Franz Hessel
Der Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie Franz Hessel (1880-1941) arbeitet als Lektor, Herausgeber, Autor und Übersetzer. Daneben veröffentlicht er Romane sowie kleine Prosa. Grundlage seiner Werke sind nicht selten seine persönlichen Liebschaften und Begegnungen.
Werdegang
Geboren und aufgewachsen in Stettin (Berlin), geht Franz Hessel zum Studium nach München, wo er im Sommersemester 1901 Vorlesungen und Übungen in Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie belegt, nachdem er bereits zwei Jahre davor ein Semester Jurisprudenz dort studiert hat. In der literarischen Bohème schließt sich Franz Hessel der Schriftstellerin Franziska zu Reventlow an, mit der er in einer „Zweckwohngemeinschaft“ zusammen mit ihrem Geliebten, dem polnischen Maler Bogdan von Suchocki, von Oktober 1903 bis Ende Mai 1906 lebt. 1906 übersiedelt Franz Hessel nach Paris, wo er sich bis 1914 überwiegend aufhält. 1913 heiratet er die Malerin Helen Grund. Als Hessel aus dem Krieg heimkehrt, beschließen er und Helen nach Hohenschäftlarn zu ziehen, obgleich die Ehe zwischen den beiden längst zerrüttet ist.
In den 20er Jahren lebt Hessel abwechselnd in Paris und Berlin und arbeitet als Lektor bei Rowohlt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme beschäftigt Rowohlt seinen mit Schreibverbot belegten Lektor heimlich weiter. Im Herbst 1938 flüchtet Hessel nach Paris und wird 1940 im französischen Internierungslager Les Milles bei Aix-en-Provence inhaftiert. Er stirbt an Entkräftung in Sanary-sur-Mer.
Wichtige Werke (Auswahl)
Ergebnis seiner ménage à trois mit Franziska zu Reventlow ist neben der Grundlage für die Romane Der Kramladen des Glücks von Hessel und Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil von zu Reventlow die gemeinsame Arbeit an der geheimen Zeitschrift Schwabinger Beobachter, die interne Vorgänge und Auseinandersetzungen des Kosmiker-Kreises um Stefan George und „Schwabingiana“ ironisch glossiert.
Seine geschlossene Ehe mit Helen Grund, eine weitere „Ehe zu dritt“, liefert schließlich den Stoff zum Roman Jules et Jim (1953) von Helens Geliebtem Henri-Pierre Roché, der später von François Truffaut verfilmt wird. Hessel wiederum verarbeitet diese Begegnung in seinem zweiten Roman Pariser Romanze.
Hessel übersetzt u.a. Werke von Stendhal, Balzac, Casanova und Proust (zusammen mit Walter Benjamin) und gibt die Literaturzeitschrift Vers und Prosa (1924) heraus. Bis 1933 veröffentlicht er weitere Romane sowie kleine Prosa, etwa Heimliches Berlin (1927), Teigwaren leicht gefärbt (1926), Nachfeier (1929) oder Spazieren in Berlin (1929).
Sekundärliteratur:
Nieradka, Magali Laure (2003): Der Meister der leisen Töne. Biographie des Dichters Franz Hessel (Reihe Literatur- und Medienwissenschaft, 91). Igel-Verlag Wissenschaft, Oldenburg.
Externe Links:
Der Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie Franz Hessel (1880-1941) arbeitet als Lektor, Herausgeber, Autor und Übersetzer. Daneben veröffentlicht er Romane sowie kleine Prosa. Grundlage seiner Werke sind nicht selten seine persönlichen Liebschaften und Begegnungen.
Werdegang
Geboren und aufgewachsen in Stettin (Berlin), geht Franz Hessel zum Studium nach München, wo er im Sommersemester 1901 Vorlesungen und Übungen in Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie belegt, nachdem er bereits zwei Jahre davor ein Semester Jurisprudenz dort studiert hat. In der literarischen Bohème schließt sich Franz Hessel der Schriftstellerin Franziska zu Reventlow an, mit der er in einer „Zweckwohngemeinschaft“ zusammen mit ihrem Geliebten, dem polnischen Maler Bogdan von Suchocki, von Oktober 1903 bis Ende Mai 1906 lebt. 1906 übersiedelt Franz Hessel nach Paris, wo er sich bis 1914 überwiegend aufhält. 1913 heiratet er die Malerin Helen Grund. Als Hessel aus dem Krieg heimkehrt, beschließen er und Helen nach Hohenschäftlarn zu ziehen, obgleich die Ehe zwischen den beiden längst zerrüttet ist.
In den 20er Jahren lebt Hessel abwechselnd in Paris und Berlin und arbeitet als Lektor bei Rowohlt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme beschäftigt Rowohlt seinen mit Schreibverbot belegten Lektor heimlich weiter. Im Herbst 1938 flüchtet Hessel nach Paris und wird 1940 im französischen Internierungslager Les Milles bei Aix-en-Provence inhaftiert. Er stirbt an Entkräftung in Sanary-sur-Mer.
Wichtige Werke (Auswahl)
Ergebnis seiner ménage à trois mit Franziska zu Reventlow ist neben der Grundlage für die Romane Der Kramladen des Glücks von Hessel und Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil von zu Reventlow die gemeinsame Arbeit an der geheimen Zeitschrift Schwabinger Beobachter, die interne Vorgänge und Auseinandersetzungen des Kosmiker-Kreises um Stefan George und „Schwabingiana“ ironisch glossiert.
Seine geschlossene Ehe mit Helen Grund, eine weitere „Ehe zu dritt“, liefert schließlich den Stoff zum Roman Jules et Jim (1953) von Helens Geliebtem Henri-Pierre Roché, der später von François Truffaut verfilmt wird. Hessel wiederum verarbeitet diese Begegnung in seinem zweiten Roman Pariser Romanze.
Hessel übersetzt u.a. Werke von Stendhal, Balzac, Casanova und Proust (zusammen mit Walter Benjamin) und gibt die Literaturzeitschrift Vers und Prosa (1924) heraus. Bis 1933 veröffentlicht er weitere Romane sowie kleine Prosa, etwa Heimliches Berlin (1927), Teigwaren leicht gefärbt (1926), Nachfeier (1929) oder Spazieren in Berlin (1929).
Nieradka, Magali Laure (2003): Der Meister der leisen Töne. Biographie des Dichters Franz Hessel (Reihe Literatur- und Medienwissenschaft, 91). Igel-Verlag Wissenschaft, Oldenburg.