Info
Gegründet: 2011
Dauer: jährlich drei Tage im Juni (bis 2020)
Ort: verschiedene Orte in Bayreuth
Veranstalter: BIGSAS – Bayreuth International Graduate School of African Studies
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BIGSAS-Festival Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literaturen

Im Jahr 1975 nimmt die Universität Bayreuth als siebte bayerische Universität den Lehrbetrieb auf. Da es sich um eine Neugründung handelt, reflektieren Architektur und Studienordnung die Zeichen der Zeit. Wie in Augsburg und Passau folgt der Bau dem Konzept des amerikanischen Campus. Der Universität Bayreuth werden nicht nur Interdisziplinarität und Internationalität ins Stammbuch geschrieben, sondern auch ein Afrika-Schwerpunkt, der seither konsequent neue Forschungsfelder und Kooperationen erschließt und heute ein weltweit hohes Ansehen genießt. 1981 wird das Iwalewahaus eröffnet, um durch Ausstellungen und Artist-in-Residence-Programme das wissenschaftliche Schwerpunktthema einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen.

BIGSAS-Festival 2013: Gäste und Team vor dem Iwalewahaus, ganz vorne die beiden Festivalleiterinnen Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard (Foto: Daniela Incoronato)

Im Herbst 2007 genehmigt die Exzellenzinitiative des Bundes den Antrag des Bayreuther Instituts für Afrikastudien auf eine Internationale Graduiertenschule; das Projekt BIGSAS – Bayreuth International Graduate School of African Studies – erhält eine fünfjährige Förderung, die 2012 um weitere fünf Jahre verlängert wird. Schon 2011 stellt BIGSAS der universitären Forschung ein Literaturfestival an die Seite, das von Prof. Dr. Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard organisiert und kuratiert wird. Das BIGSAS-Festival Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literatur findet seither alljährlich statt und dauert jeweils drei Tage. Auf dem Programm stehen Vorträge, Debatten, Lesungen, Ausstellungen und Konzerte; der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. In jedem Jahr widmet sich das Festival einem anderen Thema.

Den Auftakt macht 2011 das Thema „Afrikanische Konzeptionen von Europa“; zu Gast sind unter anderem der afrokanadische Autor Rinaldo Walcott, der Poet und Musiker Chirikure Chirikure aus Zimbabwe, die nigerianischen Autoren Femi Osofisan und Biyi Bandele, die italienisch-somalische Schriftstellerin Cristina Ali Farah und der togolesische Schriftsteller Sénouvo Agbota Zinsou. Im Jahr 2012 gibt sich das BIGSAS-Festival die Überschrift „Sich in die Zukunft erinnern: Afrikanische Literatur als Poetik in Bewegung“; es lesen und diskutieren unter anderem die somalisch-britische Schriftstellerin Nadifa Mohamed, der afrodeutsche Autor Philipp Khabo Köpsell, die Lyrikerin Susan Kiguli aus Uganda, die senegalesische Schriftstellerin Ken Bugul sowie der togolesische Autor Kossi Efoui und die südafrikanische Schriftstellerin Zukiswa Wanner.

Awam Amkpa, Gina Dorcely und Zakes Mda während einer BIGSAS-Festivaldiskussion 2013 (Fotos: Daniela Incoronato)

„Intertextualität. Dialog in Bewegung“ lautet das Thema der 2013er Ausgabe. Diesmal nehmen u.a. die Autorinnen und Autoren José Eduardo Agualusa (Angola/Portugal), Zakes Mda (Südafrika/USA), Awam Amkpa (Nigeria/USA), Gina Dorcely (Haiti/USA) und der Londoner Hip-Hop Star Akala (Großbritannien) teil. 2014 erinnert auch das BIGSAS-Literaturfestival an den Beginn des Ersten Weltkriegs: Mit Blick auf nicht nur eine, sondern drei Wegmarken der Geschichte des deutschen Kolonialismus widmet sich das Festival unter dem Titel „Literatures of/and Memory: 1884 – 1904 – 1914“ den Katastrophen der Moderne und des 20. Jahrhunderts im Allgemeinen sowie der europäische Eroberung, Zerklüftung und gewaltvollen Aneignung des afrikanischen Kontinentes im Besonderen. Gesucht werden Visionen von Erinnerung einer sich neu erfindenden Zukunft vom Platz des Kolonialismus im kollektiven Gedächtnis – im kollektiven Gedächtnis des afrikanischen Kontinentes und seiner Diasporas sowie Deutschlands und seiner paneuropäischen Erinnerungslücke.

2015 steht das BIGSAS-Literaturfestival unter dem Motto „African Futures and Beyond. Visions in Transition“ und feiert sein fünfjähriges Bestehen gemeinsam mit seiner „großen Schwester“, der Jahreskonferenz der African Literature Association (ALA). Zu Gast sind unter anderem der nigerianisch-amerikanische Autor und Fotograf Teju Cole und die ghanaische Autorin Ama Ata Aidoo. Im Jahr 2016 geht es weiter mit „ReMix. Africa in Translation“: „Remixing steht für eine Imagination, die Bekanntes als Neues erschafft, um im Jetzt für die Zukunft zu verstehen und verstanden zu werden. Übersetzung steht für eine Imagination, die Ideen und Poetiken über Sprachen, Räume und Zeiten hinaus übersetzt, um im Jetzt für die Zukunft zu verstehen und verstanden zu werden. Verstehen heißt hier ganz im Sinne Édouard Glissants zu wissen, dass jedes Wissen eine Illusion und jede Illusion eine Interpretation der Welt ist.“

2017 widmet sich das BIGSAS-Festival der Krise, die in Europa weithin Flüchtlingskrise genannt wird, die aber im Kern mindestens auch Ausdruck einer Identitätskrise in Europa und Deutschland ist. Populistischen Bedrohungsszenarien, die Angst, Hass und Gewalt schüren wollen, möchte das Festival eine ebenso klare wie zukunftsträchtige Botschaft entgegen stellen: „We(l)come to Europe.“ Ja, geflüchtete Menschen werden weiterhin nach Europa kommen und auch Europäer*innen werden: Willkommen. Welcome.

In der dritten Ausgabe (2017) des Magazins aviso, der Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, haben die Leiterinnen des Festivals, Prof. Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard, ein ausführliches Interview zu ihrer Vision der Veranstaltung gegeben.