Info
Geb.: 23. 8.1949 in Gundelfingen a.d.Donau
© Gustav Eckart
Namensvarianten: Heinrich Stricker (eigentl. Name)
Wirkungsorte:
Lauingen

Tiny Stricker

Tiny Stricker wird 1949 als Heinrich Stricker in Gundelfingen an der Donau geboren. Er besucht das Musische Gymnasium in Lauingen im Landkreis Dillingen an der Donau. Der bayerische Schriftsteller ist bekannt als deutscher Ableger der Beat Generation, einer Richtung der US-amerikanischen Literatur in den 1950er-Jahren.

Nach dem Abitur 1968 zieht es den jungen Stricker in die Ferne, und so überführt er einen Mercedes nach Täbris, die Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan im Iran. Seine Erfahrungen auf der Fahrt dorthin sowie sein dortiger Aufenthalt hält er in seinem Buch Ein Mercedes für Täbris fest. Darüber hinaus handelt Strickers erster Roman von einer Ost-West-Liebesgeschichte und erzählt von den Anfängen der Hippie-Bewegung. Ein Jahr später, 1969, führt Stricker seine Reisen fort. Er landet in Indien und arbeitet im Hafen von Chittagong in Bangladesch, wo er Inspirationen für seinen wohl bekanntesten Roman Trip Generation sammelt. 1970 erscheint Trip Generation beim Maro-Verlag und wird bei der Mainzer-Minipressen-Messe zum Alternativbuch des Jahres gewählt. Der literarische Roadtrip von Istanbul über den sog. „hippie trail“ nach Indien gilt als experimentelles Werk. Der Reiseroman erinnert an den Stil Jack Kerouacs, weshalb Stricker als Ableger der Beat Generation Bekanntheit erlangt. Er vermischt zudem Pop-und Comic-Elemente in seinem Roman. Trip Generation prägt den Stil des Roadnovel-Genres in Deutschland und macht Stricker zu einem Pionier der deutschen Pop-Literatur.

Nach seiner Rückkehr in Deutschland lässt er sich in München nieder. 1970 fungiert er als Sänger der Musikgruppe Siloah, welche die gleichnamige LP Siloah herausbringen. Der Stil der Musikgruppe kann dem Psychedelic Rock zugeordnet werden, aber nur zwei Jahre nach der Gründung löst sich die Band 1972 auf. Strickers Erfahrungen in der Band werden in dem Buch Unterwegs nach Essaouria verarbeitet. Darin erzählt er von der Gründung einer Musikgruppe und vergleicht die Münchner Szene mit der Hippie-Szene in Essaouria.

Es folgt ein Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik an der Ludwig-Maximillians-Universität München. Anschließend geht Stricker für zwei Jahre nach England, wo er als Lektor tätig ist. 1977 kehrt er zurück nach Bayern. Er arbeitet zunächst als Lehrer, ab 1980 ist er dann beim Goethe-Institut tätig.

Seit Beginn seiner Arbeit am Goethe-Institut erscheinen mehrere Romane von ihm. Der Coming-of-Age-Roman Soultime (1989), welcher von einer Abiturklasse im Jahre 1968 handelt, fängt den Einfluss amerikanischer Soul-Musik auf das Leben in der Provinz ein. Von vielfältigen Begegnungen auf einer Reise von Malta über London nach Schottland wird in dem Reiseroman Spaghetti Junction (1995) erzählt.

2010 hält Stricker seine Eindrücke aus einem mehrjährigen Aufenthalt in Nordgriechenland in Vom Gehen in griechischen Städten fest. Hinzukommt Lektüren in Sarajevo (2015), in welchen er seine Erfahrungen in Sarajevo und Erkundungen in Bosnien-Herzegowina mit Lektüren orientalischer und antiker Texte in Verbindung bringt. 2018 erscheint Grenzland, ein Heimatroman über einen Junglehrer, dessen Versetzung an eine Schule an der deutsch-deutschen Grenze ihn an seine inneren Grenzen zwischen Jugend und Erwachsensein bringt.

Strickers neuester Roman erscheint 2019: Spieler im Park handelt von einem jungen Dozenten, der sich auf einem Campus im Süden Englands mit dem Außenseiter, einem Schauspieler, anfreundet. Gemeinsam treten die beiden eine Reise durch England an.

Tiny Stricker lebt heute wieder in der Maxvorstadt in München und ist Mitglied im literarischen Telos-Kreis.