5. Schamrock-Festival der Dichterinnen findet statt!

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Swantje Lichtenstein © Lena Böhm

Mit alternativen Formaten eröffnet das Schamrock-Festival der Dichterinnen vom 23. bis 25. Oktober in München und vorab am 21. Oktober in Wien neue Perspektiven auf Wort, Kunst und Leben. Das Festival ist nach wie vor das einzige seiner Art weltweit und wird zum fünften Mal von Augusta Laar und Kalle Aldis Laar mit dem Schamrock e.V. veranstaltet. Das große generationen- und grenzüberschreitende Lyrikfest steht diesmal unter dem Motto „Einmischen – Poetry for Future“. Bekannte Namen wie Marianne Streeruwitz, Katharina Klement, Anja Utler, Swantje Lichtenstein, Birgit Kempker und Barbara Hundegger treffen auf Entdeckungen aus Äthiopien, Eritrea, Katalonien und vielen anderen Ländern.

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Schirmherrin Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, freut sich auf das vielfältige Programm: „Die Corona-Pandemie hat weltweit die wichtige Rolle von Frauen in der Gesellschaft verdeutlicht, aber auch weiter bestehende Ungleichheiten hervorgehoben. Deshalb sind Plattformen, die Frauen und ihrer weltweit wichtigen Rolle in der Gesellschaft eine Stimme verschaffen, gerade heute unverzichtbare Initiativen. Ich freue mich, auch in diesem Jahr die Schirmherrschaft für dieses einzigartige Festival zu übernehmen. Nicht nur in Zeiten von Verunsicherung und gesellschaftlicher Veränderungen ist die Poesie ein wirksames Instrument für den Ausdruck von Emotionen und den Anstoß neuer Gedanken. Das Schamrock-Festival gibt den Lyrikerinnen eine sichtbare Bühne für die ihnen wichtigen Themen und hat sich als stabiles Netz für den internationalen Austausch etabliert.“

Angesichts der gegenwärtigen Lage war es geraume Zeit unsicher, ob und wie das fünfte Schamrock-Festival durchgeführt werden kann. Die Entwicklungen der letzten Wochen stimmen die Veranstalter zurückhaltend optimistisch. Geplant ist nun eine Mischform mit Live-Veranstaltungen, Live-Streamings und im Vorfeld gefilmten Beiträgen. Die Live-Veranstaltungen werden zusätzlich per Stream zugänglich sein. Einzelne Beiträge sollen im Vorfeld als auch im Nachgang online präsentiert werden.

Auf dem Programm stehen Lesungen, Performances, Crossover- und Übersetzungsprojekte, internationale Dichterinnen-Kooperationen und Podiumsgespräche. Ursprünglich waren 51 Dichterinnen und Musikerinnen aus 16 Ländern nach München eingeladen; inzwischen sind es 17 Künstlerinnen, die per Video zugeschaltet werden sollen, und 34, die live vor Ort zu erleben sein werden. Dichterinnen aus Äthiopien und Eritrea, aus Litauen, Malta, England, Schottland, Katalonien, Österreich, der Schweiz, Hongkong, Dänemark, Grönland und Kanada lesen aus ihren Werken, geben Einblicke in ihre Lebens- und Arbeitsumstände und haben Gelegenheit, miteinander und mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.

 

Workshops mit Anja Utler und Swantje Lichtenstein

In zwei Workshops haben Dichterinnen und solche, die es endlich werden wollen, die Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie man sich an das lyrische Wort wagt:

  • Anja Utlers Workshop heißt „Ansprechend ansprechbar?“ und fragt: Was bemerken wir eigentlich an den "natürlichen Dingen" in unserer Umgebung? Würde Respekt vor den anderen auch bedeuten, die Regionen des Bemerkenswerten zu weiten? Und was fängt man dann an damit? Kann die Sprache überhaupt Platz machen für Nicht-Sprachliches, kann sie Begegnungszonen für nicht-menschliche Gegenüber erzeugen?
  • Mit „Silencing & Sexing. Performative Writing“ ist Swantje Lichtensteins Workshop überschrieben: Wer spricht? Wer nicht? In welcher Sprache? Wenn die Sprache bewegt, bewegt sie sich zwischen Menschen. Im Körper. Im Raum. Wenn sie sich bewegt, will sie in eine andere Ecke, alles umstellen, umdrehen und anders herum sehen. Dann ergibt sich ein neues Bild, von einem alten Film, mit vertrackten Tracks, verdrehten Füßen und süßen Sounds.

 

Performative Lyrik

  • Die Wiener Elektronik-Musikerin Katharina Klement wird in München mit Marlene Streeruwitz in Wien live zusammengeschaltet. Sie präsentieren ihre gemeinsame Performance „Verführung“ für Elektronik, Klavier und Text. Diese „Versuchsanordnung“ über die Frage „Wie können Text und Musik gleichberechtigt nebeneinander auf der Bühne stehen“ wurde bisher ein einziges Mal bei den Wiener Festwochen aufgeführt. Marlene Streeruwitz beschreibt das Stück als „eine Forschungsreise in das Arsenal der Romantik und was davon noch wirksam ist“.
  • Wie tagesaktuell, scharfsinnig und ohne jegliche Berührungsangst sich die weite Welt der Lyrik darstellt, erlebt man in der Lesereihe „meine drei lyrischen Ichs“ (mit Michelle Steinbeck, Slata Roschal u.a.; Moderation: Nora Zapf und Tristan Marquardt) und mit den drei Slam-Poetinnnen Kathrin Freiburghaus, Meike Harms und Elisabeth Schwachulla alias Queen Trulla.
  • Die Dichterin Miriam Calleja aus Malta, Artist in Residence in der Villa Waldberta, erarbeitet zusammen mit der Münchnerin Karin Fellner eine Sprachperformance.
  • Die Schweizerinnen Birgit Kempker, und Eva-Maria Leuenberger werden mit ihrer Kollegin Zsuzsanna Gahse per Video zusammengeschaltet. Aus Österreich werden u.a. Ilse Kilic live und Barbara Hundegger per Stream erwartet.
  • Die Konzertperformance „Have you Found the Letter A“ mit Kompositionen von Helga Pogatschar, der Pianistin Miku Nishimoto-Neubert und dem Gastgeber-Duo Kunst oder Unfall (August Laar und Kalle Aldis Laar) ist Teil der Schamrock-Eröffnung am 23. Oktober.
  • Die Gruppe IHR! (Theresa Seraphin, Nora Zapf und die Musikerin Marie-Kristin Burger) macht Text- und Klangperformances. IHR! möchte zum Zuhören anstiften. IHR! verbindet zeitgenössische Texte mit Klanginstallation an den Schnittstellen von Lyrik und Performance, Musik und Noise.

 

Länderschwerpunkte: Katalonien, Äthiopien, Eritrea

  • Geplant ist ein Katalonien-Schwerpunkt mit den Dichterinnen Maria Cabrera und Mireia Calafell, dem Elektronik & Poetry Duo Jansky (Laia Malo und Jaume Reus) sowie den Moderatoren und Übersetzern Josep Pedrals aus Barcelona und Àxel Sanjosé aus München.
  • Für den Äthiopien-Schwerpunkt arbeiten Augusta Laar und Kalle Aldis Laar mit dem Festival Tobiya Poetry & Jazz zusammen. Die Dichterin und Organisatorin Mihret Kebede aus Wien wird den Schwerpunkt moderieren.
  • Zwei Exil-Dichterinnen aus Eritrea werden zugeschaltet, moderiert wird dieser Fokus von der Dichterin und Journalistin Yirgalem Fisseha Mebrahtu. Sie ist derzeit mit einem „Writers in Exile“-Stipendium Gast des PEN Deutschland.

 

Augusta Laar und Kalle Aldis Laar
Veranstalter des Schamrock-Festivals der Dichterinnen

Augusta Laar ist bildende Künstlerin, Lyrikerin und Musikerin. 2009 gründete sie die Reihe der Schamrock-Salons der Dichterinnen. Seit 2012 leitet sie das Schamrock-Festival der Dichterinnen in München und Wien. Sie ist international in Ausstellungen und auf Festivals vertreten, u.a. auch mit ihrem Electro-Acoustic Duo Kunst oder Unfall mit Kalle Aldis Laar. Zusammen veranstalten sie auch das Schamrock-Filmfestival female presence. Sie konzipiert Projekte zur poetischen Kommunikation und arbeitet in den Bereichen Klavierpädagogik, Lyrik, Wahrnehmung und Klang. Augusta Laar ist Mitglied u.a. der Lyrikgruppe reimfrei, der Grazer Autorinnen Autorenvereinigung, des AdS der Schweiz und des World Poetry Movement. Augusta Laar lebt in München und Wien. www.poeticarts.de

Kalle Aldis Laar ist Klangkünstler, Komponist, Autor von Radioessays und -features, DJ lettisch-estnischer Herkunft, Klangkünstler und Gründer des Temporären Klangmuseums, eines umfassenden Archivs an Vinyl-Dokumenten zur Zeitgeschichte. Ausstellungen, Performances, u.a. Kunst-Biennalen von Venedig und Havanna, Transmediale Berlin, Ars Electronica Linz. Interdisziplinäre Projekte mit artcircolo.de (z.B. in Eritrea, der Tschechischen Republik und Marokko). Vorträge und Lectures u.a. zu Klang, Macht und Politik, Geräusch und Kunst, und zur Medien- und Vinylgeschichte. Lehraufträge Architektur und Klang (FH München), Wahrnehmung und Klang (Nanjang University Singapur), Klang und Macht (UdK Berlin, 2019/20). Die von ihm kuratierte Ausstellung „Musik, Krawall und andere schöne Künste“ im Valentin Karlstadt Musäum in München ist noch bis 8. September 2020 zu sehen. www.soundmuseum.com

 

Kooperationspartner und Förderer 2020

whiteBOX Kultur GGmbH München, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland, Kulturstiftung der Stadtsparkasse München, Münchner Künstlerresidenz Villa Waldberta, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der Bezirk Oberbayern, Schule für Dichtung Wien, Literaturhaus Wien, Heroines of Sound Festival Berlin, Haus für Poesie Berlin, Katalanisches Kulturinstitut Ramon Llull, Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Kulturamt Steiermark, Österreichisches Kulturforum Berlin, Lithuanian Culture Institute, Danish Arts Foundation, Stiftung Lyrik Kabinett München, Schweizerische Kulturstiftung Pro Helvetia, Literaturverlag Droschl und die Buchhandlung Giesinger Buch Laden München-Giesing.

 

Hygienekonzept und Räume

In der whiteBOX können die Besucherströme so gelenkt werden, dass sich mindestens 50 Personen mit einem Abstand von 1,5 m im Raum aufhalten können.

Eine Maskenpflicht wird im Kassenbereich am Treppen- bzw. Liftausgang kontrolliert. Der große Lastenlift kann bei geltender Abstandsregel maximal 6 Personen befördern, Desinfektionsmittel werden bereitgestellt. Die whiteBOX hat einen großzügigen Flurbereich, die Toiletten sind ebenfalls überproportional geräumig, Abstandsregeln lassen sich hier problemlos einhalten. Das Gastatelier im 3. Stock, in dem die Workshops stattfinden werden, ist ebenfalls für die Anzahl der Workshop Teilnehmer deutlich überproportioniert.

 

Technischer Support

Für die Live-Bearbeitung sowie Pre- und Postproduktion der Streamings und Videos haben sich die Veranstalter professionelle Unterstützung geholt. In der whiteBOX wird ein kleines Studio aufgebaut. Die Videos des Schamrock-Festivals werden nach dem Festivalwochenende weiterhin online verfügbar sein.

Die Kosten der Videobetreuung können dabei nur zum Teil durch entsprechende Einsparungen bei Reise- und Hotelkosten aufgefangen werden. Die Gesamt-Finanzierung bleibt also prekär.