugo Haase und Max Weber – im Juli 1919 nicht zum Tode, sondern zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, die er abwechselnd in den Gefängnissen Stadelheim, Eichstätt, Neuburg an der Donau und vor allem in Niederschönenfeld verbringt.
In dieser Zeit schreibt Ernst Toller die Dramen Die Wandlung, Masse Mensch, Die Maschinenstürmer und Hinkemann, die zu den wichtigsten des deutschen Expressionismus zählen. Außerdem entstehen Das Schwalbenbuch und Briefe aus dem Gefängnis, der zweite Teil seiner Autobiografie, deren erster Teil Eine Jugend in Deutschland ebenfalls erst später erscheinen wird.
Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 stürmt die SA Tollers Wohnung, der Autor befindet sich gerade auf einer Reise durch die Schweiz, kehrt nicht nach Deutschland zurück. Im Mai 1933 verbrennt man Tollers Bücher, im August wird ihm von den Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er zieht zuerst nach London, emigriert dann in die USA. Er kämpft weiter gegen den Faschismus, der längst in Europa Fuß gefasst hat.
Am 22. Mai 1939, drei Tage nach Francos Siegesparade in Madrid, begeht Ernst Toller in einem New Yorker Hotelzimmer Selbstmord.
- Eine begeisternde Leseliste: Die 100 wichtigsten deutschsprachigen Bücher / Tina Rausch & Ulrich Kirstein
- Wiederzuentdecken: Ernst Tollers „Eine Jugend in Deutschland“ / Gernot Eschrich
- Dichtung ist Revolution (10): Erich Mühsam und Ernst Toller vor dem Standgericht und in der Festungshaft, 4. Juni / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (9): Die Niederschlagung der Räterepublik in München, 2. Mai 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (8): Die Ausrufung der Räterepublik in München, 7. April 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Eine begeisternde Leseliste: Die 100 wichtigsten deutschsprachigen Bücher / Tina Rausch & Ulrich Kirstein
- Wiederzuentdecken: Ernst Tollers „Eine Jugend in Deutschland“ / Gernot Eschrich
- Dichtung ist Revolution (10): Erich Mühsam und Ernst Toller vor dem Standgericht und in der Festungshaft, 4. Juni / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (9): Die Niederschlagung der Räterepublik in München, 2. Mai 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (8): Die Ausrufung der Räterepublik in München, 7. April 1919 / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (7): Der Kongress der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte / Monacensia im Hildebrandhaus
- Video zur Ernst-Toller-Preisverleihung an Wolf Biermann / Ernst-Toller-Gesellschaft e.V.
- Dichtung ist Revolution (3): Revolutionäre Internationalisten um Erich Mühsam / Monacensia im Hildebrandhaus
- 1918/1968 – Revolutionen (10): Einige Neuerscheinungen zu Revolution und Räterepublik / Hannes S. Macher
- 1918/1968 – Revolutionen (9): Michael Appels Studie »Die letzte Nacht der Monarchie« / Klaus Hübner
- Dichtung ist Revolution (2): 15. November 1918 – Ernst Toller und Gustav Landauer treffen in München ein / Monacensia im Hildebrandhaus
- Dichtung ist Revolution (1): Revolutionäre Schriftsteller für Demokratie und Menschlichkeit / Monacensia im Hildebrandhaus
- 1918/1968 – Revolutionen (4): Erich Mühsams Humanität / Gernot Eschrich
- 1918/1968 – Revolutionen (3): Ein Auszug aus dem Revolutionsroman von Norbert Göttler / Norbert Göttler
- Zum 50. Todesjahr von Oskar Maria Graf (12): „Mir ist überall wohl, wo ich Menschen treffe“ / Laura Mokrohs & Karolina Kühn
- Zum 50. Todesjahr von Oskar Maria Graf (4): Eine Ausstellung im Literaturhaus München / Marlena Simmet
- Monacensia-Wiedereröffnung: Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann / Peter Czoik
- Prolog zur Ausstellung »Die Silbernen Zwanziger Jahre« / Forschungsgruppe »Die Silbernen Zwanziger Jahre«
- Ausstellung zu Literatur, Topographie und Geschichte in München und der Maxvorstadt / Redaktion
- Ernst-Toller-Preis 2015 an Katja Petrowskaja verliehen – Kritische Gesamtausgabe fertig / Ernst-Toller-Gesellschaft e.V.
- Ernst Tollers dramatische Entwicklung / Peter Czoik
Barck, Simone (1994): Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Stuttgart u.a., S. 465f.
Distl, Dieter (2004): Ernst Toller (1.12.1893 – 22.5.1939). Revolutionär, Pazifist und gesellschaftskritischer Dichter. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 141-143.
Viesel, Hansjörg (1980): Literaten an die Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller. Frankfurt am Main, S. 329-410.
Kommentare
Das Foto stammt von 1920, nicht 1926. Toller war 1926 gar nicht mehr inhaftiert
Im Juni 1919 geht im oberpfälzischen Marktflecken Floß - einer sozialdemokratischen Hochburg von SPD und USPD - das Gerücht um, Ernst Toller sei in Floß untergetaucht. Das Gerücht erweist sich aber bald - nach behördlichen Ermittlungen - als nicht richtig, wie die Weidener Tageszeitung "Oberpfälzischer Kurier" feststellt. Vgl. auch: 75 Jahre SPD in Floß: 1906 - 1981, Weiden i. d. OPf. 1981, S. 41.
Sie schreiben: "Nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik wird er (Toller) wegen Hochverrats verhaftet und – nur dank der Fürsprachen von Hugo Haase und Max Weber – im Juli 1919 nicht zum Tode, sondern zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt". Nach Volker Weidermann ("Träumer") S. 273: "Für Ernst Toller bürgen vor Gericht u.a. Thomas Mann und Max Weber. Sie bürgen für seine Lauterkeit. 5 Jahre Festungshaft lautet das Urteil."
Frage: Hat Thomas Mann sich für Toller verbürgt oder nicht?
Vielen Dank für diese wichtige Frage. Ja, Thomas Mann hat auch für Ernst Toller verbürgt. "Die Verteidigung Tollers übernahmen in der Hauptsache der Berliner Rechtsanwalt Hugo Haase [...] daneben die Münchener Rechtsanwälte Anton Gänßler und Adolf Kaufmann. Insgesamt waren zur Verhandlung 50 Zeugen geladen, neben Max Weber auch die Schriftsteller Max Martersteig, Björn Björnsen und Max Halbe. Sie sollten im Sinne der Verteidigung mit Gutachten über Tollers dichterisches Werk für dessen ethische Grundhaltung zeugen [...]. Carl Hauptmann und Thomas Mann ließen ihre diesbezüglichen schriftlichen Äußerungen von den Verteidigern verlesen." (Max Weber: Zur Neuordnung Deutschlands: Schriften und Reden 1918-1920, Studienausgabe Bd. 16, hg. Wolfgang J. Mommsen u.a., Tübingen 1991, S. 234)