Eugen Oker
Am 24. Juni 1919 wird Eugen Oker (eigentlich Fritz Gebhardt) in Schwandorf geboren. Oker gilt als Begründer der Spielekritik. Sein literarisches Werk umfasst die unterschiedlichsten Genres, darunter Dialektgedichte, Nonsensgedichte, Schüttelreime, Kinderbücher, Spielsammlungen, Reisebücher, belletristische Sachbücher, Erzählungen, Satiren, autobiografische (Schelmen-)Romane und Übertragungen ins Oberpfälzische. Er gründet zusammen mit seiner Frau Maria Gebhardt den Miniverlag Kuckuck und Straps und betätigt sich als Zeichner. Eugen Oker stirbt am 14. März 2006 in München.
Werdegang
Oker besucht die Volksschule in Schwandorf und anschließend Oberrealschule (heute Gregor-Mendel-Gymnasium) in Amberg. Er macht eine Ausbildung zum Vermessungstechniker (Fotogrammeter), später im elterlichen Betrieb zum Ofensetzer. Seit Kriegsende ist er Korrespondent für Die Neue Zeitung und Teilnehmer an englisch-deutschen Seminaren in Wilton-Park. Oker arbeitet als Buchhändler, Lokalredakteur, Maurer, Topograph und Ofensetzer.
Seit 1971 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in München. Seine Urne wird in Kallmünz beigesetzt.
Wichtige Werke
Von 1964 bis 1971 verfasst er Spielerezensionen für Die Zeit, von 1972 bis 1975 für die Frankfurter Rundschau. Oker gilt als Begründer der Spielekritik. Sein literarisches Werk umfasst die unterschiedlichsten Genres, darunter Dialektgedichte (Eine Sprache viele Zungen, 1966; So wos schüins mou ma soucha, 1978), Nonsensgedichte (Zucker und Zimt, 1972), Schüttelreime (u.a. in einem Briefwechsel mit Carl Amery), Kinderbücher (Babba, sagt der Maxl, du mußt mir eine Geschichte erzählen, 1973), Spielesammlungen (Spiele der Welt. Das schönste Buch über Spiele aus aller Welt, welche die Jahrhunderte überdauert haben, 1976), Reisebücher (Bayern wo's kaum einer kennt. Bayerische Raritäten, 4 Bde. 1982-86), belletristische Sachbücher (Scheißmaschin. Von Geräten, Apparaten, Instrumenten und Institutionen, die uns das Leben erleichtern, indem sie es uns zur Hölle machen, 1980), Erzählungen (Bloß der König und andere Geschichten, 1993), Satiren (... und ich der Fahnenträger, 1980), autobiografische (Schelmen-)Romane (Winnetou in Bayern, 1961; Lebensfäden. Die ungewöhnlich gewöhnlichen Abenteuer des Fritz Kagerer aus Schwanheim, 3 Bde. 1979-96) sowie Übertragungen ins Oberpfälzische (Ludwig Thomas Heilige Nacht auf Oberpfälzisch, 2000, zusammen mit Aja Oker).
Darüber hinaus betätigt sich Eugen Oker als Zeichner. Ab 1975 entstehen laufend Collagen aus Landschaftsbildern, Gebäuden, Menschen, Tieren und Gegenständen. Sein Leporello über den Canal Grande in Venedig mit getreulichen Abzeichnungen sämtlicher Palazzi an beiden Ufern, zuletzt 72 Meter messend, ist sein wohl ambitioniertestes Buch.
Stil / Rezeption
Die Lust am Spielerischen, Hintersinnigen und Augenzwinkernden, aber auch der Blick fürs Detail stecken hinter allen Facetten seines Lebenswerks: In seinen Dialektgedichten interessiert ihn die Möglichkeit, sprachliche Spielräume auszuloten, in seiner Prosa ist es die Schelmenperspektive, die es ihm erlaubt, Humor und Ernsthaftigkeit zu verbinden. Spiele, Collagen, Papierarchitektur, Stereophotographien, Pop-up-Bücher, aber auch eine Kollektion von „Obstbiggerln“ demonstrieren zudem seinen Sinn für Alltagskunst und zeigen den Augenmenschen Eugen Oker.
Preise & Auszeichnungen
Für sein Werk wird er mehrfach ausgezeichnet: mit dem Astrid-Lindgren-Preis 1973 (für Babba, sagt der Maxl), dem Preis Deutscher Spiele 1994, dem Schwarzhofener Literaturpreis 1998, dem Friedrich-Baur-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1999 und dem Bundesverdienstkreuz 2001.
Tätigkeiten im literarischen Betrieb
1987 gründet Oker zusammen mit seiner Frau Maria Gebhardt den Miniverlag Kuckuck und Straps, den „Verlag mit den kleinsten Auflagen dieser Welt, alle limitiert, nummeriert und signiert“. Im Selbstverlag veröffentlicht Oker seine eigenen Bücher und die befreundeter Autoren. Nach Okers Tod übernimmt der lichtung verlag die edition Kuckuck und Straps. Seit 2008 sind dort vier Bücher Okers neu erschienen: Zahlbar nach dem Endsieg (2008, mit Zeichnungen und Abbildungen aus dem Tagebuch des Autors), Bloß der König und andere Geschichten (2009, ebenfalls mit Zeichnungen des Autors), ... und ich der Fahnenträger. Ein negativer Erziehungsroman – eine unheimlich wahre Satire (2010, mit einem Nachwort von Reinhard Wittmann) sowie Der Kuckuck von Timbuktu. Oder Tiere sind auch Menschen. Ein Bilderbuch über Vögel und andere Viecher (2012, illustriert von Thomas Hart, mit einem Nachwort von Gerd Burger).
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (2022): Das Kriegsende 1945 in Schwandorf im Spiegel der Literatur. In: Oberpfälzer Heimat 66, S. 139-150.
Felix, Gabriele (2004): Eugen Oker (*24.6.1919). Ein Spieler von Schrot und Korn. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 228f.
Wiedemann, Fritz (Hg.) (1993): Überall brennt ein schönes Licht. Literaten und Literatur aus Ostbayern. Passavia Verlag, Passau, S. 185-206.
Wolfsteiner, Alfred (2022): Eugen Oker – ein literarischer Querdenker und unbestechlicher Chronist seiner Heimat. In: Das Kulturfest der Oberpfälzer. 43. Bayerischer Nordgautag, hg. vom Oberpfälzer Kulturbund Regensburg und der Großen Kreisstadt Schwandorf (Festschrift). Morsbach Verlag, Regensburg, S. 114-119.
Externe Links:
Literatur von Eugen Oker im BVB
Am 24. Juni 1919 wird Eugen Oker (eigentlich Fritz Gebhardt) in Schwandorf geboren. Oker gilt als Begründer der Spielekritik. Sein literarisches Werk umfasst die unterschiedlichsten Genres, darunter Dialektgedichte, Nonsensgedichte, Schüttelreime, Kinderbücher, Spielsammlungen, Reisebücher, belletristische Sachbücher, Erzählungen, Satiren, autobiografische (Schelmen-)Romane und Übertragungen ins Oberpfälzische. Er gründet zusammen mit seiner Frau Maria Gebhardt den Miniverlag Kuckuck und Straps und betätigt sich als Zeichner. Eugen Oker stirbt am 14. März 2006 in München.
Werdegang
Oker besucht die Volksschule in Schwandorf und anschließend Oberrealschule (heute Gregor-Mendel-Gymnasium) in Amberg. Er macht eine Ausbildung zum Vermessungstechniker (Fotogrammeter), später im elterlichen Betrieb zum Ofensetzer. Seit Kriegsende ist er Korrespondent für Die Neue Zeitung und Teilnehmer an englisch-deutschen Seminaren in Wilton-Park. Oker arbeitet als Buchhändler, Lokalredakteur, Maurer, Topograph und Ofensetzer.
Seit 1971 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in München. Seine Urne wird in Kallmünz beigesetzt.
Wichtige Werke
Von 1964 bis 1971 verfasst er Spielerezensionen für Die Zeit, von 1972 bis 1975 für die Frankfurter Rundschau. Oker gilt als Begründer der Spielekritik. Sein literarisches Werk umfasst die unterschiedlichsten Genres, darunter Dialektgedichte (Eine Sprache viele Zungen, 1966; So wos schüins mou ma soucha, 1978), Nonsensgedichte (Zucker und Zimt, 1972), Schüttelreime (u.a. in einem Briefwechsel mit Carl Amery), Kinderbücher (Babba, sagt der Maxl, du mußt mir eine Geschichte erzählen, 1973), Spielesammlungen (Spiele der Welt. Das schönste Buch über Spiele aus aller Welt, welche die Jahrhunderte überdauert haben, 1976), Reisebücher (Bayern wo's kaum einer kennt. Bayerische Raritäten, 4 Bde. 1982-86), belletristische Sachbücher (Scheißmaschin. Von Geräten, Apparaten, Instrumenten und Institutionen, die uns das Leben erleichtern, indem sie es uns zur Hölle machen, 1980), Erzählungen (Bloß der König und andere Geschichten, 1993), Satiren (... und ich der Fahnenträger, 1980), autobiografische (Schelmen-)Romane (Winnetou in Bayern, 1961; Lebensfäden. Die ungewöhnlich gewöhnlichen Abenteuer des Fritz Kagerer aus Schwanheim, 3 Bde. 1979-96) sowie Übertragungen ins Oberpfälzische (Ludwig Thomas Heilige Nacht auf Oberpfälzisch, 2000, zusammen mit Aja Oker).
Darüber hinaus betätigt sich Eugen Oker als Zeichner. Ab 1975 entstehen laufend Collagen aus Landschaftsbildern, Gebäuden, Menschen, Tieren und Gegenständen. Sein Leporello über den Canal Grande in Venedig mit getreulichen Abzeichnungen sämtlicher Palazzi an beiden Ufern, zuletzt 72 Meter messend, ist sein wohl ambitioniertestes Buch.
Stil / Rezeption
Die Lust am Spielerischen, Hintersinnigen und Augenzwinkernden, aber auch der Blick fürs Detail stecken hinter allen Facetten seines Lebenswerks: In seinen Dialektgedichten interessiert ihn die Möglichkeit, sprachliche Spielräume auszuloten, in seiner Prosa ist es die Schelmenperspektive, die es ihm erlaubt, Humor und Ernsthaftigkeit zu verbinden. Spiele, Collagen, Papierarchitektur, Stereophotographien, Pop-up-Bücher, aber auch eine Kollektion von „Obstbiggerln“ demonstrieren zudem seinen Sinn für Alltagskunst und zeigen den Augenmenschen Eugen Oker.
Preise & Auszeichnungen
Für sein Werk wird er mehrfach ausgezeichnet: mit dem Astrid-Lindgren-Preis 1973 (für Babba, sagt der Maxl), dem Preis Deutscher Spiele 1994, dem Schwarzhofener Literaturpreis 1998, dem Friedrich-Baur-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1999 und dem Bundesverdienstkreuz 2001.
Tätigkeiten im literarischen Betrieb
1987 gründet Oker zusammen mit seiner Frau Maria Gebhardt den Miniverlag Kuckuck und Straps, den „Verlag mit den kleinsten Auflagen dieser Welt, alle limitiert, nummeriert und signiert“. Im Selbstverlag veröffentlicht Oker seine eigenen Bücher und die befreundeter Autoren. Nach Okers Tod übernimmt der lichtung verlag die edition Kuckuck und Straps. Seit 2008 sind dort vier Bücher Okers neu erschienen: Zahlbar nach dem Endsieg (2008, mit Zeichnungen und Abbildungen aus dem Tagebuch des Autors), Bloß der König und andere Geschichten (2009, ebenfalls mit Zeichnungen des Autors), ... und ich der Fahnenträger. Ein negativer Erziehungsroman – eine unheimlich wahre Satire (2010, mit einem Nachwort von Reinhard Wittmann) sowie Der Kuckuck von Timbuktu. Oder Tiere sind auch Menschen. Ein Bilderbuch über Vögel und andere Viecher (2012, illustriert von Thomas Hart, mit einem Nachwort von Gerd Burger).
Baron, Bernhard M. (2022): Das Kriegsende 1945 in Schwandorf im Spiegel der Literatur. In: Oberpfälzer Heimat 66, S. 139-150.
Felix, Gabriele (2004): Eugen Oker (*24.6.1919). Ein Spieler von Schrot und Korn. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 228f.
Wiedemann, Fritz (Hg.) (1993): Überall brennt ein schönes Licht. Literaten und Literatur aus Ostbayern. Passavia Verlag, Passau, S. 185-206.
Wolfsteiner, Alfred (2022): Eugen Oker – ein literarischer Querdenker und unbestechlicher Chronist seiner Heimat. In: Das Kulturfest der Oberpfälzer. 43. Bayerischer Nordgautag, hg. vom Oberpfälzer Kulturbund Regensburg und der Großen Kreisstadt Schwandorf (Festschrift). Morsbach Verlag, Regensburg, S. 114-119.