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Geb.: 6. 4.1932 in Isny
Gest.: 3. 5.2018 in Berlin
© Catherina Hess/A 1 Verlag

Günter Herburger

Günter Herburger studiert nach dem Abitur Theaterwissenschaft, Literatur, Soziologie, Philosophie und Sanskrit in München und an der Sorbonne in Paris. Nach Wanderjahren in Frankreich, Spanien, Nordafrika und Italien, in denen er verschiedene Jobs ausübt, kehrt er 1956 zurück nach Deutschland. Er arbeitet eine Zeitlang als Fernsehredakteur beim Süddeutschen Rundfunk, lebt von 1963 bis 1967 in Celle und geht dann nach West-Berlin. 1973 wird er DKP-Mitglied und zieht nach München, wo er bis in die 1990er Jahre  als freier Schriftsteller lebt und arbeitet. Nach einer kurzen Phase in seinem Geburtsort Isny lebt er nun wieder in Berlin. 

Für seinen ersten Erzählband, Eine gleichmäßige Landschaft (1964)  erhält Günter Herburger den Berliner Fontane-Preis. Der erste Gedichtband, Ventile, erscheint 1966. Weitere Gedichtbände folgen, darunter: Ziele (1977), Das brennende Haus (1990), Im Gebirge (1998), Der Kuss (2008). Neben den Erzähl- und Gedichtbänden verfasst er auch Kinderbücher wie Birne kann alles (1971), Birne kann noch mehr (1971), Birne brennt durch (1975) und Birne kehrt zurück (1996). Sie gehören zu den Klassikern der antiautoritären Kinderliteratur.

Herburger schreibt Hörspiele, Drehbücher und erfindet die „Photonovelle“, einen  Mikroroman, der aus einer spannungsvollen Mischung aus Text und Fotos besteht: Die Bände Das Glück. Eine Reise in Nähe und Ferne (1994), Die Liebe. Eine Reise duch Wohl und Wehe (1996) und Der Tod. Eine Reise ohne Ende (2006) bilden Die Trilogie der Verschwendung. Einige der Erzählungen Günter Herburgers sind verfilmt worden, darunter die Eroberung der Zitadelle (1977) unter der Regie von Bernhard Wicki.

Seit 1983 betreibt  Herburger Langstreckenlauf und schildert seine Erfahrungen in der „Lauf-Trilogie“: Lauf und Wahn (1988), Traum und Bahn (1994) und Schlaf und Strecke (2004). Vom Ende der 1970er Jahre bis zum Anfang der 1990er Jahre arbeitet Herburger in München vorwiegend an seinem literarischen Hauptwerk, der Thuja-Trilogie: Flug ins Herz (1977), Die Augen der Kämpfer (1980/1983) Thuja. Roman (1991). Für Helmut Böttiger, der Herburger in der Süddeutschen Zeitung zum achtzigsten Geburtstag würdigt, ist Thuja „ein Buch voller artistischer Sprachschübe, ein wahrer Erzähldschungel, in dem der Leser dem Kurier eines obskuren Geheimbundes durch die Bundesrepublik verfolgt, durch ihre ‚Leitplankenkultur‘.“ 1999 wendet sich Herburger einem individuellen Schicksal zu und erzählt in seinem Roman Elsa die Geschichte des Getreidehändlers Loth, der auf den höchsten Kirchturm der Welt, das Ulmer Münster steigt, um dort ungestört schreiben zu können. 

Günter Herburger erhält für sein literarisches Werk zahlreiche Auszeichnungen: 1991 den Peter Huchel Preis, 1991 den Tukan-Preis der Stadt München, 1993 den Preis der Deutschen Schiller-Gesellschaft Weimar, 1997 den Literaturpreis der Stadt München. Für den Gedichtband Der Kuss wird ihm 2008 der renommierten Kritikerpreis der SWR Bestenliste verliehen. 2011 folgen der Lübecker Literaturpreis „Von Autoren für Autoren“ und der „Johann Friedrich von Cotta Literaturpreis“ erhalten. In der Begründung dazu heißt es: „Herburger ist ein Kosmopolit, der sich auf eigenen Beinen durch Länder und ihre Landschaftsseiten bewegt, sie räumlich und historisch weit fasst und in ihnen immer auch Sprache und Sprachen durchstreift. Seine Gedichtbände, Romane und Lauf- wie Reisebücher sind Wunderkammern der Lebendigkeit und Weltwachheit – auch im Alter.“

Seit 1969 ist Herburger Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums und seit 2004 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

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