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Geb.: 28.12.1976 in Frankfurt am Main
© Andrea M. Müller
Titel: Dr. phil.

Martin Beyer

Martin Beyer wird 1976 in Frankfurt am Main geboren. Er studiert Germanistik und Philosophie in Bamberg, wo er seitdem – nach vollendeter Promotion über Christa Wolfs Mythos-Adaptionen (Das System der Verkennung, 2006) – als Schriftsteller und Dozent für kreatives Schreiben und Storytelling lebt.

Mit 18 Jahren veröffentlicht er seine erste Erzählung Fragezeichen (1995), eine Geschichte von den Tücken des Erwachsenwerdens. 1998 erscheint Beyers erster Roman Nimmermehr, eine Parabel totalitärer Macht: Die zweigeteilte Welt eines Dorfes bestimmt das Leben zweier junger Liebender, die unter den totalitären Strukturen und den Kriegsvorbereitungen zu fliehen versuchen. Mit Sterzik (2001) schildert der Autor dann den Werdegang eines degenerierten, fettleibigen Außenseiters, ohne dabei zu beschönigen; im Laufe der Zeit wächst die Geschichte zu einem eindrucksvollen Plädoyer für die Einfachheit heran.

Hinter den Türen aus dem Jahr 2003 ist Martin Beyers dritter Roman. Vor dem aus seinem Elternhaus Hals über Kopf flüchtenden Vander macht sich eine Welt voller Gewalt, Orthodoxie und Absurdität auf – das Werk steckt voller Bezüge, etwa zur Schwarzen Romantik eines E. T. A. Hoffmann oder zur sorbischen „Krabat“-Sage (bekannt durch Otfried Preußlers gleichnamiges Jugendbuch), aber auch zum Existenzialismus und zu anderen Fragestellungen. Der Roman ist zugleich als Hörbuch erschienen.

Mit dem 2009 bei Klett-Cotta erscheinenden vierten Roman Alle Wasser laufen ins Meer erzählt Martin Beyer schließlich die tragische Liebesgeschichte des expressionistischen Dichters Georg Trakl und seiner Schwester Grete. Der Roman ist zugleich Teil eines abgeschlossenen Projekts über Trakl mit Ausstellung und Gedichtvertonungen.

In seinem jüngsten Erzählband Mörderballaden (asphalt & anders Verlag, 2013) besingt Martin Beyer historische, fiktive und mythische Mordtaten: von der Hinrichtung des chilenischen Sängers Víctor Jara („Der Mond ist immer schön“) bis hin zur orpheushaft misslungenen Geiselübergabe („Warum drehst du dich um“). Der Leser hat dabei die Wahl, für welche Perspektive er sich entscheidet – ob als kaltblütiger Einzeltäter, verzweifeltes Opfer oder trauernder Hinterbliebener. Die insgesamt 13 Mörderballaden sind dabei textlich eng mit ihren realen Liedermachern verbunden.

Für sein Werk hat Martin Beyer mehrfach Aufenthaltsstipendien (u.a. im Künstlerhaus Kloster Cismar, in Rhodos, Visby und Mojácar) sowie Literaturpreise erhalten. Er ist Preisträger des „Jungen Literaturforums“ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (2000), Sonderpreisträger des Uslarer Literaturpreises (2002) und 1. Preisträger des Wettbewerbes „Berlin in Berlin – Eine Welt auf der Schwelle“ im Künstlerheim Luise, Berlin (2004). 2009 wird Beyer für seinen Beitrag „Der Mond ist immer schön“ mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis ausgezeichnet, 2011 folgt der Kulturförderpreis der Stadt Bamberg und 2013 der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. 2020 erhält er das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern für Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

Martin Beyer kuratiert das jährlich stattfindende Literaturfestival Bamberg liest, zudem ist er Mitinitiator des Bildungsprojekts Märchenakademie und Botschafter von Junge Dichter und Denker (Workshop „Rap trifft Goethe & Co.“). Neben seiner Autoren- und Veranstaltertätigkeit leitet er die Unternehmung „Innovation durch Sprache – Corporate Story & Creative Writing“, wo er Kommunen, Firmen und Personen diverse Schreib-Workshops anbietet; auch gibt er Workshops für Kinder und Jugendliche.

Beyer ist an mehreren Storytelling-Projekten beteiligt, wo er u.a. Charaktere, Storyboards und Interaktionen entwickelt, und schreibt Hörführungen/Audio-Guides für Museen. Zu seinen abgeschlossenen Projekten zählen außer der Trakl-Initiative das Musik-Literatur-Projekt „SilbenMusik“ (mit dem Gitarristen Gerald Kubik) und der „BeGo-Verlag“ zur Förderung literarischer Texte (zusammen mit Nora Gomringer).

Er ist Herausgeber der Tandem-Anthologien (Zeichen & Wunder, 2011; Stirb & Werde, 2012), für die renommierte Autoren mit Nachwuchsschriftstellern zusammenarbeiten.

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