Stifter-Stipendiaten 2022: Jan Němec und Sophia Klink

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Adalbert Stifter: Ansicht von Oberplan, circa 1823 (Sammlung Adalbert Stifter Geburtshaus)

Zum zweiten Mal werden die Stifter-Stipendien für einen Residenzaufenthalt in Oberplan/Horní Planá (CZ) vergeben.

Das Ziel der Stifter-Stipendien in ist es, der ausgewählten Autorin und dem ausgewählten Autor einen Raum für konzentrierte und kreative Arbeit zur Verfügung zu stellen und zwar im Böhmerwald, wo die deutsche und tschechische Kultur einander jahrhundertelang durchwirkt haben. Wofür nicht nur das Werk und Wirken von Adalbert Stifter stehen.

Das Stifter-Stipendium wurde vom Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau - Adalbert-Stifter-Geburtshaus ausgeschrieben. Der Residenzaufenthalt wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.

Die Stifter-Stipendiaten
Jan Němec, 1981 in Brünn geboren, ist Prosaiker, Literaturkritiker und Chefredakteur der literarischen Zeitschrift Host. Für seinen auch auf Deutsch veröffentlichten Roman Dějiny světla (2013; dt. als Geschichte des Lichts, Osburg Verlag 2019) über den Fotografen František Drtikol erhielt er den Europäischen Literaturpreis. Im Roman Možnosti milostného románu (2019; Möglichkeiten eines Liebesromans) untersucht er entlang seiner gescheiterten Beziehung die Grenzen des autobiographischen Schreibens. Zuletzt erschienen seine Gespräche mit tschechischen Persönlichkeiten über Spiritualität und Lebensveränderungen unter ihrem Einfluss Znamení neznámého (2021; Zeichen des Unbekannten, zusammen mit Petr Vizina). Nicht nur in Tschechien ist er erfolgreicher Autor – seine Bücher wurden bislang in fünfzehn Sprachen übersetzt.

Während des Residenzaufenthalts will er unter anderem an diesem Projekt arbeiten:

Das erste ist ein Erzählungen-Zyklus, der das Geschehen in der Ukraine reflektiert. Es ist meine Art und Weise, mich mit den Kriegsereignissen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig stelle ich mit Überraschung fest, dass ein geringer Abstand fürs Schreiben kein Problem darstellt. Es geht mir nicht direkt um Kriegserzählungen, eher um Tatsachen, die der Krieg sichtbar gemacht hat.

Sophia Klink, geboren 1993 in München, ist Lyrikerin und Prosaautorin. Nach einem Biologie-Studium an der LMU München promoviert sie dort in Ökologischer Mikrobiologie. Für ihr Werk erhielt sie mehrere Stipendien, u.a. das Münchner Literaturstipendium und das Nature Writing Stipendium der Stiftung Kunst & Natur.

In Oberplan/Horní Planá will sie an ihrem neuen Lyrik-Band arbeiten:

Ich könnte mir keinen passenderen Ort für die kommende Arbeit vorstellen als die Böhmische Landschaft mit ihren wilden Wäldern. Mich mit anderen Wortkünstler*innen auszutauschen und mit Adalbert Stifters Texten auseinanderzusetzen, stelle ich mir dabei als den idealen Nährboden vor, um meine Ideen noch weiter reifen zu lassen.

Die Jury
Die Auswahl der Stipendiat*innen erfolgte auf tschechischer Seite durch die Mobilitätskommission des Tschechischen Literaturzentrums.
Die Jury für die bayerische Seite bestand aus Slata Roschal (Lyrikerin, Literaturwissenschaftlerin und Stifter-Stipendiatin 2021), Patricia Preuß (Literaturhaus Oberpfalz | Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg) und Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein).

Bisherige Stipendiaten
Im Jahr 2021 waren Stifter-Stipendiaten die Lyriker Slata Roschal und Ondřej Hložek. Ihre in Operplan/Horní Planá im Rahmen des Stipendiums geschriebenen Texte werden in der Europäischen Kulturzeitschrift Sudetenland 1-2/2022 im Mai 2022 veröffentlicht.

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