Info
Geb.: 31. 5.1926 in Helgoland
Gest.: 2. 8.1997 in Gran Canaria
Namensvarianten: James Jacob Hinrich Krüss; Markus Polder, Felix Ritter

James Krüss

James Krüss wird als erstes Kind des Elektrikers Ludwig Krüss und seiner Frau, der Hummerfischertochter Margareta, geborene Friedrichs, auf der Insel Helgoland geboren. Schon früh beschäftigt er sich mit Literatur: das erste Gedicht, in Friesisch verfasst, entsteht 1931, 1936 gründet er die Zeitschrift Die Kneifzange gegen einen ohrfeigenden Lehrer. Nach einem Bombardement der Insel inmitten des Zweiten Weltkriegs wird die Familie Krüss zusammen mit anderen Helgoländer Familien aufs deutsche Festland evakuiert; James Krüss wird nach seinem Mittelschulabschluss 1942 auf Lehrerbildungsanstalten in Schleswig-Holstein geschickt und beginnt 1944 ein Pädagogik-Studium an der Bernhard-Rust-Hochschule in Braunschweig. Hier entsteht ein Stück in Versen, Münchhausen fährt zum Monde, frei nach Erich Kästner. Seit Spätsommer ist Krüss Soldat der Luftwaffe.

Nach der Kapitulation und Auflösung seiner Truppe bei Aussig in Böhmen kehrt James Krüss zu Fuß und per Fahrrad nach Hamburg und zu den Eltern nach Cuxhaven zurück. Er veröffentlicht sein erstes Buch Der goldene Faden. Vier Legenden im Parus Verlag, nimmt sein pädagogisches Studium in Lüneburg wieder auf und macht 1948 sein Examen als Volksschullehrer. Er zieht zu seinem Verleger Max Bruhn nach Reinbek bei Hamburg und gründet für die von ihrer Insel Vertriebenen die Zeitschrift Helgoland.

Mit dem Umzug in die Nähe von München wagt Krüss 1949 den „Sprung in den Süden“. Er lernt Erich Kästner persönlich kennen, mit dem er gemeinsam in Hilversum dessen Konferenz der Tiere für den Funk bearbeitet. Krüss schreibt eigene Kinderhörspiele sowie Hörbilder für den Bayerischen Rundfunk, seine Gedichte für Kinder erscheinen ab 1951 in der Neuen Zeitung und Süddeutschen Zeitung. Bei einem Besuch mit Peter Hacks an der jugoslawischen Adria entstehen weitere Kindergedichte, deren Autorschaft sich beide teilen.

Von jetzt an kommen viele Kinder- und Bilderbücher Krüss' heraus: 1953 das Bilderbuch Hanselmann reist um die Welt, 1956 Der Leuchtturm auf den Hummerklippen – Krüss übersteht im selben Jahr heil einen Autounfall in der ungarischen Puszta –, 1957 Mein Urgroßvater und ich. Sein bis heute erfolgreichstes Bilderbuch Henriette Bimmelbahn erscheint im Ostberliner Kinderbuchverlag (DDR).

Krüss unternimmt Reisen in Bayern, für seine Kindergedicht-Anthologie So viele Tage wie das Jahr hat betreibt er 1958 ein umfangreiches Quellenstudium in der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Geschichte von Gay, der sein Lachen verkaufte wird ein Jahr später fortgesetzt und in Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen umbenannt.

1960 erhält James Krüss den Deutschen Jugendbuchpreis für Mein Urgroßvater und ich. Eine zehnminütige Lesung aus diesem Buch in der Tagesschau macht ihn über Nacht berühmt, vom Hamburger und auch Berliner Senat wird er empfangen. In Gilching bei München kauft Krüss sich ein Haus mit Garten.

1962 erfolgt die Aufnahme seines Kinderbuchs Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen in die IBBY-Ehrenliste. Krüss wird für das Bilderbuch 3 x 3 an einem Tag (1963) mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet, sein Buch Adler und Taube erscheint auf der Auswahlliste desselben. Große Popularität erlangt er mit der Fernsehserie für Kinder James' Tierleben mit Suzanne Doucet und Hans Clarin.

1966 zieht Krüss nach Gran Canaria, seit diesem „Sprung an die afrikanische Küste“ ist er nur noch zu Besuchen in Europa. Auf Lobos, der kleinsten kanarischen Insel, dreht er mit Hans Clarin einen Film. Mit der Internationalen Hans-Christian-Andersen-Medaille, dem sogenannten „Kleinen Nobelpreis“, wird er 1968 für sein Gesamtwerk geehrt. Zwischenzeitlich hält er sich in der Sahara auf, wo er Mein Urgroßvater, die Helden und ich zu Ende schreibt.

Nach weiteren Auszeichnungen, der Beschäftigung mit Sprachproblemen sowie kanariologischen Studien feiert Krüss seinen 50. Geburtstag wieder auf der Insel Helgoland. Auch in der DDR, im Köpeniker Schloss, werden umfangreiche Feiern begangen. 1978 beginnt James Krüss seine Arbeit an der Gesamtkonzeption des Zyklus Die Geschichten der 101 Tage, in dem er sein gesamtes erzählerisches Werk geordnet und durch teils später hinzugefügte Rahmenerzählungen miteinander verbunden hat. Ein Jahr darauf arbeitet er am Schmöker-Lexikon Meyers Buch vom Menschen und seiner Erde sowie am Roman Der Harmlos. Die Verfilmung von Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen läuft zur selben Zeit als Serie im westdeutschen Fernsehen.

Reisen durch Spanien auf den Spuren Don Quijotes in der La Mancha sowie nach New York in die USA schließen sich an. Krüss bekommt viel Besuch auf Gran Canaria, darunter von Janosch und Heinar Kipphardt. Mit dem Buch Nele oder Das Wunderkind (1986) in der 17-bändigen Taschenbuchausgabe, bei der die Tage 1 bis 101 durchgezählt werden, liegt der Zyklus Die Geschichten der 101 Tage erstmals geschlossen vor. Krüss erhält den Portugaleser in Silber durch den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, anlässlich seines 60. Geburtstages wird er zum Ehrenbürger der Insel Helgoland ernannt.

Unter dem Titel Der Harmlos. Frühe Jahre erscheint 1988 der erste Band seiner geplanten autobiographischen Roman-Trilogie. Herzoperationen und Klinikaufenthalte verhindern allerdings einen Abschluss der Arbeit. Zwar werden ihm noch zu seinem 70. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie der Große Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach verliehen – das Leben von James Krüss endet aber nach längerem Leiden vorzeitig im Sommer 1997 in seinem Haus auf Gran Canaria.

Anlässlich seines 75. Geburtstages am 31. Mai 2001 wird der James-Krüss-Turm im Münchener Schloss Blutenburg, dem Sitz der Internationalen Jugendbibliothek, als kleines Autoren-Museum eröffnet. Dort und in der Monacensia befindet sich der dichterische Nachlass von James Krüss.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Doderer, Klaus (2009): James Krüss. Insulaner und Weltbürger. Carlsen Verlag, Hamburg.

Herre, Bettina (2001): James Krüss. Der Meister der Phantasie. Carlsen Verlag, Hamburg.


Externe Links:

Literatur von James Krüss im BVB

Literatur über James Krüss im BVB

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