Info
Geb.: 29. 5.1848 in Nürnberg
Gest.: 29.11.1935 in München

Emma Klingenfeld

Geboren wird die Schriftstellerin 1848 in Nürnberg als Tochter des Professors für Mathematik Friedrich August Klingenfeld. Sie wächst in einem sehr gebildeten und kultivierten Elternhaus auf. Durch einen jungen Dänen wird sie auf die nordische Literatur aufmerksam gemacht und begeistert sich so für diese, dass sie damit beginnt, die nordischen Sprachen zu lernen.

Emma Klingenfeld ist 20 Jahre alt, als ihr Vater 1868 an die Technische Hochschule nach München berufen wird. Die Familie siedelt nach München über und zieht in die Luisenstrasse 34a in die Maxvorstadt, in die unmittelbare Nähe zum Arbeitsplatz des Vaters. In München lebt Emma Klingenfeld fortan bis zu ihrem Tod. Bald gehört sie zum Paul-Heyse-Kreis, wo sie auch mit den Werken von Henrik Ibsen (1828-1906) bekannt wird.

Als erstes Ibsen-Werk übersetzt sie die Nordische Seefahrt und legt diese 1875 Ibsen vor. Ibsen autorisiert ihre Übersetzung. Und so wird Ibsens Nordische Seefahrt in Klingenfelds Übersetzung bereits am 10. April 1876 im Münchner Hoftheater aufgeführt. Mit Ibsen steht die Dichterin fortan in engem Kontakt und wird zu einer bedeutenden Übersetzerin seiner Frühwerke.

Reisen nach Oslo und Kopenhagen bringen sie mit weiteren nordischen Dichtern in Berührung; bald übersetzt sie auch Werke des norwegischen Dichters, Politikers und Literaturnobelpreisträgers Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1910), des dänischen Dichters Frederik Paludan Müller (1809-1876) und des dänischen Dichters und Malers Holger Drachmann (1846-1908), in dessen Schaffen sich die Problematik des dänischen Bürgertums widerspiegelt. Doch Klingenfeld tritt auch als Übersetzerin von Operntexten in Erscheinung, darunter Die Aussätzigen des Franzosen Sylvio Lazari (1857-1944) und Die Trojaner von Hector Berlioz (1803-1896).

Seit dem Fin de Siècle engagiert sich Emma Klingenfeld zudem in der bürgerlichen Frauenbewegung, die 1894 in München Fuß fasst. Klingenfelds Name findet sich bereits in der ersten Mitgliederliste von 1897. 1913 tritt die Übersetzerin auch in den von den beiden Schriftstellerinnen und Frauenrechtlerinnen Emma Haushofer-Merk und Carry Brachvogel gegründeten Münchner Schriftstellerinnenverein ein. Mit beiden Autorinnen steht sie zeitlebens fortan in enger freundschaftlicher Beziehung. Als 1924 im Münchner Schriftstellerinnenverein der Geburtstag der beiden Gründerinnen und Vorsitzenden gefeiert wird, Emma Haushofer-Merks 70. und Carry Brachvogels 60. Geburtstag, trägt Emma Klingenfeld Gedichte vor, bringt in Versen neben der Würdigung der Jubilarinnen Anspielungen auf persönliche Eigenschaften und Liebhabereien. Auch auf der Gedenkfeier anlässlich Emma Haushofer-Merks Tod im Jahr 1925 sind es Verse von Emma Klingenfeld, mit denen die Veranstaltung schließt.

Ihr Leben lang hat die Übersetzerin auch Gedichte verfasst. Unveröffentlichte Gedichte und ihre Tagebücher finden sich in ihrem Nachlass. In ihnen, die sie von 1880-1935 geführt hat, berichtet sie über ihre Tagesabläufe, es finden sich aber auch Stellungnahmen zum Zeitgeschehen (Erster Weltkrieg, Hitlers Machtübernahme) und sehr viele Gedichte, v.a. Gelegenheitsgedichte, auch auf losen Blättern. Auch alle Geburtstage und Namenstage ihrer Freunde und Freundinnen hat sie hier vermerkt. Es sind aber auch zahlreiche Briefe an und von Emma Klingenfeld überliefert. Ihren Briefwechseln zufolge steht sie in engem geistigem Austausch nicht nur mit den Dichtern, deren Werke sie übersetzt, sondern auch mit vielen Schriftstellern und Literaten ihrer Zeit, darunter Helene Raff (1865-1942), Wilhelm Hertz (1835-1902), Frieda Port, Maximilian Schmidt (Waldschmidt) und Wilhelm Jensen (1837-1911).

Am 29. November 1935 stirbt Emma Klingenfeld in München.

Verfasst von: Monacensia im Hildebrandhaus / Dr. Ingvild Richardsen

Sekundärliteratur:

Pataky, Sophie (1898): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Berlin. Vollständiger Neusatz beider Bände in einem Band. Hg. v. K.-M. Guth. Berlin 1914, S. 316.

Raff, Helene (1938): Blätter vom Lebensbaum. Verlag Knorr und Hirth, München, S. 131.

Richardsen, Ingvild (2015): Die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk – ›Carpe diem‹. In: Emma Haushofer-Merk: Alt-Münchner Erzählungen. Texte der Erstausgaben. Hg. und mit einem Vorwort und Nachwort versehen von Ingvild Richardsen (edition monacensia). Allitera Verlag, München, S. 186-246, hier S. 224ff. u. 233f.

Verein für Fraueninteressen e.V. (Hg.) (1897): Dritter Jahresbericht 1897. München.


Externe Links:

Literatur von Emma Klingenfeld im BVB

Emma Klingenfeld in der Deutschen Biographie