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17.06.2021, 12:21 Uhr
Katrin Diehl
Text & Debatte
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Über hundert Jahre im Dienste des Theaters: Der Drei Masken Verlag

Der 110. Geburtstag musste ausfallen. Auf den 111. hofft man, hofft auch Dirk Olaf Hanke (58), seit Ende 2016 Verlagsleiter des „Drei Masken Verlag“, einem der ältesten Theatertextverlage Deutschlands. Seit 1951 hat er seinen Sitz in München, nach Unterbrechungen also wieder dort, wo er 1910 gegründet worden ist. Über hundert Jahre Verlagshistorie spiegeln – wie sollte das auch anders sein – den Lauf deutscher Geschichte wider. Das Verlagshaus zog um ins große Berlin, dort auch gleich in die Friedrichstraße. Später ging’s wieder zurück nach München. Adresse heute: Herzog-Heinrich-Straße, Nähe Theresienwiese.

Hauptgeschäft des Verlags ist es, Bühnentexte herauszugeben. Wenn alles läuft, wie es laufen soll, flattert ihm ein wunderbares Manuskript eines Theatertextes auf den Tisch. Er macht es zum Buch. Eine Bühne zeigt Interesse. Es kommt zur Aufführung. Die Rechte am Text werden im Sinne von Autor oder Autorin vom Verlag verwaltet. Es fließen Tantiemen, Urheberanteile, Gelder an den Verlag …

Finden Vorstellung statt, verdient er. Finden keine statt, sieht es schlecht aus. „Und deswegen ist das hier eine Katastrophe“, sagt Hanke, um die Dramatik dieses Satzes mit einem leichten Lachen auch gleich wieder ein wenig einzufangen. „Wir klagen ja in Deutschland, und das ist meine persönliche Meinung, auf hohem Niveau“, sagt er, und dass die „Überbrückungshilfe“ dann ja am Ende doch noch gekommen sei. „Da hat vieles zu lange gedauert und es war ganz schön hart für den Verlag, aber letztendlich hat es – Stand heute – funktioniert.“

Sorgen mache er sich trotzdem, weil keiner so genau wisse, was die nächsten Monate bringen würden und auch viele Theater erst einmal alles auf den Herbst verschoben hätten. Wenigsten – „wenn alles wie geplant funktioniert“ – sind im Juni mehrere Aufführungen mit Texten aus dem Haus geplant, „alles Freilichtaufführungen …“. Während der Lockdowns seien mehr Manuskripte als sonst bei ihnen eingetroffen, sagt Hanke. Es hätten auch Autoren und Autorinnen Stücke verfasst, die sonst eigentlich nicht für die Bühne geschrieben hätten, auch Leute aus dem Bereich Regie oder Schauspiel. Das Thema Corona tauche ab und zu auf, aber noch häufiger sei es um gesellschaftliche Folgen der Pandemie gegangen: „die stark zersplitternde Gesellschaft, Vereinzelung, Isolation, die Auflösung des Familienverbunds …“. Man habe sich auch vermehrt von der Form des Videostreamings inspirieren lassen, sich bewusst hingesetzt und neue Formate „erfunden“ fürs Medium Video und Internet. Das ist natürlich alles sehr weit weg von der Anfangszeit des Verlags. Da hatte der Verlagsgründer und Komponist Ludwig Friedmann sein Augenmerk mehr auf die Gebiete Oper, Operette, Tanz- und Schlagermusik gerichtet. Aber auch Literaten und ein paar wenige Literatinnen fanden zu ihm.

1933 standen dann Änderungen, harte Eingriffe ins Haus. Denn Friedmann war Jude und seine Ware, Texte von Bertolt Brecht, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger …, Herrschaften, deren Bücher sehr schnell „den Flammen übergeben“ wurden, schien den nationalsozialistischen Machthabern äußerst gefährlich, der Verlag in seiner Größe – vergleichbar mit heutigen Häusern wie Rowohlt – zu mächtig. Der „Drei Masken Verlag“ wurde arisiert. Nach Kriegsende dann bekommt er von der sowjetischen Besatzung die Lizenz, seine Arbeit fortführen zu dürfen.

Der „Drei Masken Verlag“ steht für Tradition wie Gegenwart der Theaterliteratur. Er vertritt die Rechte am Gesamtwerk Karl Valentins, auch die von Peter Hacks, kümmert sich um die Bühnenrechte an den Drehbüchern von Helmut Dietl … Am meisten aber geht es ihm um zeitgenössische, neue Theatertexte. Weshalb es auch nur schlüssig ist, dass er zusammen mit der Stadt München und den Münchner Kammerspielen alle zwei Jahre auf den „Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik“ setzt.

Externe Links:

LiteraturSeiten München (wo dieser Artikel zuerst erschien)

Drei Masken Verlag