Info
Gegründet: 1980
Dauer: jährlich, vier Tage
Ort: Erlangen

Erlanger Poet*innenfest

Als „Auftakt zum Bücherherbst“ gilt das Erlanger Poet*innenfest, das seit 1980 jährlich stattfindet und seitdem eine feste Größe in der deutschen Literaturlandschaft darstellt. Alleinstellungsmerkmal sind die langen Lesenachmittage im Schlossgarten, bei denen über 100 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Publizistinnen und Wissenschaftler zu Gast sind.

 

Veranstaltungen

An den langen Lesenachmittagen tragen Autorinnen und Autoren im halbstündigen Rhythmus aus ihren Neuerscheinungen vor. Zum Programm des Festivals zählen des Weiteren die Bayern 2-Nacht der Poesie, die Erlanger Übersetzerinnen und Übersetzerwerkstatt, Ausstellungen, ein umfangreiches Filmprogramm und Veranstaltungen für Kinder und Familien. In den Podiumsdiskussionen geht es um aktuelle politische und globale Themen. 

 

Geschichte

Schnell erfreut sich das Poet*innenfest wachsender Beliebtheit, der ursprüngliche Veranstaltungsort im Burgberggarten ist den steigenden Zuschauerzahlen nicht mehr gewachsen. Man zieht um, erst ins Kulturzentrum E-Werk, bis 1992 das Poet*innenfest aus finanziellen Gründen ausfallen muss. Seit 1993 findet das Poet*innenfest Open Air an zahlreichen Orten rund um den Schlossgarten und in den verschiedensten Veranstaltungsräumen in Erlangen statt. 2002 steht das Poet*innenfest noch einmal kurz vor dem Aus – ausgerechnet zum 1000. Stadtjubiläum reicht der Etat angeblich nicht mehr aus. Aber die Literaturlandschaft wehrt sich, und so setzen sich Autorinnen und Autoren, Verlegerinnen, Verleger und das Publikum für das Poet*innenfest ein, bis der Stadtrat schließlich einlenkt.

Schließlich ist es attraktiv für Schriftstellerinnen, Schrifsteller und Publikum gleichermaßen – die Zuschauerzahl steigt weiter, bis sie sich bei rund 12.000 jährlichen Gästen einpendelt, während die Zahl der Autorinnen und Autoren auf über 100 anwächst. Grund dafür ist unter anderem der Termin. Schon seit den achtziger und neunziger Jahren wird vermehrt aus unveröffentlichten Texten gelesen, die meistens erst Wochen später auf den großen Buchmessen der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ein weiterer Glücksgriff ist die Kulisse im Schlossgarten, in dem sich die Gäste bei Bratwurst und Bier vor der Prunkfassade des Schlosses zwischen den Springbrunnen und ausladenden Bäumen überall auf der Wiese verteilen.

Hauptpodium im Schlossgarten, 32. Erlanger Poetenfest 2012. © Erlanger Poet*innenfest, Foto: Erich Malter

„Literatur und Natur sollen eine Symbiose finden“ – so das Konzept des damaligen Leiters des Erlanger Kulturamts Karl Manfred Fischer, der auf mehr als zwanzig Jahre Poet*innenfest zurückblicken kann. Und in diesen zwanzig Jahren treten auf dem Poet*innenfest viele Autorinnen und Autoren zum ersten Mal auf, die heute aus der Literaturlandschaft gar nicht mehr wegzudenken sind: Uwe Timm, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Ingo Schulze, Sybille Berg, Arno Geiger, Norbert Gstrein und viele mehr. Für Karl Manfred Fischer gehört das Poet*innenfest zum Erlanger Sommer wie die Festspiele zu Bayreuth oder Salzburg.

An diesem Stellenwert und am Ambiente ändert sich wenig, als 2003 Bodo Birk die Leitung übernimmt. Immer noch kommen viele Schreibende und Moderatorinnen und Moderatoren direkt aus ihrem Sommerurlaub nach Erlangen, auch den Übersetzerinnen und Übersetzern hat man einen ganzen Tag gewidmet.

Seinen regionalen Charakter legt das Poet*innenfest, abgesehen von Fränkischer Bratwurst und Bier, bald ab, und widmet sich Literatur aus dem gesamten deutschen Sprachraum. Trotzdem bleibt es ein Stück Erlanger Identität, wie man am Diskurs um den Hauptsponsor Areva, einem Tochterkonzern eines großen französischen Kernkraftunternehmers merkt. 2011 starten die Erlanger Bürger eine Crowdfunding-Kampagne: „Poesie ohne Uranstaub“ lautet die Devise, man fasst sich das Ziel, den größten Arbeitgeber der Stadt als Sponsor für das Poet*innenfest durch Spenden der Bürger überflüssig zu machen. Auch prominente Kulturschaffende, wie Konstantin Wecker und Fitzgerald Kusz, engagieren sich – über 15.000 Euro werden gesammelt. Die Stadt Erlangen lehnt diese Form der Finanzierung für das Poet*innenfest 2012 jedoch ab.

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