Info
Geb.: 15.11.1925 in Kreuzburg (Kluczbork)
Gest.: 26.10.2003 in Rotthalmünster
Heinz Piontek im Juli 1970 (Bayerische Staatsbibliothek München/Timpe)
Wirkungsorte:
Dillingen
Lauingen

Heinz Piontek

Heinz Piontek (1925-2003) zeichnet sich als Schriftsteller, Lyriker und Herausgeber aus. Er wirkt als literarischer Nachfahre der Naturlyriker Oskar Loerke und Wilhelm Lehmann, seine Erzählungen erscheinen in zahlreichen Anthologien und Lesebüchern. 

Werdegang

Heinz Piontek entstammt einer schlesischen Bauernfamilie. Vermutlich entstammt er der Kreuzburger Sippe der Freytags: Piontek ist der polnischsprachige Name für „Freitag“ (Gustav Freytag [1816-1895], der Romancier von Soll und Haben und Die Ahnen, war gleichfalls gebürtiger Kreuzburger). Auch in seinem autobiografischen Roman Zeit meines Lebens (1984) schildert Heinz Piontek, wie ihn sein Lehrer in der Schule auf „seinen großen Vorfahren“ hinweist.

Die wichtigste Zäsur in seinem Leben stellt der Zweite Weltkrieg dar: 1943 wird er von der Schulbank weg in die Armee einberufen, 1945 gerät er in Bayern in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung daraus lebt er eine Zeitlang erst in Waldmünchen. 1947 zieht er nach Lauingen, holt dort das Abitur nach und beginnt ein geisteswissenschaftliches Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen. Er veröffentlicht erste Texte in literarischen Zeitungen, macht sich bald auch als Literaturkritiker einen Namen. Ab 1961 lebt er in München.

In den 1960er- und 1970er-Jahren wird Piontek immer mehr als „Außenseiter“ gehandhabt und zieht sich zunehmend aus dem Literaturbetrieb zurück. Bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises im Jahr 1976 werden Vorwürfe des Eskapismus und des mangelnden gesellschaftlichen Engagements gegen ihn laut. 

Wichtige Werke (Auswahl)

1952 veröffentlicht Piontek den ersten Gedichtband Die Furt, im Jahr darauf folgt Die Rauchfahne, die beide für große Aufmerksamkeit sorgen und den Dichter als literarischen Nachfahren der Naturlyriker Oskar Loerke und Wilhelm Lehmann erscheinen lassen. Kaum weniger populär sind allerdings seine Erzählungen, die sich in zahlreichen Anthologien und Lesebüchern wiederfinden.

Die Stadt München wird zum Thema einer Trilogie, für deren ersten Band Die mittleren Jahre, der von einer Rückkehr in die bayerische Hauptstadt handelt. Hier finden auch die  Geschwister Scholl, Alexander Schmorells und Professor Kurt Hubers Erwähnung. 1976 folgt der zweite München-Roman Dichterleben, 1979 der dritte Teil Juttas Neffe. Große Beachtung erfährt auch der autobiografische Roman Zeit meines Lebens von 1984, der von Pionteks Kindheit in Schlesien erzählt. Der zweite Teil seiner romanhaften Biografie Stunde der Überlebenden erscheint 1989. Mit Goethe unterwegs in Schlesien: fast ein Roman (1993) gelingt Piontek eine Hommage auf seine Geburtsheimat Schlesien.

Der Schriftsteller gilt zudem als wichtiger Herausgeber sowohl von Lyrik- und Prosa-Anthologien als auch von literarischen Jahrbüchern (Ensemble, 1969-1979) und seiner eigenen Münchner Edition (1980-1986).

Stil / Rezeption

Als Oberschlesier widmet sich Heinz Piontek auch der Polnischen Literatur. In Polen selbst werden seine Werke ebenfalls beachtet, z.B. 2020 mit dem in Breslau erschienenen Przed oczami, Própy starania, das von Studierenden des Germanistischen Instituts der Universität Breslau verfasst wird. 

Der umfangreiche literarische Nachlass Pionteks wird in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt. Das Heinz-Piontek-Museum in Lauingen an der Donau beherbergt Dokumente, Briefe und Fotos zu Herkunft und Biografie, Erstausgaben und Handexemplare seines Werkes, Heinz Pionteks Spezialsammlung zeitgenössischer Lyrik von 1945–2000, Zeichnungen und Aquarelle, Tondokumente sowie Pressestimmen und Rezensionen zum Werk des Schriftstellers.

Preise & Auszeichnungen

1967 wird er mit dem Förderpreis Literatur der Stadt München ausgezeichnet. 1971 erhält er den Tukan-Preis, 1976 den Büchnerpreis und 1985 wird ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1992 der Bayerische Verdienstorden verliehen.

Mitgliedschaften

Heinz Piontek war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des PEN-Zentrums. 

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.

Hirner, Anton (Hg.) (2020): Postlose Wochenenden gab es selten bei uns. Heinz Pionteks Briefe an die Familie und Margrit Dürring. Wolff Verlag, Berlin. 

Ders. (2023): Heinz Piontek – der Schriftsteller in München. Allitera-Verlag München.

Lubos, Arno (1974): Geschichte der Literatur Schlesiens. Bd. 3. Bergstadtverlag Korn, München, S. 421-432.

Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 2. Nymphenburger Verlag, München, S. 935-937.

Moser, Dietz-Rüdiger; Sammer, Marianne (Hg.) (2000): Heinz Piontek zum 75. Geburtstag am 25. November 2000 (Literatur in Bayern, Sonderheft). URL: http://www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:355-ubr09715-6, (14.04.2014).

Rauchalles, Renèe (2014): Heinz Piontek (1925-2003). Die Donaustadt Lauingen ehrt den vielseitigen Schriftsteller mit einem Museum. In: Literatur in Bayern 116, S. 6-9.

Dies. (2021): Postlose Wochenenden gab es selten bei uns. Heinz Pionteks Briefe an seine Familie. In: Literatur in Bayern 146, S. 32f.

Schweiggert, Alfons (2004): Heinz Piontek (15.11.1925 – 26.10.2003). Das Menschenmögliche von Dichtung zeigen. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 255.


Externe Links:

Literatur von Heinz Piontek im BVB

Literatur über Heinz Piontek im BVB

Heinz Piontek in der Wikipedia

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