Info
Geb.: 28. 7.1932 in Nürnberg
Gest.: 30.10.2019 in Nürnberg
© Fachverlag Hans Carl
Namensvarianten: Kinast-Edi

Eduard Dietz

Eduard Dietz ist zwar in Nürnberg geboren, wird aber kriegsbedingt 1943 in die Oberpfalz evakuiert und wächst im Markt Breitenbrunn (Lkr. Neumarkt) im Altmühltal in bescheidenen Verhältnissen auf. Er erlernt den Beruf eines Bau- und Möbeltischlers, absolviert eine Ausbildung zum technischen Zeichner und wächst – an der Sprachgrenze Oberpfalz/Franken – dialektal „mehrsprachig“ auf. Seit 1955 wohnt Eduard Dietz wieder in Nürnberg.

Die Liebe zu seinen beiden Heimatregionen drückt sich besonders in seinen Mundartdichtungen aus – sowohl in der Nürnberger als auch Oberpfälzer Mundart. Als Oberpfälzer Dialektdichter nennt er sich nach seinem traditionellen Hausnamen „Kinast-Edi“: „Lang bevor daß a Schrift gebm hot,/ hotsis schou gebm, unsa Sprouch./ Und äitz mächtma halt aa/ In unserer Sprouch/ schreibm.“

1980 veröffentlicht Eduard Dietz seinen ersten fränkischen Mundartband Es woar alles ganz anderscht, 1981 als „Kinast-Edi“ sein A Falk mächt i sei. Gedanken zwischen Altmühl und Naab. Es folgen in Nürnberger Mundart Iich sooch goarnix (1984), Dou gibbts nix zum Lachn (1988), Wäis Lebm asuu läfft (1992) und Weihnachtn aaf Fränkisch. Jeds Joahr widder. Gedankn rund um Weihnachtn und Advent (1989, 4. Aufl. 2008). Letzteres wird von dem bekannten bayerischen Volksschauspieler und Fernsehkommissar Wilfried Klaus (*1941) bis heute als Kulturevent in Kirchen und Sälen präsentiert. Schon zu Weihnachten 1986 ist Eduard Dietzens Sankt Jakober Hirtenerzählung in der ev.-luth. St. Jakobskirche in Nürnberg erstmals szenisch zu hören: eine Weihnachtsgeschichte aus Sicht eines Hirten, seiner Frau und einer Hebamme, ganz in der Tradition der literarischen Klassiker von Ludwig Thoma und Otfried Preußler. Eine Renaissance erlebt sie schließlich 2017 bei einer fränkisch gestalteten Christmette in der ev. St. Jakobus-Kirche der Stadt Stein. Den Text lesen die Schauspielerin Antje Cornelissen und die Pfarrerin Birgit Winkler.

Chronistisch geht es in seiner Oberpfälzer Heimatgeschichte Preitprunnin: 2000 Jahre Geschichte im Tal der Laber (1986) zu. Schon 1976 hat Eduard Dietz die Festschrift zur 1100 Jahrfeier. Markt Breitenbrunn 1100 Jahre verfasst. Oberpfälzer Geschichte vereint auch sein Erzählband Die viereckige Seel. Geschichten aus der bairischen Landschaft (1992).

1984 veröffentlicht Eduard Dietz in Hochdeutsch seinen sozialen Entwicklungsroman Steinlese, in dem er die Lebensgeschichte seines Großvaters erzählt. Zeitlich zwischen 1884 bis 1952 angesiedelt, entfaltet Dietz nicht nur die Geschichte eines einfachen und mühseligen Bauern-, Soldaten- und Arbeiterlebens, sondern schildert auch am Beispiel eines zeitgenössischen Dorf- und Heimatromans das gesellschaftliche Spiegelbild des abgelegenen kleinen Ortes Laber im Altmühltal. Steinlese ist gleichzeitig eine persönliche Hommage an die karge und doch heimatliche Oberpfalz, die „Steinpfalz“:

Die Landschaft seiner Kindheit lag da, wo immer schon die Not zu Hause war und wo auf den Feldern die Steine wachsen. Es ist die Landschaft, die der Schönwerth-Sage nach nicht einmal der Teufel haben wollte, als sie ihm vom Herrgott angeboten wurde: „Pf'halt's!“, soll er gesagt haben, und damit hat er ihr auch gleich den Namen gegeben: Pfalz, die obere Pfalz, die Oberpfalz ist es und wohl in ihrer steinigsten Ecke wurde er [der Großvater] geboren [...].

Der Roman gehört neben Carlamaria Heims Josefa Halbinger. Jahrgang 1900, Anna Wimschneiders Herbstmilch oder Werner Fritschs Lebensgeschichte des Oberpfälzer Knechts Cherubim in die Reihe „Erzählen vom eigenen Leben“ (Eberhard Dünninger) und eröffnet – aufgrund des Lebensschicksals des Großvaters – eine neue Dimension des sprachlichen Zugangs, durchaus inspiriert von Oskar Maria Grafs Das Leben meiner Mutter.

Der ebenso wie Dietz aus dem Landkreis Neumarkt stammende Münchner Filmregisseur Josef Rödl erarbeitet für Steinlese schließlich ein Film-Exposé für das ZDF. Die Ausarbeitung fällt allerdings zeitlich mit der Heimattrilogie Heimat – Eine deutsche Chronik (1984) des Regisseurs Edgar Reitz zusammen, weshalb Steinlese filmisch ins Hintertreffen gerät.

In zahlreichen Anthologien ist Eduard Dietz vertreten, so in Erika Eichenseers Oberpfälzer Mundart-Lesebuch (1983, 3. Aufl. 1997), im Lesebuch des „Sindlbacher Kreises“ Wouher da Wind waht. Gereimtes und Ungereimtes aus der Oberpfalz (1985), in Mein Juraland-Lesebuch (1988) von Gerold Bielohlawek-Hübel, in Mit Kindern Nürnberg entdecken. Ein Nürnbergbuch für kleine und große Leute (1991) von Ulrike Fritz sowie in Eberhard Dünningers Kern Teutschlands, Oberpfalz, Dein Ruhm hat mich entbrannt. Literarische Entdeckungsreise durch zwölf Jahrhunderte (1992).

Am 15. März 1985 kommt es in Weiden zu einer „Oberpfälzer Gemeinschaftsmundartlesung“ mit Eduard Dietz und seinen Mundartkollegen Harald Grill (Wald) und Ludwig „Wigg“ Bäuml (Waldthurn/Kallmünz). Im Mai 1987 nimmt Dietz auch an den 3. Weidener Literaturtagen „Mundart – Was ist das?“ teil.

1990 sendet der Bayerische Rundfunk mit Allmächt Albrecht. Zwaa Närmbercher Masterstückle (Regie: Herbert Lehnert) sein Hörspiel über die Gestalten des Nürnberger Olymps: Albrecht Dürer, Peter Vischer sowie Hans Sachs. 1991 wird sein Hörspiel Golliad (Regie: Herbert Lehnert) gesendet, das von einem kleinwüchsigen fränkischen Gelegenheitsarbeiter handelt, der den Scherznamen „Golliad“ erhält. Eine Immobilienfirma bietet für dessen Grundstück eine enorme Summe, um darauf ein mondänes Altersheim zu bauen. Doch das Schicksal hat für Golliad kein bürgerlich gesichertes Leben zugedacht, alles bleibt beim Alten.

Eduard Dietz ist Mitglied im „Sindlbacher Kreis“. Seit einem Seminar des Bezirks Oberpfalz im Sommer 1982 nennen sich die MundartautorInnen der westlichen Oberpfalz Anneliese Bachert, Eduard Dietz, Josef Fechner, Georg Gick und Helga Hollweck nach einer Zusammenkunft in Sindlbach „Sindlbacher Kreis“.

Ende Oktober 2019 stirbt Eduard Dietz in Nürnberg. Am 25. November 2019 findet die Urnenbeisetzung auf dem Nürnberger Westfriedhof statt.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

De Gruyter, Walter (2004): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begr. von Wilhelm Kosch, hg. von Lutz Hagestedt. Bd. 6. München, S. 249f.

swp (2019): Trauer um Eduard Dietz. Mit 87 Jahren ist Ende Oktober in Nürnberg der Schriftsteller Eduard Dietz gestorben, In: Donaukurier (Beilngries), Lokales, vom 11. November.


Externe Links:

Literatur von Eduard Dietz im BVB

Fränkische Dialekte im Historischen Lexikon Bayerns