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06.12.2023, 09:04 Uhr
Nicola Bardola
Text & Debatte
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© Hannibal Verlag

Literarisches und Sprachliches bei den Sportfreunden Stiller (5)

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Viertes Studioalbum der Sportfreunde Stiller: "You Have To Win Zweikampf" (2006), Booklet (innen).

Die Sportfreunde Stiller sind eine der erfolgreichsten Bands Deutschlands. Mit dem Sommermärchen- und Wiesn-Hit ’54, ’74, ’90, 2006 und Songs wie Ein Kompliment faszinieren sie Generationen und sorgen seit bald dreißig Jahren für eine Euphorie, die ihresgleichen sucht. Der Münchner Autor Nicola Bardola spürt in seiner soeben erschienenen Band-Biografie APPLAUS, APPLAUS. SPORT FREUNDE STILLER der Stiller-Story nach. Für das Literaturportal Bayern arbeitet er in einer achtteiligen Serie literarische Bezüge und sprachliche Eigenheiten der Indie-Formation aus Germering bei München heraus.

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Vor allem in den Anfangsjahren machen die Sportfreunde sprachlich gerne mit den Musikkritikern mit. So antwortet Peter auf eine gelungene Frage mit „Volltreffer!“; sagt am Anfang einer Tour, dass die „Saisonvorbereitung nicht optimal“ gewesen sei, dass man jetzt froh sei, „wenn man nicht über den Ball stolpere“, und Flo schreibt im Fotoband Tourbo-ok über die Vorband Ash: „Ash spielten um 20:00 Uhr eine klasse Partie, kamen oft über außen und nutzten ihre Chancen. Volley teilweise. Ich war seitlicher Zaungast.“ Zudem nennt die Band ihre aktuellen Konzertreisen „Tour des Monats“ in Anlehnung an die monatliche Auszeichnung „Tor des Monats“ im Ersten. Und am Ende der letzten Zugabe sagt Peter: „Vielen Dank für den wunderbaren Torabschluss.“

Der Hörfunk- und Fernsehreporter Günther Koch ist vor allem bekannt für seine Fußball-Reportagen. Im Klappentext der Doppel-CD Günther Koch Revisited – Voll in den Mann wird er „Kultfigur“, „Figur der Kunst“ und „Gegenstand der Medienkunst“ genannt. Auf den CDs befinden sich 22 Tracks, die Koch als Sportberichterstatter würdigen und akustisch mit seinen Radio-Live-Reportagen spielen. Die Liner Notes fragen, ob man einen, der sein eigener DJ sei, überbieten könne. „Koch improvisiert wie kein zweiter; Koch schnalzt, schreit, brüllt, wispert, singt, fleht, flennt, feiert, verflucht und verherrlicht feurig und fidel“, schreibt Jürgen Roth im Booklet. Im Herbst 2000 gehen die Sportfreunde Stiller und viele weitere Tonkünstler ins Studio, um ihrem Sportfreund Günther Koch (und ihrem Idol Mehmet Scholl) zu huldigen.

Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof nehmen ihr Stück „Das ist alles möglich“ im Stil der Elektro-Pop-Pioniere Kraftwerk auf. Zu hören sind zwischendurch die O-Töne Günther Kochs: „Fußball ist ein so tolles Spiel, da ist alles möglich“; „Jetzt ist es so weit. Das ist Mehmet Scholl. Das ist der Schuss. Und das ist der Jubel“; „Jetzt läuft er voll an. Das ist das 3:0. Hören Sie mal. Ein Bilderbuchtor!“; „Und der Scholl ist im Sechzehner. Versucht jetzt, ähnlich elegant den Ball anzunehmen. Schön gemacht. Übersteiger. Hau doch mal drauf! Quergelegt. Jetzt kommt der Schuss. Wo geht er hin? Ins Tor. Tooooooooor für den FC Bayern. Der beste Mann macht die Kiste“. Zum Schluss, an die Zuhörer gerichtet: „Und jetzt können Sie tun, was Sie wollen. Vielleicht müssen Sie das eine oder andere jetzt erledigen. Sie verstehen uns richtig. Wir melden uns wieder. Und wir freuen uns, wenn Sie uns dann wieder zuhören werden. Daumen halten und die eine oder andere Verrichtung machen. Und dann wieder kommen. Rückruf in die Funkhäuser.“ Dazu singt Peter den Refrain in zwei melodiösen Varianten mit elektronisch verfremdeter Stimme: „Das ist alles möglich“ und „Da, da ist alles möglich.“

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Nicola Bardola wird 1959 in Zürich geboren, studiert Germanistik und lebt seit über 40 Jahren in und um München. Während seiner Mitarbeit von 1986 bis 1993 in der Internationalen Jugendbibliothek beschäftigt sich Bardola mit Kinder- und Jugendliteratur und setzt sich für Leseförderung ein. Ein weiteres Gebiet, mit dem er sich seit seiner Zeit als Sekretär bei Michael Ende in den 1980er-Jahren beschäftigt, ist die phantastische Literatur. 2009 veröffentlicht er ein Buch über das „Twilight“-Phänomen (Heyne), das in mehrere Sprachen übersetzt wird, und 2012 die Anthologie Utopien (S. Fischer). Bekannt wird er 2005 mit dem Roman Schlemm (A1, Heyne, Piper), der den assistierten Suizid thematisiert. Ferner ist Bardola für seine Biografien über John Lennon und seine Frau Yoko Ono bekannt. Nach Büchern über Elena Ferrante, Ringo Starr, Freddie Mercury und Jack Kerouac widmet er sich zuletzt mit einer Bandbiografie den Sportfreunden Stiller (Hannibal).