Info
Geb.: 30.10.1881 in Glonn
Gest.: 30.6.1920 in München
Lena Christ, um 1911 (Archiv Monacensia)

Lena Christ

Lena Christ wird am 30. Oktober 1881 in Glonn geboren. In der Literatur wird Christ oft als weibliches Pendant zu dem bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma beschrieben. Ihr gesamtes Werk ist innerhalb von nur acht Jahren entstanden. Lena Christ stirbt am 30. Juni 1920 in München.

Werdegang

Als uneheliches Kind der Köchin Magdalena Pichler wird Lena Christ am 30. Oktober 1881 im oberbayerischen Glonn geboren. Dort verbringt Lena Christ die ersten Lebensjahre auf dem Kleinhäuslerhof der Großeltern. Der Vater, Carl Christ, ist ein Bediensteter von Rittmeister Hornig aus München. Ihre Eltern lernen sich bei einem Manöver auf dem nahe Glonn gelegenen Schloss Zinneberg kennen. Die hohe Mitgift, über die die Familie Pichler in Zukunft verfügt, lässt jedoch Fragen in Bezug auf die Vaterschaft offen. Lena wird erzählt, dass Carl Christ Ende 1883 beim Untergang des Passagierschiffs Cimbria ums Leben gekommen ist. Dafür gibt es keine Belege, die Wege von Carl Christ verlieren sich. Als Schriftstellerin nimmt die Tochter seinen Namen an.

Im Alter von sieben Jahren erfährt Lena Christ, dass die Mutter geheiratet hat. Die Mutter holt Lena Christ nach München und missbraucht sie als billige Arbeitskraft. Mit ihrem Ehemann, dem Metzger Josef Isaak, betreibt Magdalena Pichler eine Wirtschaft in der Sandstraße 34 (heute „Deutsche Eiche“, Sandstraße 45). Die „Wirtsleni“ muss im Haushalt mitarbeiten, wird von der Mutter gedemütigt und geschlagen. Nach der glücklichen Kindheit in Glonn straft Magdalena Pichler das Kind mit brutaler Gewalt und Verachtung. Um ihrem Martyrium zu entkommen, tritt Lena Christ im Alter von 17 Jahren als Novizin im schwäbischen Kloster Ursberg ein. Nach einem Besuch der Mutter entschließt sich die junge Frau jedoch zur Rückkehr in die Münchner Maxvorstadt.

Weiterhin gequält und geschlagen, heiratet Lena Christ mit 20 Jahren einen Buchhalter aus der Nachbarschaft. Die Ehe endet tragisch, Anton Leix trinkt, wird gewalttätig und verspekuliert die Mitgift. Der soziale Abstieg schreitet immer rascher fort, die Familie zieht von Wohnung zu Wohnung, während die Schulden wachsen. Lena Christ trennt sich 1909 von ihrem Mann. Die beiden Töchter Magdalena und Alexandra Eugenie bleiben bei der Mutter; der Sohn Anton wächst in der Familie des Vaters auf.

Lena Christ, mittellos und krank, wird von der Fürsorge der Stadt München in ein Krankenhaus eingewiesen. Die Töchter kommen in ein katholisches Heim auf dem Land. Der Sohn wächst ohne Kontakt zur Mutter bei den Großeltern Leix auf. Nach verschiedenen Tätigkeiten findet Lena Christ 1911 eine Stelle als Diktatschreiberin bei dem Schriftsteller Peter Jerusalem (später Peter Benedix). Ein Jahr später heiratet sie Peter Jerusalem und holt die beiden Töchter zurück nach München.

Lena Christ besucht ihren Mann regelmäßig und zieht schließlich in die Nähe seines Regiments nach Landshut, wo sie zwei Jahre lebt. 1918 muss Peter Benedix an die Front. Während seiner Abwesenheit beginnt Lena eine Affäre mit dem Sänger Ludwig Schmidt. Als Sohn deutscher Eltern in Italien geboren, nennt sich der Künstler Ludovico Fabbri. Zu diesem Zeitpunkt ist die Ehe mit Peter Benedix bereits in die Brüche gegangen. Die beiden trennen sich 1919. Doch auch die Beziehung mit Ludovico scheitert.

Unter ständiger Geldnot leidend, „adelt“ die Dichterin einige wertlose Bilder aus ihrem Besitz mit der Signatur bedeutender Maler. Der Betrug fliegt auf. Das Geld aus dem Verkauf kann nicht zurückgezahlt werden, und Lena wird angeklagt. Die Presse schreibt von der „Bilderfälscherin“ Lena Christ.

Für Lena Christ bleibt die wirtschaftliche Situation angespannt. Die Schriftstellerin sieht sich in einer ausweglosen Situation. Am 30. Juni 1920 vergiftet sie sich auf dem Waldfriedhof mit Zyankali, das Peter Benedix für sie besorgt hat. Nach dem Selbstmord von Lena Christ zeichnet Peter Benedix den Lebensweg seiner verstorbenen Frau aus seiner Sicht nach. Am Tag vor ihrem Freitod schreibt Lena Christ mehrere Abschiedsbriefe, einen richtet sie an Ludwig Thoma: „Sehr verehrter Herr Doktor, wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich nicht mehr am Leben. Ich habe meinen Fehltritt freiwillig mit dem Opfer meines Lebens gesühnt, damit die Ehre meiner Kinder bewahrt bleibt. Bitte, bewahren Sie der Frau, die gleich Ihnen Bauerntum studierte, liebte, und beschrieb, ein gutes Andenken. Und wenn Sie können, helfen sie zwei armen Kindern zulieb zur Ehrenrettung durch ein Wort an die, die mich verstehen. Leben Sie wohl verehrter Gönner! Ihre unglückliche Lena Christ.“

Wichtige Werke

Peter Jerusalem ermutigt seine Frau, die Eindrücke und Erfahrungen ihres bisherigen Lebens niederzuschreiben. Während Lena Christ auf einer Parkbank vor der Neuen Pinakothek auf ihn wartet, beginnt sie mit den autobiografischen Erinnerungen einer Überflüssigen (1912). Mit Unterstützung des Schriftstellers Ludwig Thoma erscheint ihr erstes Buch 1912 beim Verlag Albert Langen. Die Kritik ist gespalten. Es folgen die Lausdirndlgeschichten (1913) und der Roman Mathias Bichler (1914). Ein erster wirtschaftlicher Erfolg werden die patriotischen Kriegsgeschichten Unsere Bayern anno 1914/15 (1914-1915). Selbst Ludwig III. lädt die „Militärschriftstellerin“ nun zum Essen ein. 1915 wird Peter Benedix einberufen. Der Roman Die Rumplhanni – eine Erzählung erscheint 1916 und wird von der Kritik bejubelt. Der Roman Madam Bäuerin erscheint 1920.

Stil / Rezeption

Die ambivalente Beziehung zwischen Lena Christ und Peter Benedix hat die Schriftstellerin Asta Scheib 2002 in dem Roman In den Gärten des Herzens verarbeitet. 

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Simone Egger M.A.

Sekundärliteratur:

Goepfert, Günter (2002): Das Schicksal der Lena Christ. Rosenheim.

Pedarnig, Dietlind; Ziegler, Edda (Hg.) (2013): Bayerische Schriftstellerinnen. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 102-108.

Pöschl, Walter (1998/2000): 1918 – Das Schicksalsjahr der Lena Christ in Landshut. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 124-126, S. 261-261.

Lena Christ: Erinnerungen einer Überflüssigen. Rosenheim 2004.


Externe Links:

Literatur von Lena Christ im BVB

Literatur über Lena Christ im BVB

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