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05.08.2022, 13:51 Uhr
Redaktion
Spektakula

Blogger-Walk durch die Ausstellung „Frauen der Boheme“ in der Monacensia

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(c) Literaturportal Bayern

Am 20. Juli 2022, einem der heißesten Tage dieses Sommers, finden sich gut 20 Menschen in den Räumen der Monacensia im Hildebrandhaus zusammen. Neben Kuratorin Laura Mokrohs führen Sylvia Schütz von der Monacensia und Tanja Praske uns durch die ein Jahr lang, bis Juli 2023, laufende Ausstellung. Anke Buettner, Leiterin des städtischen Literaturarchivs, begrüßt uns zum „Blogger-Walk“.

Die Ausstellung ist fokussiert auf drei unzahme Autorinnen vom Anfang des 20.Jahrhunderts, die allesamt in München lebten und wirkten. Vor allem verstanden sie sich oder wurden verstanden als Teil der Bohème – einer Subkultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die in ihrem Gestus antibürgerlich war und gegenüber dem Geld die Kunst hochschätzte. Neben der in diesem Kontext stark wahrgenommenen Franziska zu Reventlow sind das die aus der Dada-Bewegung bekannte Emmy Hennings und die bislang weitgehend unbekannte Autorin Margarete Beutler. Die aus Gollnow in Pommern stammende Frau schrieb unter anderem für den Simplicissimus, übersetzte für den Verlag Albert Langen und arbeitete ab 1902 als Redakteurin der Jugend. Bis zum Ende des Kaiserreiches erschienen Gedichtbände und ein Versdrama von ihr.

Neben Manuskripten und Briefen aus dem (im Fall Beutler privaten) Archiv zeigt die Ausstellung biografische Dokumente sowie Fotografien und führt in Themenbereiche wie Unabhängigkeit, sexuelle Selbstbestimmung oder „freie Mutterschaft“. Es geht dabei zentral um den schwierigen Versuch aller drei, ein autonomes Leben zu führen, sich als Künstlerinnen zu verwirklichen und als Frauen teilweise gesellschaftlich sanktionierte Wege zu gehen – mit einem Wort: es geht um Selbstermächtigung.

Die Ausstellung ist um ein digitales Konzept erweitert, das sie in die sozialen Medien fortsetzt und entgrenzt. Das beginnt mit drei aus Porträtfotos der Autorinnen entwickelten gemeinfreien Icons auf Wikimedia Commons, die jedermann nutzen und sogar weiterbearbeiten darf. Handzettel mit diesen Icons stehen in Aufstellern für die Besucher*innen zur Verfügung; rückseitig sind wichtige Lebensdaten aufgelistet. Ein QR-Code auf der Vorderseite führt auf die Website der Monacensia mit weiteren Informationen zum Thema. Auch in den Ausstellungsräumen finden sich QR-Codes, mit deren Hilfe man zu weiteren Informationen gelangen kann. Besonders das Online-Magazin „mon_boheme“ mit Artikeln und Essays zum Thema ist hier hervorzuheben.

Unter dem Hash-Tag „#FrauenderBoheme“ finden sich Instagram-Posts und Tweets zur Ausstellung, die zusätzlich auf einer Social Wall versammelt werden. Videobeiträge der Münchner Kammerspiele werden ebenfalls online zur Verfügung stehen. Ab 2023 soll eine überregionale Vernetzungsaktion nach dem Leben der „heutigen jungen Boheme“ fragen und Texte junger Autoren sich mit dem Thema „Vaterschaft heute“ beschäftigen. Ein Extra-Raum widmet sich den Positionen heutiger Autor*innen wie Jovana Reisinger, Florian Kreier oder Gün Tank.

Kreier alias Angela Aux beendet an diesem Sommertag den „Blogger-Walk“ durch die Monacensia. Die Ausstellung wird in den kommenden Monaten digital wachsen. Kooperationspartner ist u.a. das Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel. „Frauen der Boheme“ ist Teil eines auf fünf Jahre angelegten Projektes des Literaturarchivs zur female heritage. Es ist nicht nur inhaltlich, sondern auch mit seinem sehr zeitgemäßen Ausstellungskonzept anspruchsvoll.