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Eingang zum Labyrinth im Park Theresienstein, einem der ältesten Bürgerparks in Deutschland (c) Stadt Hof

Hof

Ende des 11. Jahrhunderts siedeln sich in der Nähe der Mündung der Regnitz – daher auch der erste Name des Dorfs: Rekkenze – in die Saale Bauern an. 150 Jahre später errichtet Otto der Erste von Andechs-Meranien nördlich der Siedlung eine befestigte Stadt, die Neustadt, die zunächst „Stadt am Regnitzhof“, später „Stadt am Hof“ und schließlich schlicht „Hof“ genannt wird.

Wie in vielen bayerischen Städten fallen auch in Hof Mitte des 15. Jahrhunderts die Hussiten ein – was hier allerdings eine neue Tradition zur Folge hat: Um gegen zukünftige Angriffe gerüstet zu sein, gründen die Hofer eine Bürgerwehr, die Schützengilde. Da das Versäumen der alljährlichen Schießübungen eine Strafe nach sich zieht, eilen die Bürger stets am letzten möglichen Tag in Arbeitskleidung und den üblichen Holzschlappen noch schnell zum Schießhäuschen. Der Schlappentag ist heute ein „Nationalfeiertag“, der alljährlich mit einem Umzug und einem anschließenden Volksfest begangen wird.

Im Jahr 1546 gründet Markgraf Albrecht Alcibiades ein Gymnasium in Hof, damit „die jugendt darinnen in Gottes Wort, allen tugenden, guten kunsten und sprachen unterrichtet wurde“. In den Jahren 1779/80 besucht Johann Paul Friedrich Richter, der als Jean Paul in die Literaturhistorie eingeht, diese Schule. Seinen Abschied nimmt der damals Siebzehnjährige im Oktober 1780 mit einer Rede „Über den Nutzen und Schaden der Erfindung neuer Wahrheiten“.

Johann Georg Wirth, Hof aus der Vogelperspektive und Erinnerung ans Mittelalter (c) Stadt Hof

Zwei weitere Schüler des Gymnasiums, die – wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise – Geschichte schreiben, sind Johann Georg Wirth, geboren 1798 in Hof, und Karl Ludwig Sand. Die beiden sind Anfang des 19. Jahrhunderts Klassenkameraden. Ersterer versucht sich zunächst als Jurist, reüssiert jedoch als Journalist und Kämpfer gegen die Zensur und für die Demokratie; „ein tapferer Ritter der Freiheit“, wie Heinrich Heine urteilt. Karl Ludwig Sand dagegen begreift sich zwar ebenfalls als Patriot im Dienste der Einheit und Freiheit Deutschlands, doch scheut er nicht den Griff zur Waffe: Am 23. März 1819 ersticht er den Dichter August Kotzebue in dessen Wohnhaus. Im Mai 1820 wird er zum Tode verurteilt und wenig später hingerichtet.

Als eine Folge des Attentats gelten die Karlsbader Beschlüsse, die die Presse- wie Meinungsfreiheit ein weiteres Mal einschränken und die Universitäten sowie deren Professoren unter Überwachung stellen. Als Protest gegen diesen und folgende Akte der Zensur gründet Johann Georg Wirth den Deutschen Preß- und Vaterlandsverein, der im Mai 1832 eine offiziell als Volksfest deklarierte politische Versammlung veranstaltet, an der rund 30.000 Menschen teilnehmen: das Hambacher Fest, dem man nicht zuletzt die deutsche Trikolore Schwarz, Rot, Gold verdankt.

Sowohl Jean Paul als auch Johann Georg Wirth sind in Hof weiterhin präsent: Im Jahr 1946 nimmt das städtische Gymnasium anlässlich des 400-jährigen Bestehens den Namen seines berühmtesten Schülers an und nennt sich seither Jean-Paul-Gymnasium. Zum 150. Todestag von Wirth wird ein begehbares Denkmal in Form einer Zeitungsseite errichtet, das im Zuge der Neueröffnung der Freiheitshalle 2012 in deren Außenbereich verlegt wird. So schreiben sich die beiden bekanntesten Bürger der Stadt – zwei Männer des Worts, die die Sprache stets gegen Einfalt und Missbrauch zu verteidigen wussten – auch weiterhin in das Leben dieser Stadt ein.

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