Ottfried Fischer: Der Menschenfreund

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(c) Walter Schönenbröcher

Fischer kritisiert, ohne zu moralisieren und bewahrt damit sich und seinem Publikum immer den liebevollen Blick auf seine Mitmenschen.

So lautet die Jury-Begründung bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises, Kategorie Ehrenpreis, im Jahr 2011 an den Kabarettisten und Schauspieler Ottfried Fischer, Jahrgang 1953. Der Schnelldenker und Schnellredner, aufgewachsen auf dem Bauernhof Ornatsöd bei Untergriesbach im Bayerischen Wald, mischt meisterhaft Politikerderblecken und das Benennen von Missständen mit philosophischen Gedankenanstößen. Er praktiziert dies seit seinen kabarettistischen Anfängen, als Ensemblemitglied am Münchner Hinterhoftheater in der Gabelsbergerstraße, Maxvorstadt, unter Texter und Regisseur Günter Knoll Ende der 1970er-Jahre.

Ich habe auch meine Rollen immer als Kabarettist angegangen. Kabarettist ist wie katholischer Pfarrer: Das bist du auf Lebenszeit.

(Quelle: Lex, Christian [2013]: Interview mit Ottfried Fischer. In: MUH 11.)

Fischer nützt seine überregionale TV-Popularität durch die Hauptrolle in der bayerischen Kultserie Irgendwie und Sowieso sowie seine Paraderolle in der Krimikomödienserie Der Bulle von Tölz für seine stark ausgeprägte soziale Ader. Er hilft vielfach, unterstützt etwa Milchbauern bei ihrem Kampf für faire Preise, bietet Nachwuchskabarettisten eine Auftrittsmöglichkeit in seiner TV-Erfolgskabarettsendung Ottis Schlachthof.

Nach seinen beiden Soloprogrammen „Schwer ist leicht was“ und „Was Tun“, Ende der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre, feiert er erst 2008 Premiere mit seinem dritten Kabarettprogramm „Wo meine Sonne scheint“. Dazwischen liegt eine lange Fernsehpause. Neben der Schauspielerei moderiert er über 170 Folgen von Ottis Schlachthof im Bayerischen Fernsehen. Ende 2012 entscheidet der Bayerische Rundfunk, die Sendung unter seiner Moderation zu beenden, aufgrund Fischers fortschreitender Parkinson-Erkrankung. In der letzten Sendung trägt er ein Gedicht vor:

So schüttet nun die Zeit so mächtig sich auf dich herab
Und während trocken von dem Guss du langsam wieder bist
Schaust du zwar in die Richtung
Niemals aber ganz ins Grab
Halbzeit nennst du, wo Nachspielzeit der rechte Maßstab ist!
Zeit für Neues fordern nun des Lebens stete Brüche

(Quelle: Ottfried Fischer: Das Leben ein Skandal. Geschichten aus meiner Zeit. München 2013.)

Fischer hält nichtsdestotrotz an seiner humoristischen Berufung fest. 2014 präsentiert er ein neues Bühnenprogramm „Jetzt noch langsamer“ und erhält im Pay-TV die neue Fernsehsendung Ottis Aquarium. Den ersten Auftritt nach Bekanntgabe seiner Parkinsonerkrankung beginnt er 2008 mit einem Versprechen:

Keine Angst, ich mach keine Schüttelreime!

(Quelle: Aschermittwoch der Kabarettisten 2008, URL: https://www.youtube.com/watch?v=4K18-3WbEFw, 06.08.2015)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer