„Bayern ist nicht (nur) München...“ (1). Von Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbblogs/corona/klein/Bartoli_Stauner_500.jpg
Schreiben zusammen einen Blog über die bairische Sprache in Form einer Email-Korrespondenz: Petra Bartoli y Eckert (l.) und Gerda Stauner.

Die in Niederbayern aufgewachsene Autorin Petra Bartoli y Eckert arbeitet in Form einer literarischen Email-Korrespondenz mit der Oberpfälzer Autorin Gerda Stauner auf, was die wunderbare und klangvolle Sprache in ihren jeweiligen Heimatbezirken ausmacht. Dabei zeigen sie besonders schöne Beispiele von Begriffen oder Redewendungen auf, die die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat begreifbar machen. In ihren Texten driften die Autorinnen jedoch nicht in sprachwissenschaftliche Gewässer ab, sondern formulieren ihre Beiträge stets so, dass auch ein Zugezogener dem Geschriebenen gut folgen kann.

Mit der folgenden achtteiligen Blogreihe über die bairische Sprache beteiligen sich Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner an „Neustart Freie Szene – Literatur“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung der Freien Szene in Bayern. Alle bisherigen Beiträge des Projekts finden Sie HIER.

*

Sich begrüßen, verabschieden und ansprechen (1)

 

Von: Gerda Stauner
An: Petra Bartoli y Eckert
Betreff: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.
Liebe Petra,

oder soll ich stattdessen „Servus Petra“ sagen? Damit gemeint ist ja „Ich bin dir zu Diensten“, und das klingt doch ein wenig überholt. Oder ich beginne mit einem einfachen „Grüß Gott“, wobei ich nicht weiß, ob und welchem Gott du zugetan bist. Auch ein wenig heikel. Ein schlichtes „Hallo“ kommt eher nicht infrage, zu neudeutsch und für unseren Blog nicht zu gebrauchen. Was meinst du, womit begrüße ich dich auf eine gute, niederbayerische Art?

Liebe Grüße (die sind immer unverfänglich und gelten sicher auch in ganz Bayern)

Gerda
--
Gerda Stauner
Freie Autorin

email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
website: www.gerda-stauner.de

 

Von: Petra Bartoli y Eckert
An: Gerda Stauner
Betreff: Re: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.

Habe die Ehre, Gerda!

Ja, diese Begrüßung wird immer noch in Niederbayern verwendet – und es ist mir tatsächlich eine Ehre, dich als Kollegin zu wissen. Wobei „Ehre“ ja dem mittelhochdeutschen „ere“ entspringt, was nicht nur Ehrerbietung, sondern auch „Sieg“ oder „Herrschaft“ bedeutet. Also ist das vielleicht doch keine angemessene Form, dich zu begrüßen. Denn nein, Herrschaftszeiten, ich möchte mit meiner Begrüßung keinen Machtkampf anzetteln, wer von uns beiden der anderen womöglich gar überlegen ist.

Also vielleicht doch ein frisches „Griaß di!“? Auch wenn das ja nun wieder die Kurzform von „Grüß dich Gott“ ist und wir wieder bei dem von dir angesprochenen Problem mit dem individuellen Bezug zu einer wie auch immer gearteten Gottheit wären.

Zum Schluss nun auf jeden Fall kein „Tschüss“. Das schickt sich nicht – weder in Niederbayern noch in der Oberpfalz. Darum einfach „Pfiat di“. Oder doch nicht? Denn das wiederum ist die Kurzform von „Behüt dich Gott“…

Wie auch immer: Wir hören voneinander.

Petra

Petra Bartoli y Eckert
Autorin

email Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
website www.petra-bartoli.de

**

Die Autorin Petra Bartoli y Eckert ist Wahloberpfälzerin, im Herzen aber Niederbayern immer treu geblieben. Sie ist 1974 in der Nähe von Regensburg geboren und im Landkreis Straubing-Bogen aufgewachsen. 1994 zog sie für ihr Studium nach Regensburg. Mittlerweile hat sie in Peripherie der Stadt an der Donau Wurzeln geschlagen und lebt dort mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Etliche Jahre arbeitete sie als Sozialpädagogin mit verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen. Dann entschied sie sich für eine Ausbildung zur Drehbuchautorin und mischte ihre beruflichen Karten neu. Seit 2008 ist Petra Bartoli y Eckert als freie Autorin tätig, schreibt Kinder- und Jugendliteratur, erzählende Sachbücher und Fachliteratur. Daneben arbeitet sie an Stoffen für Rundfunk und Fernsehen. 2022 ist ihr neuestes Buch Zum Glück zu Fuß – Begegnungen auf der Suche nach dem guten Leben (Ueberreuter) erschienen. Dafür war die Autorin mit dem Rucksack und zu Fuß in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich unterwegs und hat Menschen interviewt, die besonders zufrieden sind. Petra Bartoli y Eckert wurde 2012 mit dem SOS-Kinderliteraturpreis ausgezeichnet.

Die 1973 in der Oberpfalz geborene Gerda Stauner lebt seit 1999 in Regensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Nach dem Abitur studierte sie in Rosenheim Betriebswirtschaft. Zeitgleich mit ihrem Umzug nach Regensburg eröffnete sie das Themenhotel „Künstlerhaus“. Ihr erster Roman Grasmond erscheint 2016 im SüdOst Verlag. Darin setzt sich die Autorin mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Menschen in der Oberpfalz auseinander. Ihre Texte beschäftigen sich mit den Themen Heimat, Identität und Vertreibung und lassen die jüngere Vergangenheit der Oberpfalz bildhaft wieder aufleben. Die Figuren für ihren zweiten Roman Sauforst – Vom Suchen und Finden der Heimat entstanden in Anlehnung an ihren eigenen Familienstammbaum. Wolfsgrund – Eine Spurensuche erscheint im März 2019 und bildet den Abschluss der Trilogie um die Familie Beerbauer. Gerda Stauner ist erfolgreich mit unterschiedlichen Leseformaten an Schulen, Bibliotheken und bei Kulturveranstaltungen unterwegs. Sie gibt ihr Wissen in Schreibkursen weiter und engagiert sich in der Lese- und Schreibförderung für Jugendliche. 2018 vergibt die Stadt Regensburg den Kulturförderpreis an Gerda Stauner für ihr literarisches Schaffen und ihr kulturelles Engagement. Weitere Förderungen folgten.

Verwandte Inhalte