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Geb.: 14. 6.1953 in Darmstadt
© Dominik Rössler

Susanne Röckel

Susanne Röckel wird in Darmstadt geboren und studiert in Berlin. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik zieht sie 1983 nach München, wo sie als Mitarbeiterin der Zeitschrift Filmkritik, als Deutschlehrerin sowie als freie Lektorin tätig wird.

Ihr literarisches Debüt gibt sie 1989 mit der Erzählung Palladion, für die sie gleich zwei Preise erhält. Die Geschichte einer spielsüchtigen Universitätssekretärin, die sozial absteigt und schließlich stirbt, wird als „zeitlose Darstellung einer entfremdeten Existenz“ (Sigrid Löffler) geschildert. In ihren Prosawerken (1990 Der Kimonofärber, 1994 Der Käfig) gibt es immer wieder Situationen, die mit abstrakten Bedrohungen spielen, und Orte, die jenseits der Gesellschaft situiert sind, manchmal kurz vor dem Verfall. Oft stehen materiell oder psychisch Kranke als Protagonisten im Mittelpunkt, so im Roman Eschenhain (1997), der in einer ehemaligen Nervenheilanstalt spielt.

Röckels zweiter Roman Aus dem Spiel (2002) erzählt die Geschichte eines Mittelstandsunternehmers, der plötzlich aus seiner bisherigen Existenz herausfällt und sich von einer Begegnung zur nächsten treiben lässt, dabei aber nie seine Kreditkarte verliert. Der Erzählband Vergessene Museen (2009) behandelt dagegen die Umgebung fremder Orte, die Menschen, die dorthin gehen, und die Reaktion der Einheimischen darauf. In sechs Erzählungen wird der Leser in verlassene Weltgegenden und unheimliche Zwischenreiche ge- und entführt, wobei „vieles rätselhaft [bleibt], auch wenn die Sprache sich nie im Nebulösen verliert“ (Wolfgang Schneider). Wie schon die früheren Werke zeigt Vergessene Museen den Einfluss der angelsächsisch-phantastischen Literatur auf Susanne Röckels literarisches Œuvre.

2011 erscheint ihr dritter Roman Rotula, die Geschichte einer traumatisierten Stadt und eines Flusses, der ganz besondere Lebewesen beherbergt: Eine städtische Erschließungskommission findet Tagebücher aus napoleonischer Zeit, die von Jahrmillionen alten Fossilien berichten, vorchristliche Rituale bezeugen Huldigungsopfer an die gefährlichen Lebewesen aus der Tiefe und Spuren von genetischem Material ermöglichen erstmals die Zucht der komplexen Mehrzeller. Hinter allem steht „Rotula“, ihr zermahlendes Räderwerk, doch die Menschen verstehen die Warnzeichen der Natur nicht. Der Roman ist eine phantastische Parabel über die menschliche Hybris.

Zu Susanne Röckels Publikationen gehören ferner zwei Werke über China: Aus einem Lehraufenthalt an der Universität Shanghai (1997/98) geht der mit literarischen Miniaturen versehene Prosaband Chinesisches Alphabet. Ein Jahr in Schanghai (1999) hervor; der zehn Jahre später erscheinende Band Bilder wie Blumen (2009) ist ein Buch über chinesische Drucktechnik.

Neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin hat sich Susanne Röckel als Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen einen Namen gemacht. An vorderster Stelle stehen Romane von Antonia S. Byatt, Paula Fox, Irène Némirovsky und Jim Lynch, in letzter Zeit auch zunehmend Sachbücher.

Susanne Röckel hat mehrfach literarische Auszeichnungen erhalten, u.a. den Gerhard-Fritsch-Preis (1988), den Kunstförderpreis des Freistaats Bayern in der Sparte Literatur (1989), ein Stipendium der Stiftung Kulturfonds (Berlin) im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf (1994), den Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses (1998), ein Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Bundes in Peking (2005), ein Stipendium des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg (2010) sowie zweimal den Tukan-Preis der Stadt München (1999, 2018). 2012 bekommt sie ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds für einen Aufenthalt im Deutschen Studienzentrum Venedig, 2013 ist sie Stipendiatin des Hessischen Literaturrats für einen Arbeitsaufenthalt in Cetate, Rumänien.

Susanne Röckel lebt und arbeitet in München und gibt seit mehreren Jahren auch Kurse für Literatur an der Münchner Volkshochschule.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Hartmann, Volker (2010): Röckel, Susanne. In: Verfasser-Datenbank. De Gruyter, Berlin und Boston. URL: http://www.degruyter.com/view/VDBO/vdbo.killy.5458, (24.07.2014).


Externe Links:

Literatur von Susanne Röckel im BVB