Kultur trotz Corona: „Achternbusch in Tusculum“. Von Daniel Bayerstorfer

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Herbert Achternbusch mit Tochter, Fotografie Juli 2001 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Daniel Bayerstorfer (* 1989 in Gräfelfing bei München) ist Organisator der Münchner Lesereihe meine drei lyrischen ichs sowie des Festivals „Großer Tag der Jungen Münchner Literatur“. Als Übersetzer überträgt er u.a. die chinesischen Lyriker Han Bo und Jiang Tao ins Deutsche, zudem unterrichtet er Kreatives Schreiben für Schülerinnen und Schüler am Literaturhaus München. Sein erster Gedichtband Gegenklaviere erschien 2017, 2018 folgte sein zweiter unter dem Titel Die Erfindung des Rußn in Zusammenarbeit mit Tobias Roth. Daniel Bayerstorfer lebt und arbeitet in München.

Mit dem folgenden unveröffentlichten Gedichtzyklus in bayerischer Mundart – im Titel steht der bayerische Schriftsteller, Filmemacher und Maler Herbert Achternbusch – beteiligt sich Daniel Bayerstorfer an Kultur trotz Corona“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung bayerischer Literaturschaffender. Alle bisherigen Beiträge der Reihe finden Sie HIER.

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Achternbusch in Tusculum

 1

De Fliang klingan ondersch übam Kadava, ad Kantatn is
hoizvadafet, Im Kåchlofa sitz i mit meina Trombetn und spui
an Bach. Gånz leis. Wanns i kannt. Am Sä. Im Moos. Daném.

Oda weita drunt. Wo se de Ölbamm zum Schlåffa am Omd
in Koud vakrircha, in Lehmbon steing’s nieda, da im Doi, da
Buckl atmet’s ei. Drunt wo’s de Wurzln um se leng, a Knäul
vo Bamm.

Lazio horst as Lônd. S’ duster. Und wann oana frågt, såg:
KENNEN SIE DEN WEG ZU DEN HÄNDEN? kennstan?
Ad Zunga nimma am Lem. As Knir, da Zungaschlog vô
geibe Gockeln, Und de Bamm? Ad Sunna ruafts wieda nauf.

 

2

De abgschlågna Händ luang durchd Finga, zehne ån da Zoi,
durchd Kuppm, da Schädl
Da Doud schlågt a Rad, wir’a Pfau, schaug des bedeit: Koa
Oache mehr greiffa, wanns nuntergfoin is vom Bamm, des
bedeit: Du bleibst ned steng, gähst weida getal.

Sanduhrwepsen SOTTO VOCE, laffa ob, ob’s sitzn oda
schwem, wannsd unta xx stegst, herstas griasln,
Da Zizero håt wida Händ, håt wida Lippm und Aung,
aus dene de doudn Griachn schaung, nomoi.

 

Worthington Whittredge (1820-1910): The Amphitheatre of Tusculum and Albano Mountains, Rome, 1860

 

3

As Hei rircht nach Bluat, weil i’s zum Trockna in meine
Organe glegt hôb, de hôb i ausgstopft und poistert mit de
Buschln vô heier, a douds Gwachs, in da Lunga, in da
Muiz, in beide Herzkammerl, do san die Organe staad,
dämpft as Gluckern, aba ma hert des Hei, wann i schlof
aufm Bankerl am Ofa, bin gschutzt, wann i foi, und lautlos,
wei in jeda Åder steckt a Hoim vô damois, jede Zeïn is
wattiert. Ois saugt und saugt, as Aug is voi Klä, da Klä, der
zwischa de Storna wåchst und Sterna, da Klä zum Kaiwi-
Fuadern, da Klä und wann i nach de Oadaxln greif, de se
untam Hoiz vasteckan, zwischa de Scheiteln, valier i vor
Schregg meine Finga, und de Haut leg i åb, wann i de Blind-
schleichn daluag, und hintre bei de Brennnesseln griagt as
Liacht Blosn, wanns mi oglangt.

 

4

In uroide Wickeln hull i mi ei, gä stund uba stund an de
Engaln vorbei, kloan sans, viere ån da Zoi, auf da
Balustradn. Aus Pharaonenlaichn hom’s an Butta gmacht,
und Engaln aus Metoi. Öffnan’s an Mund, kimmt a Doun
aussi, nua oana.

I gä. Direttissima, vom Marinplôtz nåch PAUSILYPON,
jetzat, ned morng, åba lirba dôch weida drunt. An de
Lärchnschindln vorbei.

D’Oipn lôs i da Gluat, de Doin. Håb an Schnä wir a
Schwimmhaut zwischa de Finga, an Groußglockna
honama denkt, hob an fiarazàd, PRASINIT aus da
hintastn Eckn vô meine Aung.

I gä, ma hat ma daseïm den Wäg mit de Storndl vom
MOSAIK ausglegt, der an Rema zoagt. Damid i
erm find. Daß i mi ned darenn. Jetazt: Da Traunstoa,
hinta de Vierkanta, am Gebirg sei Orgl, dô keman de Doin
ins Strauchen, wann’s vor die Pfaiffn fliang.

 

für Fritz Göschl