Iris Wolff stellte anlässlich der LesArt im fränkischen Schwabach ihren Roman "Lichtungen" vor
Die Lesung der aus Siebenbürgen stammenden Autorin Iris Wolff gehörte zu den Glanzpunkten der 28. LesArt. Das fränkische Literaturfestival zeigt auch 2024, dass es namhafte Autorinnen und Autoren gewinnen und ein zahlreiches Publikum anlocken kann. Über einen literarischen Abend in Schwabach.
*
Eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung ist es bereits dunkel in der Stadt Schwabach. Nur wenige Menschen halten sich draußen auf und auch der Verkehr ist an diesem Sonntagabend gering. Vor der Wirtschaft mit Namen Wilhelm Tell stehen zwei Raucher, und an einem Dönerstand schneidet der dort Arbeitende für drei Jugendliche das letzte Fleisch von dem mageren Drehspieß. Der Brunnen auf dem Stadtplatz ist in eine transparente Pyramide gehüllt. Aus der Kirche leuchtet Licht. Das Bürgerhaus ist jedoch voller Leute. Sie sitzen noch im Erdgeschoss bei einem Schoppen oder sind bereits hinaufgegangen in den Saal, wo an diesem Abend Iris Wolff aus ihrem aktuellen Roman Lichtungen liest.
150 Zuhörende füllen den Raum, das ist für eine Stadt mit 42.000 Einwohnern beachtlich. Die LesArt ist ein eingeführtes Festival für die fränkischen Städte Schwabach, Lauf und Ansbach. In Schwabach findet sie bereits zum 28. Mal statt. Bei der Einführung durch die Leiterin des Kulturamts, Sandra Hoffmann-Rivero, ist zu erfahren, dass mehr als fünf Prozent der Schwabacher rumäniendeutsche Wurzeln haben. Das ist ein möglicher Erkläransatz für den Andrang auf die Tickets. Aus Siebenbürgen, Herrmannstadt, stammt nämlich auch Autorin Iris Wolff und die Regionen in Rumänien, die durch deutsche Kultur und Menschen geprägt waren – dazu gehört auch das Banat. Im nördlichen Kreis Maramures, der an die Ukraine grenzt, gab es ebenfalls einen relevanten deutschsprachgien Bevölkerungsanteil. Dort spielt der Wolffs Buch Lichtungen.
Der Roman, der bereits im Frühjahr 2024 erschien, kam auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste, wie Moderator Werner Sittauer verrät. Lichtungen stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Das wäre ein zweiter Erkläransatz für den gut gefüllten Saal.
Iris Wolff lächelt viel und tritt sehr höflich auf. Sie liest einige Passagen aus dem Buch, gibt in erster Linie aber Einblicke in seine Entstehung. Die Geschichte ist ungewöhnlicherweise nicht chronologisch nach vorn, sondern nach hinten erzählt. Je weiter man fortschreitet, desto jünger werden die Figuren und desto älter die Zeiten. Die Autorin berichtet, dass sie zum ersten Mal einen Roman zu schreiben begonnen hat, ohne ihn im Vorhinein bereits konzipiert zu haben. Mitten in der Arbeit sei es ihr vorgekommen, als habe sie sich vielleicht verlaufen.
Schließlich ist doch ein fertiges Manuskript herausgekommen. An einem bestimmten Punkt lässt Wolff ihre Hauptfiguren zurück. Das Ende der Geschichte von Lev und Kato solle der Leser sich selbst ausmalen, sagt sie. Im Zusammenhang mit ihren Ausführungen über die zahlreichen Figuren und auch Tiere, die im Roman vorkommen und die nach Meinung der Autorin oft viel mehr Aufmerksamkeit verdienten, als sie erhielten, bringt Wolff die schöne Formulierung von der „Unschärfe der Welt“ in der erzählenden Literatur.
Auch die Frage, warum sie in ihren Werken immer von den Deutschen in Rumänien ausgehe, wirft die Autorin selbst auf. Es sei eine Welt, die „gerade noch so“ da sei. Es geht ihr demnach darum, etwas festzuhalten, das im Verschwinden begriffen ist. Generell sieht sie die Aufgabe von Literatur darin, Räume zu öffnen, die man in der Realität nicht begehen könne.
Am Ende des Abends ist noch Raum für eine kleine Fragerunde. Moderator Sittauer hat zu Beginn gesagt, Wolffs Sprache sei wie ein warmer, sanfter Regen. Der Applaus ist dagegen langanhaltend und stark.
Iris Wolff stellte anlässlich der LesArt im fränkischen Schwabach ihren Roman "Lichtungen" vor>
Die Lesung der aus Siebenbürgen stammenden Autorin Iris Wolff gehörte zu den Glanzpunkten der 28. LesArt. Das fränkische Literaturfestival zeigt auch 2024, dass es namhafte Autorinnen und Autoren gewinnen und ein zahlreiches Publikum anlocken kann. Über einen literarischen Abend in Schwabach.
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Eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung ist es bereits dunkel in der Stadt Schwabach. Nur wenige Menschen halten sich draußen auf und auch der Verkehr ist an diesem Sonntagabend gering. Vor der Wirtschaft mit Namen Wilhelm Tell stehen zwei Raucher, und an einem Dönerstand schneidet der dort Arbeitende für drei Jugendliche das letzte Fleisch von dem mageren Drehspieß. Der Brunnen auf dem Stadtplatz ist in eine transparente Pyramide gehüllt. Aus der Kirche leuchtet Licht. Das Bürgerhaus ist jedoch voller Leute. Sie sitzen noch im Erdgeschoss bei einem Schoppen oder sind bereits hinaufgegangen in den Saal, wo an diesem Abend Iris Wolff aus ihrem aktuellen Roman Lichtungen liest.
150 Zuhörende füllen den Raum, das ist für eine Stadt mit 42.000 Einwohnern beachtlich. Die LesArt ist ein eingeführtes Festival für die fränkischen Städte Schwabach, Lauf und Ansbach. In Schwabach findet sie bereits zum 28. Mal statt. Bei der Einführung durch die Leiterin des Kulturamts, Sandra Hoffmann-Rivero, ist zu erfahren, dass mehr als fünf Prozent der Schwabacher rumäniendeutsche Wurzeln haben. Das ist ein möglicher Erkläransatz für den Andrang auf die Tickets. Aus Siebenbürgen, Herrmannstadt, stammt nämlich auch Autorin Iris Wolff und die Regionen in Rumänien, die durch deutsche Kultur und Menschen geprägt waren – dazu gehört auch das Banat. Im nördlichen Kreis Maramures, der an die Ukraine grenzt, gab es ebenfalls einen relevanten deutschsprachgien Bevölkerungsanteil. Dort spielt der Wolffs Buch Lichtungen.
Der Roman, der bereits im Frühjahr 2024 erschien, kam auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste, wie Moderator Werner Sittauer verrät. Lichtungen stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Das wäre ein zweiter Erkläransatz für den gut gefüllten Saal.
Iris Wolff lächelt viel und tritt sehr höflich auf. Sie liest einige Passagen aus dem Buch, gibt in erster Linie aber Einblicke in seine Entstehung. Die Geschichte ist ungewöhnlicherweise nicht chronologisch nach vorn, sondern nach hinten erzählt. Je weiter man fortschreitet, desto jünger werden die Figuren und desto älter die Zeiten. Die Autorin berichtet, dass sie zum ersten Mal einen Roman zu schreiben begonnen hat, ohne ihn im Vorhinein bereits konzipiert zu haben. Mitten in der Arbeit sei es ihr vorgekommen, als habe sie sich vielleicht verlaufen.
Schließlich ist doch ein fertiges Manuskript herausgekommen. An einem bestimmten Punkt lässt Wolff ihre Hauptfiguren zurück. Das Ende der Geschichte von Lev und Kato solle der Leser sich selbst ausmalen, sagt sie. Im Zusammenhang mit ihren Ausführungen über die zahlreichen Figuren und auch Tiere, die im Roman vorkommen und die nach Meinung der Autorin oft viel mehr Aufmerksamkeit verdienten, als sie erhielten, bringt Wolff die schöne Formulierung von der „Unschärfe der Welt“ in der erzählenden Literatur.
Auch die Frage, warum sie in ihren Werken immer von den Deutschen in Rumänien ausgehe, wirft die Autorin selbst auf. Es sei eine Welt, die „gerade noch so“ da sei. Es geht ihr demnach darum, etwas festzuhalten, das im Verschwinden begriffen ist. Generell sieht sie die Aufgabe von Literatur darin, Räume zu öffnen, die man in der Realität nicht begehen könne.
Am Ende des Abends ist noch Raum für eine kleine Fragerunde. Moderator Sittauer hat zu Beginn gesagt, Wolffs Sprache sei wie ein warmer, sanfter Regen. Der Applaus ist dagegen langanhaltend und stark.