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Teil der Historischen Wasserversorgung von 1907 Tauchersreuth (Lauf an der Pegnitz)

Lauf an der Pegnitz

Das starke Gefälle („Laufen“) der Pegnitz und die verkehrsgünstige Lage haben entscheidend dazu beigetragen, dass sich Lauf in mehr als neun Jahrhunderten zu der bedeutendsten und größten Stadt des Landkreises Nürnberger Land entwickeln konnte.

Bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts dürfte am nördlichen Pegnitzufer eine dörfliche Siedlung entstanden sein, an die sich ein Jahrhundert später die großzügige Marktanlage mit dem Rathaus in der Mitte anschließt. Um 1275 werden erstmals vier Mühlen am Fluss erwähnt, die ebenso wie die Siedlung unter dem Schutz der Burg auf der Pegnitzinsel stehen. Dort hat ein Dienstmannengeschlecht des Kaisers seinen Sitz, dem die Verwaltung des Reichsgutes um Lauf übertragen worden ist.

Unter der Landesherrschaft der Wittelsbacher erfährt Lauf ab 1268 einen wirtschaftlichen Aufschwung; mit bedeutenden Rechtsverleihungen werden 1298 die Grundlagen für die Entwicklung zur Stadt geschaffen.

Seine mittelalterliche Blütezeit erlebt Lauf unter Kaiser Karl IV., der den Ort zu einem wichtigen Stützpunkt an der Goldenen Straße Prag-Nürnberg ausbaut. Karl verbrieft Lauf nicht nur die Stadtrechte, er errichtet auch eine bedeutende Münzstätte. An diese große Zeit erinnert noch heute die um 1360 vollendete Wasserburg, das „Wenzelschloss“, mit dem berühmten Wappensaal, dessen über 100 in Stein gehauene Wappen von der böhmischen Hausmacht Karls künden. Ab 1373 ist Lauf wieder im Besitz der Wittelsbacher; in diese Zeit fallen die Stiftung des noch heute bestehenden Glockengießerspitals und die Errichtung der Pfarrei Lauf.

Einen Wendepunkt in der Stadtgeschichte stellt das Jahr 1504 dar, als Lauf an die Reichsstadt Nürnberg fällt. Die Zugehörigkeit zum Nürnberger Landgebiet währt mehr als drei Jahrhunderte und findet noch heute im Stadtwappen bildhaften Ausdruck. Lauf wird Sitz eines reichsstädtischen Pflegers, der in der Burg residiert. Unter Nürnberger Oberhoheit erfolgt 1525 auch die Einführung der Reformation. Schwerste Zerstörungen erleidet die Stadt im Zweiten Markgrafenkrieg 1553, die imposante Ruine der Spitalkirche St. Leonhard hält die mahnende Erinnerung daran wach.

Durch seine Mühlen und Hammerwerke, den Tabakanbau, den Hopfenhandel und das Braugewerbe kann Lauf nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg seine Wirtschaftskraft neu stärken. Die stattlichen Fachwerk- und Sandsteinhäuser sowie die barocke Raumgestaltung der Johannis- und der Salvatorkirche sind dafür noch heute sichtbares Zeugnis.

V.l.n.r.: Wenzelschloss bei Lauf an der Pegnitz (die ehemalige Kaiserresidenz liegt auf einer Insel in der Pegnitz); Ansicht von Lauf von Mathäus Merian (Topographia Germaniae, um 1648); Lauf an der Pegnitz heute (c) Stadtbücherei Lauf.

Seit 1806 wieder zu Bayern gehörig, gewinnt Lauf im 19. Jahrhundert als Sitz verschiedener Ämter zentralörtliche Bedeutung für das Umland im unteren Pegnitztal. Die aufblühende keramische, holz- und metallverarbeitende Industrie, begünstigt durch den Anschluss an die Ostbahn und die Fichtelgebirgsbahn, zieht viele Arbeitskräfte aus Ostbayern an. Die Aufnahme von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Eingliederung von elf Landgemeinden im Rahmen der kommunalen Gebietsreform und die Ausweisung neuer Baugebiete lassen die Einwohnerzahl binnen weniger Jahrzehnte auf mehr als 27.000 anwachsen. Als Kreisstadt und Mittelzentrum im Osten des mittelfränkischen Ballungsraumes, als Sitz des Landratsamtes Nürnberger Land und anderer zentraler Einrichtungen im Bildungs- und Dienstleistungsbereich hat die traditionsreiche Stadt mit ihrer reizvollen Umgebung heute eine Bedeutung erlangt, die ihrer historischen Entwicklung gerecht wird.

Das kulturelle Leben wird durch zahlreiche Einrichtungen und Veranstaltungen geprägt, die sich mittlerweile auch über die Stadtgrenzen hinaus etabliert haben. Dazu gehören u.a. das Dehnberger Hof Theater mit seinen Aufführungen, Kammerkonzerten und Kabarettabenden, das Industrie Museum, das an ehemaligen Produktionsstandorten die Geschichte der Industrialisierung von 1900 bis 1950/60 dokumentiert, das Stadtarchiv mit den Städtischen Sammlungen und die Stadtbücherei mit den Laufer Literaturtagen, die sich inzwischen ein begeistertes Stammpublikum erobert haben, das von Jahr zu Jahr anwächst.

Auch das Fest der Nationen, das Altstadtfest, das traditionsreiche Kunigundenfest, das Brunnenfest und die „Hämmernkirchweih“ erfreuen sich nicht nur bei den Lauferinnen und Laufern großer Beliebtheit.

Die Stadt verbinden Partnerschaften mit dem französischen Brive-la-Gaillarde, dem schwedischen Nyköping, der Stadt Drama in Griechenland und Tirschenreuth in der Oberpfalz.

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