Info
Geb.: 11.10.1894 in Regensburg
Gest.: 4. 6.1977 in Berching
Heinz Schauwecker 1927. Foto: Stadtarchiv Weiden i.d. OPf./Fotosammlung
Titel: Dr. med.

Heinz Schauwecker

Der Heimatschriftsteller, Arzt und Begründer der „Bayerischen Nordgautage“ Heinz Schauwecker wird als Sohn eines Kaufmanns in Regensburg geboren. Sein rheinfränkischer Großvater, der ehemalige Oberbahnwerkmeister bei der Ostbahn und kgl. Maschinenmeister Friedrich Wilhelm Schauwecker, gründet bereits 1865 in Weiden gegenüber dem Bahnhof die erste Fabrik, die Öltropfgeräte für die Eisenbahn herstellt und später (1899) um eine Metallgießerei erweitert wird; nach dessen Tode wird sie aufgelöst. In seiner Erzählung Das Haus in der Oberpfalz (1964) erinnert sich Heinz Schauwecker an dieses Familienereignis: „Ich empfand es irgendwie beschämend, dass keiner seiner Söhne meines Großvaters Fabrik weitergeführt hatte; es wurmte mich, dass das Schauweckeranwesen in Weiden in fremde Hände gekommen war.“

Heinz Schauwecker wächst als Kind in Nürnberg auf, gehört der Wandervogel-Bewegung an und nimmt nach dem Abitur am Realgymnasium Nürnberg als freiwilliger Sanitäter am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Kriegsende schließt er sich dem „Freikorps Epp“ des späteren NSDAP-Politikers Franz Ritter von Epp an, wo er als „Adjutant beim Brigadearzt“ tätig ist. Nach dem Medizinstudium und der Promotion in Erlangen arbeitet Schauwecker ab 1921 als praktischer Arzt in Nürnberg, ab 1938 in Berching, wo er bis zu seinem Tode 1977 wohnt.

Während dieser Zeit begegnet er Johann Baptist Laßleben (1864-1928), dem Begründer der Zeitschrift Die Oberpfalz (1907f.) und kommt so mit der „Oberpfälzer Heimatbewegung“ in Kontakt. Heinz Schauwecker gilt als Begründer der sogenannten „Nordgaubewegung“. Seit 1930 (Cham) veranstaltet seine oberpfälzisch-egerländische Arbeitsgemeinschaft einen „Heimattag“, aus dem sich dann die jährlichen oberpfälzisch-egerländischen Nordgautage (1930-1935) entwickeln. Im November 1938 erscheint sein Gedicht „Dank“, dessen Strophen mit „Wo immer im Wald die Jungen und die Alten/ dem Herrgott zu danken die Hände falten“ beginnen und mit „Gott segne den Führer, sein Leben lang!“ jeweils enden.

Literarisch produktiv ist Heinrich Schauwecker nach dem Ersten Weltkrieg. Sein Schaffen reicht von den völkisch betonten Deutschen Gedichten (1920), Die bayerische Trutznachtigall (1923), Schildwacht in Europas Osten. Bilder aus Mongolensturm und Türkennot (1924), Zwischen Alltag und Abendläuten (1925), dem Kallmünzer Heimatspiel Bürgertreue (1926) über die geschichtlichen Grenzlandromane Vizedom (1928), Des Teufels Abenteuer in der Obern Pfalz! (1932) und Huß aus! Eine Geschichte aus Notzeiten der Bayerischen Ostmark (1934) bis zur Kurzen Übersicht über das Schrifttum der Bayerischen Ostmark und des angrenzenden sudetendeutschen Raums (1935). Seine bis 1945 erschienenen Werke müssen jedoch kritisch betrachtet werden, da sie stark von der NS-Ideologie durchsetzt sind und zeitgemäße völkische Tendenzen des ehemaligen „Front- und Freischarkämpfers“ (Karl Winkler) aufweisen. Trotz dieser Thematik gehört Heinz Schauwecker nicht zur ersten Garde der deutschen NS-Schriftsteller und sollte nicht mit seinem Hamburger Namensverwandten Franz Schauwecker (1890-1964) verwechselt werden. 1994 attestiert die Tageszeitung Donaukurier Heinz Schauwecker die Rettung von 20 geistig Behinderten vor dem Zugriff der SS.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tritt er mit unzähligen unkritischen, aber empfindsamen Gedichten (Worte an Dein Herz, 1956), Erzählungen (Die Sternstunde der Barbara Blomberg, 1952), Romanen (Der Wandel des Andreas Hufnagel. Roman um die Freiheit, 1969), Märchen (Glupp. Ein Märchen um eine vergessene Stadt, 1961), Sagen, Stadtgeschichten (Das Berchinger Stadtbüchel, 1957) und Theaterstücken (Haug von Parsberg, 1950; Das Kastler Schweppermannspiel, 1952) in Erscheinung. 1951 ist Schauwecker an der Wiederbelebung der „Bayerischen Nordgautage“ aktiv beteiligt, die bis heute zweijährlich im Regierungsbezirk Oberpfalz durchgeführt werden. 1969 wird er erstes Ehrenmitglied des Oberpfälzer Kulturbundes (OKB), des Veranstalters der Bayerischen Nordgautage. Im selben Jahr ist er auch Mitbegründer des Bundesverbandes der Deutschen Schriftstellerärzte, der eine Verdienstmedaille nach seinem Namen benennt (Schauwecker-Medaille). 1970-1974 ist Heinz Schauwecker dann Erster Präsident der Schriftstellerärzte. Eine für September 1970 in Schwandorf vorgesehene Autorenlesung i.R. des 18. Bayerischen Nordgautags sagt Schauwecker wegen starker Medien- & Flyer-Protesten und einer geplanten Demonstration der Schwandorfer und Regensburger JUSO allerdings ab.

Für sein vielseitiges, umfangreiches und breit gefächertes literarisches Werk erhält Heinz Schauwecker zahlreiche Auszeichnungen, so den Nordgaupreis für Dichtung der Stadt Amberg, die Max-Reger-Medaille der Stadt Weiden (1953), die Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg (1954), die Ehrenbürgerschaft der Stadt Berching (1954), den Kulturpreis Ostbayern der Energieversorgung Ostbayern/Bayernwerk AG (1960) sowie die Paracelsus-Medaille der Deutschen Ärzteschaft (1976). Zahlreiche Gedichte („Hymne an die Heimat“, „Heimat und du“) und Lieder („Lieder von Busch und Baum“, „Frohes Wandern“) werden zudem von Ernst Kutzer (1918-2008) vertont.

Trotz kritischer Betrachtung gilt Heinz Schauwecker – neben Georg Britting und Gottfried Kölwel – als populärer Schriftsteller seiner Oberpfälzer Heimat. Die Stadt Parsberg (Landkr. Neumarkt) ehrt ihn mit einem Heinz-Schauwecker-Platz. Sein Nachlass wird in der Staatlichen Bibliothek Regensburg aufbewahrt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Berching.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 39.

Emmerig, Ernst (1981): Heinz Schauwecker 1894-1977/Johann Baptist Laßleben 1864-1924. Die Väter des bayerischen Nordgautags. In: Färber, Sigfrid: Bedeutende Oberpfälzer. Regensburg, S. 225-232.

Rottner, Alfred (1994): Heinz Schauwecker zum Gedächtnis. 100. Geburtstag. In: Festschrift zum 30. Bayerischen Nordgautag. Kallmünz, S. 177-180.

Süß, Dietmar (2003): Kumpel und Genossen. Arbeiterschaft, Betrieb und Sozialdemokratie in der bayerischen Montanindustrie 1945-1976. München, S. 413-416 u. 489.

Weichselgartner, Alois J. (2004): Heinz Schauwecker (11.10.1894 – 4.6.1977). „Vater des Nordgaues“. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 151.

Winkler, Karl (1940): Literaturgeschichte des oberpfälzisch-egerländischen Stammes. Bd. 1. Kallmünz, S. 338-343.

Quellen:

Heinz Schauwecker, Heinz: Dank. In: Die Oberpfalz, 32. Jg. (1938), Nebelung [= November], Kallmünz, S. 205.

Ders.: Mein Kaleidoskop. Kallmünz 1964.

Ders.: Max Regers Tod [Gedicht]. In: FS zum 20. Bayerischen Nordgautag in Amberg „Sprachkultur der Oberpfalz in Geschichte und Gegenwart“. Verlag Lassleben, Kallmünz 1974, S. 53.


Externe Links:

Literatur von Heinz Schauwecker im BVB

Literatur über Heinz Schauwecker im BVB

Heinz Schauwecker in der BLO

Heinz Schauwecker beim Oberpfälzer Kulturbund

Historie BDSÄ