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17.09.2021
10 Uhr
verschiedene Orte, München
Eintritt: Anmeldung erforderlich
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Ein Gesprächsexperiment zwischen Lyrik und Wissenschaft

eins: zum andern ist eine Initiative des Netzwerks Lyrik e.V. in Kooperation mit der Universität Fribourg (CH), der Universität Hamburg, der Universität und dem Literaturhaus Leipzig, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Trier, mit dem Adalbert Stifter Verein, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem Kunstverein München, der Stiftung Lyrik Kabinett München sowie der Alexander von Humboldt Stiftung und dem Österreichischen Kulturfonds. Kuratiert von Tristan Marquardt / Alexander Rudolph, Christian Metz und Anja Utler.

Gefördert im Programm „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e. V. sowie durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

Zum Konzept

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Programm Freitag 17.09.
10:00 - 12:30
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sitzungssaal 1
Die Redeform ‘Lyrik’ oder Was ist eigentlich poetisch?
Austausch & Diskussion

Während die Lyrikforschung sich in den vergangenen Jahren beeindruckend intensiv der Erschließung der Lyrik zugewandt hat, differenzieren sich gleichzeitig die poetischen Ansätze zunehmend aus. Die Frage, was poetisches Sprechen auszeichnet, wird kontrovers diskutiert, beginnend beim Grundsätzlichen: Existieren ein ‚genuin poetisches’ Sprechen und Denken überhaupt? Mit welchen Begriffen könnte man ihm begegnen? Worin besteht das Inkommensurable, Widerständige der Lyrik? Welcher Lyrik - und wie viele gibt es? Worauf können sich Dichter:innen und Wissenschaftler:innen hier einigen?

Frieder von Ammon, Josefine Berkholz, Nico Bleutge, Ricardo Domeneck, Claudia Hillebrandt, Nadja Küchenmeister, Marc Matter, Ralph Müller, Alexandra Tretakov

Moderation: Uljana Wolf

 

10:00 - 12:30
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis: Mehr als Print
Auftakt

Die Multimodalität von Sprache wird durch die poetischen Akteur:innen zunehmend reflektiert und gestaltet. So entfalten sich verstärkt etwa die Bildlichkeit von Schrift, die Sprachlichkeit von Videos, poetische Codierungen des Digitalen, Sprechbarkeit und Musikalität von Lyrik, ihr Hang zum Performativen. Die Dichter:innen können ihre Arbeiten auf der theoretischen Basis differenzierter Forschungen zu Medialität entwickeln; ihre Ansätze wiederum werden wissenschaftlich durchaus rezipiert. Zeit also, Theorie und Praxis zu einem vertieften Gespräch einzuladen, zur Bestandsaufnahme und gemeinsamen Weiterentwicklung medialer Perspektiven.

Wiebke Vorrath gibt den Auftakt zu einem Tag voller Gespräche, Performances und vor Ort entwickelter neuer Perspektiven.

 

10:00 - 12:30
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis (1)
Visuell
Einblicke & Austausch

Diskussionen und Präsentationen zur Medialität der Lyrik, gesehen aus Theorie und Praxis.

Mit Brigitta Falkner; Sabine Mainberger & Cia Rinne

 

10:00 - 12:30
Lyrik Kabinett
Veranstaltungsraum
Geschenke an die Gegenwart
Dialoge

Sollten die Grenzen der eigenen Sprache wirklich die Grenzen der eigenen Welt markieren, dann wäre die Poesie ihr größtes Reisebüro. Sie vermittelt Expeditionen innerhalb der ‚eigenen’ Sprache genauso wie solche in entlegene Kontexte, andere Sprachen, ferne Zeiten. Aber welche Gedichte können ‚wir heute’ – in all unseren Facetten, all unseren Ungleichzeitigkeiten – zur Differenzierung unserer Welten wirklich gut gebrauchen? Vier Paare aus Dichtung und Wissenschaft haben je ein bis zwei Gedicht-Geschenke im Gepäck, geben Einblick in ihre Auswahlprozesse und begründen ihre Überlegungen.

Lubi Barre & Sina Dell’Anno
José F.A. Oliver & Kay Wolfinger
Özlem Dündar & Katja Friedrichs
Slata Roschal & Nora Zapf

 

14:30 - 16:00
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sitzungssaal 1
Einander lesen (1)
Sprachliche Konventionen und Innovationen in Lyrik und Wissenschaft
Gespräch

Texte müssen sprachlich und in ihrer Gedankenentwicklung als „Wissenschaft“ bzw. „Lyrik“ erkennbar sein, um in den jeweiligen Diskurszusammenhängen rezipierbar zu werden. Gleichzeitig ist stets der Wunsch nach Abweichung und Erneuerung wirksam. Wie stellen poetische bzw. wissenschaftliche Texte heute Autorität und Rezipierbarkeit her? Oder, anders gewendet: Was sind die Moden und ‚was geht gar nicht’? Stehen bestimmte sprachlich-gedankliche Gewohnheiten mancher Neuperspektivierung im Weg? Und wie unterscheiden sich hier Wissenschaft und Lyrik? Können Importe aus der je anderen Disziplin für Erweiterungen und Perspektivverschiebungen sorgen?

Jörg Döring, Steffen Popp, Christian Uetz

 

14:30 - 16:00
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sitzungssaal 1
Einander lesen (2)
Vielsprachig denken in Lyrik und Wissenschaft
Gespräch

Vielsprachigkeit zieht sich durch die Poesie der Gegenwart, auch als wissenschaftliche Fragestellung ist Mehrsprachigkeit derzeit sehr präsent. Dabei wird Vielsprachigkeit nicht selten Thema und Mittel zugleich. Aber wie verhalten sich die Dimensionen von Erforschung und Verwendung zueinander? Welche Funktionen übernimmt Vielsprachigkeit in verschiedenen Texten, und wie unterscheiden sie sich je nachdem, welche Sprachen an Bord sind? Gleichen sich Verfahren der Vielsprachigkeit in Lyrik und Wissenschaft, beeinflussen sie sich gegenseitig, oder existieren sie völlig unabhängig voneinander?

Viktor Fritzenkötter, Dagmara Kraus, Cia Rinne

 

14:30 - 16:00
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis (2)
Performativ
Einblicke & Austausch

Diskussionen und Präsentationen zur Medialität der Lyrik, gesehen aus Theorie und Praxis.

Mit Alessandro de Francesco; Henrik Wehmeier & Heike Fiedler

 

14:30 - 16:00
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis (3)
Hörbar: mündlich
Einblicke & Austausch

Diskussionen und Präsentationen zur Medialität der Lyrik, gesehen aus Theorie und Praxis.

Mit Marc Matter; Claudia Hillebrandt & Tanasgol Sabbagh

 

14:30 - 16:00
Lyrik Kabinett
Veranstaltungsraum
Kompositionen:
Was macht eine gute Anthologie aus?
Podiumsdiskussion

Anthologien arbeiten nach dem Prinzip der Signifikanz. Sie versammeln und selektieren alles, was im Hinblick auf eine bestimmte Thematik oder eine Zeit charakteristisch erscheint. Zugleich vereint sich in ihnen ein Anspruch auf poetische Qualität mit einem spezifischen Lyrikbegriff. Nur was als einschlägiges Gedicht erkennt wird, kann anthologisiert werden. Anna Bers hat mit ihrer jüngst erschienen Anthologie „Frauen | Lyrik“ auch aufgrund ihres hoch reflektierten Nachworts für Furore gesorgt. Matthias Kniep ist ab 2022 der Herausgeber des für die Lyrikszene so wichtigen „Jahrbuchs für Lyrik“. Im Gespräch tauschen sie sich über kanonisierende Auswahlprozesse, Vielstimmigkeit und Diversität sowie Kriterien für ein anthologiewürdiges Gedicht, und ihre ganz persönliche anthologische Vorgehensweise aus.

Anna Bers, Matthias Kniep
Moderation: Christian Metz

 

16:30 - 18:00
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sitzungssaal 1
Adressiert & erreicht (1)
Erfahrungen aus der Vermittlungspraxis
Erfahrung & Reflexion

Die Lyrikvermittlung an den Schulen ist seit einigen Jahren im Umbruch. Zugleich sind Forderungen an die Literaturwissenschaft lauter geworden, ihre Anbindung an gesellschaftliche Diskurse sicherzustellen. Die Frage, wie gelungene Lyrik- und Wissenschaftsvermittlung aussieht, an wen sie sich richtet, und wie sie ihre Zielgruppen erreicht, hat dadurch neue Dringlichkeit erhalten. Eine Wissenschaftlerin, eine Dichterin und eine Doktorandin geben Einblick in ihre Erfahrungen aus der Vermittlungspraxis – an der Universität, an der Schule, als Lehrende und Adressatinnen. Welche Methoden sind für welche Zielgruppen produktiv? Wo können die Erfahrungen ‚der Unterrichteten’ den Dingen einen neuen Dreh geben? Und kann der Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Disziplinen neue, gemeinsame Perspektiven eröffnen?

Rabea Conrad, Karin Fellner, Irene Pieper

 

16:30 - 18:00
Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW)
Sitzungssaal 1
Adressiert & erreicht (2)
Vom Umgang mit Institutionenskepsis in Lyrik und Wissenschaft
Podiumsdiskussion

Zwischen den Wörtern „Institution“ und „Skepsis“ scheinen geradezu magnetische Anziehungskräfte zu wirken. Wissenschaft und Lyrik sind diesem Kraftfeld gleichermaßen ausgesetzt. Beide pflegen ein aktives Verhältnis zu kritischen Denktraditionen, das auch die Rolle von Institutionen hinterfragt. Zugleich werden sie selbst als ‚Institutionen’ wahrgenommen und ihre allgemeine Glaubwürdigkeit (und Relevanz) immer breiter in Frage gestellt. Und selbstverständlich sind weder „Lyrik“ noch „Wissenschaft“ Monolithen: In ihren verschiedenen Ausprägungen stoßen sie selbst immer wieder auf die skeptische Beurteilung durch „Institutionen“, meist mit greifbaren praktischen und finanziellen Konsequenzen. Wie gehen Lyrik und Wissenschaft mit dieser Gemengelage um?

Matthias Fechner, Pola Groß, Swantje Lichtenstein, Christian Schloyer
Moderation: Anja Utler

 

16:30 - 18:00
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis (4)
Hörbar: musikalisch
Einblicke & Austausch

Diskussionen und Präsentationen zur Medialität der Lyrik, gesehen aus Theorie und Praxis.

Mit Michael Engelhardt; Frieder von Ammon & Rike Scheffler

 

16:30 - 18:00
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Großer Saal
Poetische Praxis (5)
Digital
Einblicke & Austausch

Diskussionen und Präsentationen zur Medialität der Lyrik, gesehen aus Theorie und Praxis.

Mit Wiebke Vorrath; Andreas Bülhoff & Jörg Piringer

 

16:30 - 18:00
Lyrik Kabinett
Veranstaltungsraum
(Nicht) Durchgesetzt!
Wie Diskursmacht hergestellt und verhindert wird
Podiumsdiskussion

Qualität setzt sich durch? Manchmal schon. Doch selbst wenn vorübergehende Einigkeit über das Wesen von ‚Qualität’ hergestellt scheint, bleiben andere Faktoren im Prozess wissenschaftlicher und poetischer Etablierung relevant bis dominant. Wie – und von wem – werden diskursmächtige Positionen heute hergestellt und durchgesetzt? Inwiefern unterscheiden sich die Prozesse in Dichtung und Wissenschaft? Welche Rolle spielt die feuilletonistische Literaturkritik? Wie verläuft das Definitionsgefälle für integrierende Label wie ‚spannend’, ‚wichtig’, ‚innovativ’, ‚exzellent’ etc.? Und entlang welcher Linien werden Aufnahme bzw. Ausschluss sichergestellt?

Nico Bleutge, Samuel Kramer, Olga Martynova, Ralph Müller
Moderation: Florian Kessler

 

20:00 - 21:00
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Plenarsaal
Lyrik Macht Politik
Podiumsdiskussion

Die Bilder von Amanda Gormans Gedichtvortrag während Joe Bidens Inauguration zum US-Präsidenten wären schon Anlass genug, um über die Konstellation „Lyrik Macht Politik“ zu streiten. Hinzu kommt indes noch der scharfe Kontrast, in dem Gormans Star-Auftritt zu Monika Rincks Rede von Deutschland als einem Land steht, in dem das Verfassen und Verbreiten von Gedichten „größtenteils einfach nur ignoriert wird“. Und während eine Berliner Veranstaltungsreihe für „wehrhafte Poesie“ eintritt, die hilft „Fremdheit einzufordern“, hat der Germanist Torsten Hoffmann jüngst beobachtet, wie „die Neue Rechte seit 2000 eine umfangreiche Literaturpolitik betreibt“ und dabei einen „neuen nationalen Lyrikkanon“ einzurichten sucht. Welche Politik macht also die Lyrik und welche Formen der Ermächtigung benötigt sie? Wo wird die Lyrik von der Politik instrumentalisiert oder schlicht ignoriert? Und welche Macht oder Ohnmacht gilt es zu überwinden?

Matthias Fechner, Jo Frank, Heike Paul, Monika Rinck

Moderation: Christian Metz

 

21:30 - 23:00
Kunstverein München
Archiv
Nachtclub – Literatur-Saloon:
Lyrisches Standoff
Podiumsdiskussion

Ausgehend von ihren jeweiligen Lyrik-Biographien und Studienschwerpunkten diskutiert eine Gruppe Studierender zum Reizthema „Lyrik im / neben / trotz Literaturstudium“: Warum haben so viele Studierende Berührungsängste mit Lyrik, warum sind die Lyrik-Seminare so schlecht besucht und wie kommt man überhaupt dazu, sich mit Lyrik zu beschäftigen? Ist Lyrik noch zeitgemäß? Anhand von Gedichtimpulsen wird über Lyrik-Hass, Lyrik-Lust und Lyrik-Angst gesprochen und ein neuer Lyrik-Mut erprobt. Es gibt einen Showdown mit gezogenen Gedichten, im Duell werden endlich die großen Fragen rund um die Lyrik entschieden: Kann man Lyrik verstehen oder muss man sie fühlen? Ist Lyrik unmittelbar oder hermetisch? Ist sie ver-mittelbar? Macht Lyrik Spaß oder muss man sie ernst nehmen? Und schließlich: Was denken die Studierenden darüber, wie sich (wieder) in Kontakt mit Lyrik kommen lässt?

Alina Tempelhoff, Carina Eckl, Susanna Fischerauer, Jakob Liebig
Moderation: Magdalena Specht