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Geb.: 25. 8.1960 in Prag
© Ali Ghandtschi/Kiepenheuer & Witsch Verlag

Maxim Biller

Maxim Biller wird als Sohn des Übersetzers Semjon Biller und der Geografin, Volkswirtschaftlerin und Schriftstellerin Rada Biller in Prag geboren. Seine Schwester ist die Schriftstellerin Elena Lappin.

1970 emigriert die Familie nach Deutschland. Biller studiert deutsche Literatur in München, Thema seiner 1983 verfassten Magisterarbeit ist das Bild der Juden im Frühwerk von Thomas Mann. Nachdem er die Journalistenschule in München absolviert hat, arbeitet er als freier Journalist beim Spiegel und bei der Zeit. Als Kolumnist ist er ab 1986 für das Zeitgeistmagazin Tempo tätig. Seine Polemiken 100 Zeilen Hass publiziert er 1991 unter dem Titel Die Tempojahre.

1990 erscheint sein erster Erzählband Wenn ich einmal reich und tot bin, der in der Süddeutschen Zeitung als „die Wiederkehr der jüdischen Literatur nach Deutschland“ gefeiert wird. Jüdische Identität und jüdisches Leben in Deutschland sind seine zentralen Themen. Sein zweiter Erzählband Land der Väter und Verräter aus dem Jahr 1994 wird mit dem Tukan-Preis der Stadt München ausgezeichnet. 2000 folgt der Roman Die Tochter. Er erzählt die Geschichte des Israeli Motti, der seine Erlebnisse im Libanonkrieg vergessen und mit einer Frau aus Deutschland ein neues Leben in München beginnen will. Dabei entsteht ein unlösbarer Konflikt zwischen der Welt seiner Eltern in Tel Aviv, die dem Holocaust entkamen, und dem Alltag in Deutschland, repräsentiert durch die Familie seiner Frau. Dieser Roman wird, wie viele seiner Werke, in mehrere Sprachen übersetzt. Die französische Übersetzung erscheint 2003 bei Gallimard. 

2001 wird sein erstes Theaterstück, Kühltransport, am Mainzer Staatstheater uraufgeführt. Es hat die Irrfahrt der 58 Chinesen zum Inhalt, die 2001 erstickt in einem Container in Dover entdeckt wurden.

Mit seinem zweiten Roman Esra erregt Biller 2003 großes Aufsehen. Der Vertrieb des Buches wird dem Verlag untersagt, nachdem etwa 4000 Exemplare ausgeliefert worden sind. Die Richter sehen die Persönlichkeitsrechte zweier Klägerinnen verletzt, da in dem autobiografischen Roman intime Einzelheiten geschildert werden, die Übereinstimmungen zwischen der Figur der Esra und einer früheren Partnerin des Autors erkennbar werden lassen. Als die Klägerinnen vor dem Landgericht München I vom Autor jeweils 50.000 € Schadensersatz verlangen, protestieren zahlreiche Kollegen gegen den Eingriff in die Kunstfreiheit, darunter Günter Grass, Herbert Achternbusch und Elfriede Jelinek. Der Schadensersatzklage wird zwar nicht stattgegeben, doch darf das Buch weiterhin nicht mehr verbreitet werden.

Mit Bernsteintage (2004) und Liebe heute (2007) wendet sich Biller wieder der literarischen Kurzform zu. Für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung verfasst er die satirische Kolumne „Moralische Geschichten“. Eine der Hauptfiguren, Dudek Kohn, ist ein erfolgloser jüdischer Schriftsteller, dessen siebenjährige Tochter Rosa immer bessere Ideen hat als er. Maxim Biller lebt in Berlin.