Hans Pleschinski
Hans Pleschinski wird am 23. Mai 1956 in Celle geboren und wächst im niedersächsischen Wittingen, unweit der deutsch-deutschen Grenze auf. In seiner autobiographischen Skizze Ostsucht (1993) schreibt er, er habe dort „eine glückliche Kindheit und beste frühe Jugend“ gehabt. Nach dem Abitur und Zivildienst zieht er 1976 nach München, um Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften zu studieren. Im Gepäck hat er das Manuskript zu einem Roman mit dem Titel „Ansichten und Aussichten einiger Leute von draußen“, das allerdings keinen Verleger findet. Hans Pleschinski schreibt, arbeitet beim Theater, in Kunstgalerien, beim Film und Hörfunk.
Das erste Buch von Hans Pleschinski Gabi Lenz. Werden & Wollen, eine Satire auf den Literaturbetrieb, erscheint 1984 im Haffmanns Verlag. Haffmanns veröffentlicht im selben Jahr auch den Reise- und Erziehungsroman Nach Ägyppten. Im Machwerk Verlag kommen die Satiren Frühstückshörnchen (1984) heraus. Es folgt 1985 der Mittelalterroman Pest und Moor. 1986 wird Hans Pleschinski mit dem Staatlichen Förderpreis für Schriftsteller in Bayern und dem Literaturförderpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Es erscheint das Buch Der Holzvulkan. Bericht einer Biografie (1986), mit dem Pleschinski dem obsessiven Bauherrn und Mäzen Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel ein literarisches Denkmal setzt. Auch mit seinen Übersetzungen und Briefeditionen widmet Pleschinski sich kulturgeschichtlichen Schätzen, vor allem dem höfischen Leben in Frankreich und Deutschland im 18. Jahrhundert. Er übersetzt, ediert und kommentiert den Briefwechsel von Voltaire und Friedrich dem Großen (1992), die Briefe von Madame de Pompadour Nie werde ich vergessen, Sie zärtlich zu lieben (1999) und das Geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ Nie war es herrlicher zu leben (2011).
Nach seinen Intentionen beim Schreiben gefragt, antwortet Hans Pleschinski einmal, er wolle „eine gewisse Festlichkeit und Lebensheiterkeit in die Literatur bringen“. Zweimal wird Pleschinski der Tukan-Preis der Stadt München verliehen: 1995 für Brabant. Roman zur See und 2002 für den autobiografischen Roman Bildnis eines Unsichtbaren, in dem er ein Porträt seines an Aids gestorbenen Freundes zeichnet. Für die Jury ist das Buch auch ein „München-Roman der besonderen Art“. In den nächsten Jahren entstehen die Bücher Leichtes Licht (2005), Verbot der Nüchternheit (2007) und Ludwigshöhe (2008). Die barocken Motive des Sterbens und der Lebensfreude stehen im Mittelpunkt von Ludwigshöhe, einem modernen Gesellschaftsroman, dessen Schauplatz eine zum Selbstmörderhospiz umfunktionierte Villa am Starnberger See ist. 2012 wird Hans Pleschinski mit dem Ernst-Hoferichter-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Ebenfalls 2012 wird er zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und zum Chevalier dans l'ordre des Arts et des Lettres ernannt. Im Juli 2013 erscheint sein Roman Königsallee, der einen Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers Thomas Mann im Nachkriegs-Deutschland der 1950er-Jahre zum Inhalt hat. 2018 folgt sein Roman Wiesenstein über die zerrissene Persönlichkeit Gerhart Hauptmanns und seine letzten Tage in Schlesien.
Hans Pleschinski lebt als freier Autor in München. 2014 erhält er für sein literarisches Gesamtwerk den Literaturpreis der Stadt München.
Sekundärliteratur:
Hans Pleschinski: Münchner Strategien. In: Literatur in Bayern 30, Nr. 120/Juni 2015, S. 27-29.
Rauchalles, Renée (2015): „Das Fragezeichen ist gefährlich, weil das ganze Leben eines ist“. Über den Schriftsteller Hans Pleschinski. In: Literatur in Bayern 30, Nr. 120, S. 25f.
Schweikert, Rudi [Red.] (2012): PEN-Zentrum Deutschland. Autorenlexikon 2012/2013. Wuppertal, S. 305f.
Externe Links:
Literatur von Hans Pleschinski im BVB
Hans Pleschinski wird am 23. Mai 1956 in Celle geboren und wächst im niedersächsischen Wittingen, unweit der deutsch-deutschen Grenze auf. In seiner autobiographischen Skizze Ostsucht (1993) schreibt er, er habe dort „eine glückliche Kindheit und beste frühe Jugend“ gehabt. Nach dem Abitur und Zivildienst zieht er 1976 nach München, um Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften zu studieren. Im Gepäck hat er das Manuskript zu einem Roman mit dem Titel „Ansichten und Aussichten einiger Leute von draußen“, das allerdings keinen Verleger findet. Hans Pleschinski schreibt, arbeitet beim Theater, in Kunstgalerien, beim Film und Hörfunk.
Das erste Buch von Hans Pleschinski Gabi Lenz. Werden & Wollen, eine Satire auf den Literaturbetrieb, erscheint 1984 im Haffmanns Verlag. Haffmanns veröffentlicht im selben Jahr auch den Reise- und Erziehungsroman Nach Ägyppten. Im Machwerk Verlag kommen die Satiren Frühstückshörnchen (1984) heraus. Es folgt 1985 der Mittelalterroman Pest und Moor. 1986 wird Hans Pleschinski mit dem Staatlichen Förderpreis für Schriftsteller in Bayern und dem Literaturförderpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Es erscheint das Buch Der Holzvulkan. Bericht einer Biografie (1986), mit dem Pleschinski dem obsessiven Bauherrn und Mäzen Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel ein literarisches Denkmal setzt. Auch mit seinen Übersetzungen und Briefeditionen widmet Pleschinski sich kulturgeschichtlichen Schätzen, vor allem dem höfischen Leben in Frankreich und Deutschland im 18. Jahrhundert. Er übersetzt, ediert und kommentiert den Briefwechsel von Voltaire und Friedrich dem Großen (1992), die Briefe von Madame de Pompadour Nie werde ich vergessen, Sie zärtlich zu lieben (1999) und das Geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ Nie war es herrlicher zu leben (2011).
Nach seinen Intentionen beim Schreiben gefragt, antwortet Hans Pleschinski einmal, er wolle „eine gewisse Festlichkeit und Lebensheiterkeit in die Literatur bringen“. Zweimal wird Pleschinski der Tukan-Preis der Stadt München verliehen: 1995 für Brabant. Roman zur See und 2002 für den autobiografischen Roman Bildnis eines Unsichtbaren, in dem er ein Porträt seines an Aids gestorbenen Freundes zeichnet. Für die Jury ist das Buch auch ein „München-Roman der besonderen Art“. In den nächsten Jahren entstehen die Bücher Leichtes Licht (2005), Verbot der Nüchternheit (2007) und Ludwigshöhe (2008). Die barocken Motive des Sterbens und der Lebensfreude stehen im Mittelpunkt von Ludwigshöhe, einem modernen Gesellschaftsroman, dessen Schauplatz eine zum Selbstmörderhospiz umfunktionierte Villa am Starnberger See ist. 2012 wird Hans Pleschinski mit dem Ernst-Hoferichter-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Ebenfalls 2012 wird er zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und zum Chevalier dans l'ordre des Arts et des Lettres ernannt. Im Juli 2013 erscheint sein Roman Königsallee, der einen Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers Thomas Mann im Nachkriegs-Deutschland der 1950er-Jahre zum Inhalt hat. 2018 folgt sein Roman Wiesenstein über die zerrissene Persönlichkeit Gerhart Hauptmanns und seine letzten Tage in Schlesien.
Hans Pleschinski lebt als freier Autor in München. 2014 erhält er für sein literarisches Gesamtwerk den Literaturpreis der Stadt München.
Hans Pleschinski: Münchner Strategien. In: Literatur in Bayern 30, Nr. 120/Juni 2015, S. 27-29.
Rauchalles, Renée (2015): „Das Fragezeichen ist gefährlich, weil das ganze Leben eines ist“. Über den Schriftsteller Hans Pleschinski. In: Literatur in Bayern 30, Nr. 120, S. 25f.
Schweikert, Rudi [Red.] (2012): PEN-Zentrum Deutschland. Autorenlexikon 2012/2013. Wuppertal, S. 305f.
Kommentare
Frühjahr 1945. Die Rote Armee rückt auf Oberschlesien vor. Der große Weltkrieg ist für die Deutschen längst verloren und dennoch bombardiert die englische und amerikanische Air Force am 13. /14. Februar 1945 das barocke Dresden. Auch meine aus Oberschlesien geflüchtete Mutter erlebt mit meinen drei Geschwistern (14, 11, 4 Jahre alt) in einem RB-Eisenbahntreck (von Görlitz kommend) dieses unglaubliche Inferno hautnah. Der greise schlesische Literatur-Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (Die Weber, Hanneles Himmelfahrt, Bahnwärter Thiel) ist zufällig ebenfalls Zeuge dieser sinnlosen Tat und notiert von einem Sanatorium oberhalb der Stadt aus: „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“ Gerhart Hauptmanns Reich geht zu Ende und er will nur noch zurück in sein Schlesien. Schon einmal hatte der großartige oberschlesische Erzähler Horst Bienek es in seinem faszinierenden Roman Erde und Feuer (1982) – dem vierten Band seiner Gleiwitz-Tetralogie – gewagt, den schlesischen „Alten vom Wiesenstein“ real und fiktiv einzubauen – was ihm auch anschaulich gelungen ist. Mit seinem neuen Roman Wiesenstein setzt nun der renommierte Münchner Schriftsteller Hans Pleschinski (meine große Schwester Ursel hatte in Oppeln/OS eine Schulkameradin gleichen Familiennamens!) dem Nobelpreisträger von 1912 und schlesischen Mystiker (1862-1946) in seinem opulenten Roman eine Hommage, die sich sehr an der damaligen Realität orientiert. Packend, eindringlich, besonders für junge Leser interessant – die ja im Deutsch-Unterricht kaum noch etwas von Gerhart Hauptmann zu hören bzw. zu lesen bekommen – ist dieses gelungene Werk nicht nur eine menschliche Annäherung an einen großen dichterischen Zeitgeist, sondern gleichzeitig auch ein menschlicher Abgesang an eine gewesene deutsche Kulturlandschaft zwischen Böhmen und Polen. Für die bayerischen Literaturfreunde ist interessant, dass die Spur der Verladung des Gerhart-Hauptmann-Archivs (S. 65 des Romans) am 7. März 1945 in die nördliche Oberpfalz führt, ins Schloss Kaibitz unweit der Stadt Kemnath (Landkreis Tirschenreuth) des Gerhart Hauptmann-Freundes Erich Ebermayer (1900-1970). Am 18. Dezember 1945 holt Gerhart Hauptmann-Sohn Benvenuto den „Schatz vom Wiesenstein“ nach Garmisch-Partenkirchen in die Villa des Komponisten Richard Strauss. Später gelangt er noch bis nach Ronco bei Ascona im Tessin... Gerhart Hauptmann schreibt in einem Brief vom 5. Februar 1946: „Es steckt Ungehobenes in meinem Werk, das der Gegenwart und zukünftigen Zeit viel, viel helfen kann.“ Sicherlich hat Hans Pleschinski mit seinem faszinierenden Roman Wiesenstein dazu auch einen wissenschaftlichen Anstoß gegeben. Vielleicht hat sein Roman auch eine Gerhart-Hauptmann-Leserenaissance eingeleitet? Wünschenswert wäre es auf alle Fälle!