Info
Geb.: 23. 8.1914 in München
Gest.: 25.1.1996 in München
Sigi Sommer (links) im Gespräch mit Ernst Müller Meiningen jr. beim Münchner Fasching 1955 (Bayerische Staatsbibliothek/Fruhstorfer)
Namensvarianten: Siegfried Sommer

Sigi Sommer

Sigi Sommer wird am 23. August 1914 in München geboren und verbringt die ersten Jahre seines Lebens als Pflegekind bei einer Familie in Niederbayern. Sein Vater ist ein Münchner Möbelrestaurator und gründet aus Begeisterung für den Wilden Westen 1913 den Cowboyclub München. Von 1920 bis 1928 besucht Sigi Sommer die Volkshauptschule am Gotzinger Platz im Münchner Stadtteil Sendling. Er ist ein guter Schüler und wird in seinem Abschlusszeugnis mit dem Vermerk „Berechtigt zu besten Hoffnungen“ ausgezeichnet. Anschließend absolviert er eine Lehre zum Elektrotechniker und betätigt sich in seiner Freizeit als Amateurboxer.

Schon früh beginnt Sigi Sommer zu schreiben; 1937 wird seine Kurzgeschichte Der Bart in der Zeitschrift Jugend veröffentlicht. Ab 1939 erlebt er als Soldat der Wehrmacht die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Auch während des Krieges schreibt er Gedichte und gewinnt bei einem Literaturwettbewerb 1000 Reichsmark und 14 Tage Urlaub, der ihm das Vorrücken nach Stalingrad erspart. Zuletzt ist er in der Ukraine und in Ostpreußen stationiert. Seine Aufzeichnungen über den Weg zurück von der ostpreußischen Front in seine Heimatstadt München publiziert Sigi Sommer erstmals 1965.

1943 heiratet Sommer Ellen Spielberger. 1945 kehrt er nach München zurück und arbeitet als Lokalreporter und Sportberichterstatter für die Süddeutsche Zeitung. Für die Tageszeitung schreibt er 1948 Reportagen und Plaudereien und ist vom ersten Tag an Mitarbeiter der neu gegründeten Abendzeitung. Von 1948 bis 1987 erscheint dort wöchentlich seine Kolumne Blasius der Spaziergänger, die Sigi Sommer zum scharf beobachtenden Chronisten seiner Zeit und zum beliebtesten Journalisten Münchens macht. Insgesamt 6000 dieser frechen und amüsanten Kolumnen über das Alltagsleben und die Welt der kleinen Leute in München verfasst der legendäre Stadtflaneur im Laufe der Zeit. 1953 kommt sein erster Roman Und keiner weint mir nach heraus, den Bertolt Brecht als den besten der Nachkriegszeit bezeichnet. Es folgt der Roman Meine 99 Bräute (1956), der 1958 unter der Regie von Alfred Vohrer verfilmt wird. In den 1950er- und 1960er-Jahren ist Sommer als Schriftsteller, Kolumnist und Gastautor für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften wie den Münchner Stadtanzeiger, die Wienerwald Zeitschrift und die Frankfurter Rundschau tätig. Regelmäßig schreibt er die Lokalspitze für die Süddeutsche Zeitung. 1969 findet an den Münchner Kammerspielen die Uraufführung seines Theaterstücks Marile Kosemund statt. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen u.a. der Karl-Valentin-Orden (1975), der Schwabinger Kunstpreis (1976), die Medaille „München leuchtet“ in Gold (1978), der Bayerische Verdienstorden (1979), der Ernst-Hoferichter-Preis (1983), das Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1987) und die Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München (1989). Insgesamt veröffentlicht Sigi Sommer während seines Arbeitslebens über 40 Bücher, seine letzte Blasius-Kolumne erscheint 1987.

Am 25. Januar 1996 stirbt der Autor in München. Zur Trauerfeier in der Theatinerkirche erscheinen mehrere tausend Menschen. Im selben Jahr hat der Film Und keiner weint mir nach unter der Regie von Josef Vilsmaier Premiere. Am Münchner Roseneck erinnert eine Bronzestatue an den Journalisten und Spaziergänger Sigi Sommer.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Meyer, Werner (2004): Wie rasend verfliegen die Jahr. Sigi Sommer – Chronist, Journalist, Spaziergänger. München.


Externe Links:

Literatur von Sigi Sommer im BVB

Literatur über Sigi Sommer im BVB

Und keiner weint mir nach im Historischen Lexikon Bayerns