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02.10.2019, 11:32 Uhr
Karen Wenzel
Spektakula
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© Literaturportal Bayern / Karen Wenzel

Die Internationale Jugendbibliothek feierte ihr Jubiläum in Schloss Blutenburg

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© Literaturportal Bayern / Karen Wenzel

Die Internationale Jugendbibliothek (IJB) wurde 1949 von Jella Lepman gegründet, damals noch in einer Villa in der Münchner Innenstadt. Als erste internationale Bibliothek für Kinder- und Jugendliteratur ist sie inzwischen ein anerkanntes Zentrum für dieses Genre. Heute stellt die IJB die weltweit größte Bibliothek für Kinder- und Jugendliteratur dar. Zu Ehren des Werks, das Jella Lepman für weitreichende Generationen geschaffen hat, fand am 20. September 2019 eine Feier in Schloss Blutenburg statt. Am Vormittag traten unterschiedliche Redner mit Festreden auf, um der IJB zu ihrem 70-jährigen Bestehen zu gratulieren. Am Nachmittag wurde dann das Fest für alle BesucherInnen geöffnet und mündete in einem bunten Familienprogramm im Schloss.

Den Auftakt zum geschlossenen Vormittagsprogramm machte Dr. Rolf Griebel, der Vorsitzende des Stiftungsrats der Internationalen Jugendbibliothek und ehemaliger Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek. Neben einer kurzen Einführung über die Gründerin Jella Lepman und die Bibliothek in ihren Anfängen begrüßte er alle Anwesenden. Im Publikum befanden sich neben Förderern und MitarbeiterInnen der Bibliothek auch AutorInnen, IllustratorInnen und zum Teil internationale KooperationspartnerInnen wie z.B. der außerordentliche Botschafter von Japan Takeshi Yagi. Dr. Griebel beschrieb laufende Projekte der IJB und beendete seine Rede mit einer Danksagung. Nach ihm trat auch die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche, Dr. Franziska Giffey, als Rednerin auf. Fast hätte die Ministerin für Regierungsgespräche in Berlin bleiben müssen, konnte dann aber doch noch nach München kommen, zu ihrer eigenen Freude, wie sie versicherte. In ihrer Rede betonte sie die Wichtigkeit des Zugangs zur „Welt der Bücher“ für Kinder und deren Entwicklung und gratulierte der IJB im Namen der Bundesregierung zum Jubiläum. Auch der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo, rühmte in seiner humoristisch angehauchten Rede die Wirkung und Bedeutung von Literatur im Kindesalter. Abschließend trat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ans Rednerpult, obwohl er eigentlich bereits in den Vorbereitungen zum Oktoberfest stand. Nach einem Lob des politischen Engagements der heutigen Kinder bei Aktionen wie „Fridays for Future“ sicherte Reiter auch in Zukunft der IJB finanzielle Unterstützung durch die Stadt München zu.

Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus Prof. Dr. Michael Piazolo und die Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek Dr. Christiane Raabe © Stiftung IJB / Wolfgang Maria Weber

Die Festrede hielt der in Kiel lebende Lyriker und Autor Arne Rautenberg. In seiner Rede mit dem ansprechenden Titel Anmerkungen zur Verzauberung durch Sprache erzählte er von seiner persönlichen Erfahrung mit Kindern und Literatur. Angefangen von seinen Begegnungen mit bekannten Klassikern der deutschen Kinderliteratur sprach er über die allgemeine Wirkung der Kinderbücher als „markante Wegmarken kindlicher Leseerfahrung“. Rautenberg berichtete über seine eigene Arbeit an Schulen, um Kinder und Jugendliche in Kontakt mit Literatur, speziell auch der Lyrik, zu bringen. Wie seine VorrednerInnen betonte er die immense Bedeutung von Lesen und Literatur für Kinder, um die Fantasie anzuregen und kritisches Denken zu entwickeln. Der Lyriker gratulierte dem „Alexandria der Kinder- und Jugendliteratur“, wie er die IJB nannte, und schloss seinen Vortrag mit einem Gedicht über die Faszination über den sprachlichen Wortschatz: ich habe diesen ort entdeckt / den ort in dem der wortschatz steckt.

Abschließend ergriff Dr. Christiane Raabe, die Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek, das Wort, um allen Beteiligten und Anwesenden zu danken. Ihr Dank richtete sich auch an die SpenderInnen von jährlich ca. 11.000 Neuerscheinungen in der Bibliothek, die ausschließlich auf Schenkungen beruhen. Zusätzlich hob sie die Internationalität der Bibliothek hervor. Das am Nachmittag allgemein zugängliche Programm wurde in Kooperation mit Ländern wie der Schweiz, Ägypten, Japan, Slowenien und anderen organisiert.

Als Intermezzo zwischen den Reden wurde eine Eigeninterpretation des musikalischen Maskenspiels Konferenz der Tiere frei nach Erich Kästner und Jella Lepman von einigen Kindern aufgeführt. Im Vorfeld hatten die ProjektleiterInnen Micaela Czisch und Valdir Ferreiera Mendes zusammen mit den Kindern deren aktuelle Gesellschaftsprobleme und -ängste herausgearbeitet.

© Stiftung IJB / Wolfgang Maria Weber

Das ganze Programm wurde vom Percussion Duo Peter Fleckenstein und Quirin Reichl musikalisch begleitet. Auf unterschiedlichen Instrumenten sorgten die beiden mit ihrem Zusammenspiel für einen energisch-rhythmischen Rahmen.

Am Nachmittag wurde das Gelände für alle BesucherInnen geöffnet und Lesungen und Workshops abgehalten. Das Angebot gliederte sich in ein Märchen- bzw. Geschichtenprogramm, in Workshops zum Mitmachen und in ein Bühnenprogramm, welches auf zwei Säle aufgeteilt wurde. Auch hier wurde die Internationalität der IJB deutlich, indem die BesucherInnen beispielsweise sowohl schweizerischen als auch arabischen Kindergeschichten lauschen konnten. Interdisziplinär konnten sie sich in einem vielfältigen Angebot bewegen, japanische Tänze erlernen oder Schmuck mit einer französischen Künstlerin herstellen.

Medienpartner des Festtags waren unter anderem das Literaturradio Hörbahn mit Reportage und Interviews sowie das Literaturportal Bayern.

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