Info
Marienplatz 8, (Eingang Weinstraße)
80331 München
Leitung: Thomas Felber
Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 10:00 Uhr – 19:00 Uhr, Sa.: 10:00 Uhr – 18:00 Uhr
Telefon: 089 227967
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Kontakt:
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Buchhandlung Lentner

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Im Jahr 1698 wird in München die älteste noch bestehende Buchhandlung Altbayerns gegründet, heute bekannt als die Buchhandlung Lentner auf der Westseite des Münchner Rathauses in der Kaufinger Straße. Das Unternehmen prägt nun schon seit über 300 Jahren des Kulturgeschehen und die Entwicklung des Buchhandels in der bayerischen Verlagsstadt.

Gründer Johann Hibler gelingt es bald nach der Gründung die Buchhandlung trotz der widrigen Zeitumstände – an der Schwelle vom Barock zur Aufklärung – zu einem florierenden Unternehmen zu entwickeln. Bereits 1753 kann der nachfolgende Besitzer Johann Urban Gastl mit dem Geschäftserlös ein ansehnliches Firmenanwesen an der Ecke Kaufingerstraße/Fürstenfeldergasse direkt am schönen Turm erwerben, das später zu einem Wahrzeichen der Buchhandlung wird.

Im Jahr 1784 übernimmt der heutige Namensgeber Johann Lentner die Buchhandlung. Unter der Führung seines Sohnes erlangte das Unternehmen, dem nun auch ein eigener Verlag gehörte, einen Ruf, der weit über die Stadtgrenzen hinausreichte und das Geschäft zu einer der führenden Buchhandlungen in Süddeutschland machte.

Kaum hundert Jahre später beginnt die zweite große Blütezeit der Lentner'schen Buchhandlung: Ernst Siegfried Stahl übernimmt das Unternehmen und sowohl das Geschäft als auch der Verlag und die angeschlossene Druckerei können sich als feste Größen im deutschen Buchhandel etablieren und „Lentners“ erhält 1897 sogar eine Ernennung zum königlich-bayerischen Hoflieferanten.

Unter dem vielen alteingesessenen Münchnern noch wohlbekannten Ernst Konrad Stahl reift die Lentne'sche Buchhandlung in der Vorkriegszeit zu einem weltweit geschätzten Fachgeschäft für Theologie, Bavarica und alte Kunst.

Eine Zäsur erfolgt mit dem Zweiten Weltkrieg. Bei Luftangriffen wird nicht nur das Firmengebäude in der Dienerstraße 9, wo die Buchhandlung seit 1906 untergebracht ist, sondern auch der sonstige Firmenbesitz, darunter die Verlagsbestände und das umfangreiche Firmenarchiv, zerstört. Der Neuanfang im Jahr 1945 in den heutigen Räumlichkeiten im Rathaus gestaltet sich in mancherlei Hinsicht abenteuerlich; so werden die spärlichen Bücherbestände anfangs noch auf polierten Parfümerie-Spiegeln feilgeboten. Kurze Zeit später fertigt ein Schreiner dann die noch immer bestehende Ladeneinrichtung und die Zwischendecke aus Abbruchholz und Balken der stark zerstörten Frauenkirche.

Hermann Felber erwirbt das Unternehmen im Jahr 1960 von Ernst Konrad Stahl, der sich altersbedingt zur Ruhe setzt. Er fügt dem traditionellen Sortiment im Laufe der Jahre Faksimile-Ausgaben, Kunstkalender und Reiseliteratur hinzu, die auch heute noch Schwerpunkte des Angebots darstellen.

Die Umgestaltung der Münchner Innenstadt im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 führt zu einer veränderten Verkehrssituation in der zuvor stark befahrenen Weinstraße. Mit der neugeschaffenen Fußgängerzone rückt die Lentner'sche Buchhandlung in das Blickfeld einer gemütlich flanierenden Laufkundschaft, die nun ihrerseits mit neuen Bedürfnissen aufwartet und die Form der Buchhandlung entscheidend mitbestimmt.

Das heutige Erscheinungsbild der Buchhandlung Lentner ist das Resultat ihrer Geschichte und so vielseitig und facettenreich wie unsere Geschichte ist auch das Sortiment: Literatur deutschsprachiger und internationaler Autoren, Lyrik, Philosophie und Sachbücher aus Geschichte und Politik findet man ebenso wie das besondere Buch – bibliophile Ausgaben, Essaybände und Neuentdeckungen aus jungen Verlagen (KOOKBooks, Verbrecher Verlag, Blumenbar u.a.). Hinzu kommen Kunstbücher (von der Kunst des Mittelalters bis zur NewMediaArt von heute) und eine feine Architekturabteilung.

Ein zentraler Schwerpunkt liegt entsprechend der langen Tradition noch immer auf Bavarica und Monacensia, mittelalterlicher Kunst sowie Bibelausgaben aller Art. Eine besondere Spezialität sind dabei Faksimile-Ausgaben mittelalterlicher Buchmalerei und die zugehörige Sekundärliteratur, ein Thema, für das es mittlerweile einen über die ganze Welt verstreuten Kreis treuer Stammkunden gibt.

Eine weitere Besonderheit ist die alljährliche Auswahl an Bild- und Kunstkalendern, die in München wohl nicht ihresgleichen hat. Ergänzt wird das Sortiment durch eine umfangreiche Reiseabteilung mit Führern und Bildbänden, eine ausgesuchte Auswahl an Kochbüchern, Hörbüchern sowie Nachschlagewerken und edle Lexika.

Zweigstellen der Buchhandlung Lenter gibt es in München mittlerweile in Haidhausen – Buch & Café Lentner in Haidhausen, Balanstraße 14 – und in Neubiberg – Bücher Lentner  Neubiberg, Hauptstraße 8.

 

 

Verfasst von: Sabrina Hennig / Bayerische Staatsbibliothek

Externe Links:

Artikel in der Süddeutschen Zeitung