Info
Geb.: 3. 8.1946 in Immenstadt i.Allgäu
© privat
Titel: Dr. iur.
Namensvarianten: Hans Georg Straßer
Wirkungsorte:
Sonthofen
Waltrams

Hansjörg Straßer

Hansjörg Straßer kommt 1946 in Immenstadt zur Welt. Ab seinem 10. Lebensjahr lebt er in Kempten (Allgäu), wo er 1966 die Abiturprüfung ablegt und anschließend Jura in München und Regensburg studiert. Nach dem Staatsexamen erfolgt 1974 die Übernahme in den bayerischen Justizdienst, 1980 wird er an der Freien Universität Berlin promoviert. Hansjörg Straßer ist in der Folgezeit als Richter und Staatsan­walt in Memmingen, Kempten und Sonthofen und zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht Kempten (Allgäu) tätig. Nach der Pensionierung 2011 arbeitet der Jurist von 2015 bis 2022 noch als Anwalt und widmet sich in dieser Funktion verstärkt dem Opferschutz und der Nebenklagever­tretung. Er wirkt als Referent beim Weißen Ring und ist von 1996 bis 2019 Lehrbeauftragter an der Hochschule Kempten.

Bereits während seines Berufslebens wird Hansjörg Straßer schriftstellerisch aktiv. Meist widmet er sich, angetrieben durch eine besondere Verbundenheit zur alpenländischen Kultur- und Wesensart, regionalgeschichtlich bedeutsamen Themen, die einen Bezug zum Justizwesen aufweisen. 1984 er­scheint sein Sachbuch Anna Schwegelin, in dem es um die Hintergründe des letzten Hexen­prozesses auf deutschem Boden geht. Bei Forschungsarbeiten in der Folgezeit stellt sich heraus, dass das gegen Anna Maria Schwegelin ausge­sprochene Todesurteil nicht vollstreckt wurde, sondern dass sie Jahre später im Kemptener Gefängnis (Stockhaus) starb.

Mit dem in Untertrogen bei Weiler-Simmerberg geborenen Anwalt und Freiheits­kämpfer Anton Schneider beschäftigt sich Straßers zweites Buch Alpenrebell D[okto]r Anton Schneider 1777 – 1820. Eine Prozessgeschichte aus der Zeit Andreas Hofers (1987). Um den Stoff unterhaltend darzustellen, lässt Straßer die Protagonisten durch einen fiktiven Gerichtsreporter interviewen. Straßers Recherchen zu Anton Schneider und seiner Verbindung zum Alpenbund Anfang des 19. Jahrhunderts münden in die Publikation Staatsschutzsache: Verschwörung Alpenbund (2012). 2013 erscheint Königlich Bayerisches „Blutgericht“ Schwaben/Allgäu 1803 bis 1837 über den Rechtsgelehrten Anselm von Feuerbach. Mit dem aus Immen­stadt stammenden politischen Aufklärer Fidel Schlund, 1848 nach Nordamerika ausgewandert, beschäftigt sich Fidel Schlund. Allgäuer zwischen den Welten (2014). 2016 erscheint sein Fachbuch Methodik der Wahrheitsfindung und Fehlerquellen in sexuellen Missbrauchsfällen – Besonderheiten im Wiederaufnahmeverfahren: ein neuer Leitfaden.

Straßer tritt auch als Kinderbuchautor in Erscheinung. In Pirmin – der kleine Kelte aus dem Allgäu (2016), illustriert durch seine Enkelin Felicitas Straßer, geht es um Abenteuer und regionales Brauchtum wie den Wilde-Mändle-Tanz in Oberstdorf. Erinnerungen an seine eigene Kindheit lässt Straßer in sein zweites Kinderbuch Ferdinand – der grüne Drache aus dem Allgäu (2017), illustriert durch seinen Sohn Heiko Straßer, einfließen. Der kleine grüne Drache aus dem Allgäu, der im ersten Band als Fremder die Herzen der Menschen erobert und Allgäuer Bräuche, Peter und den Wellensittich Miki kennenlernt, wächst im Fortsetzungsband Neues vom Ferdinand (2023) zum akrobatischen Jungdrachen heran: Zusammen erleben sie aufregende Schulferien und bestehen auf dem Großen Alpsee den Kampf gegen feindliche Piraten. „Ferdinand wird zum Star auf dem Sprungbrett, spielt Rollen in Allgäuer Sagen und befreit im ‚Zirkustraum‘ nicht artgerecht gehaltene Zirkustiere, um schließlich selbst im Zirkus als Luftakrobat aufzutreten.“

Zum Sammelband Es lebe die Freiheit – Revolution im Allgäu 1848/49, von Barbara Lochbihler 2018 herausgegeben, trägt Hansjörg Straßer die Aufsätze „Fidel Schlund – ein gewaltfreier Kämpfer für Bürger- und Menschenrechte“ und „Balthasar Waibel – Kämpfer für freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit“ bei. 2019 legt Straßer Das „Gericht Weiler“ im Allgäu und seine Zeit 1806 bis 1970: Historie und Begebenheiten vor. In Alois Ritter von Schmid (1825 bis 1910): ein deutscher Philosoph und Theologe aus dem Allgäu (2020) beschäftigt er sich mit seinen Ahnen Alois Ritter von Schmid, dessen Bruder Andreas Schmid (Leiter des Priesterseminars Georgianum München) und dem Neffen der beiden Theologen, dem Reichtagsabgeordneten Alois Schmid. Die Ergebnisse seiner Recherche zum Adelsgeschlecht Hundbiß von Waltrams, zu dem der Autor ebenfalls familiäre Bezüge hat, fließen in Straßers elftes Buch Hundbiss von Waltrams: die Scherenschnitte zweier Allgäuer Fürstäbtissinnen des Damenstifts Lindau (2021) ein. 2023 erscheint sein Buch Der Kemptener Demokrat Balthasar Waibel (1796-1865). Gespräche über Bauernaufstände, Grundrechte und gewaltfreie Rebellion.

2020 erhält Hansjörg Straßer den Westallgäuer Heimatpreis für sein literarisches Werk.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.


Externe Links:

Literatur von Hansjörg Straßer im BVB