Info
Geb.: 10.10.1641 in Waldthurn
Gest.: 13.10.1717 in Sorau
"Historische Beschreibung der Edelen Sing- und Kling-Kunst". Titelblatt, Dresden 1690.
Namensvarianten: Cosmus Pierius Bohemus, Mimnermus, Cotala, Fogam Nusdmin

Wolfgang Caspar Printz

Viele Kunstinteressierte kennen Wolfgang Caspar Printz als Verfasser der ersten deutschen Musikgeschichte (Historische Beschreibung der Edelen Sing- und Kling-Kunst, Dresden 1690), aber mit seinen deftig-populären musikalischen Erzählungen gehört er durchaus zu den zeitgenössischen Romanciers wie Johann Beer und Jacob Christoffel von Grimmelshausen.

Der gebürtige Oberpfälzer wird als Sohn eines protestantischen Forstmeisters in Waldthurn geboren. Waldthurn gehört damals zur fürstlich-lobkowitzschen Herrschaft Neustadt-Störnstein. 1649 muss die Familie den Heimatort „der Religion halber“ verlassen und zieht nach Vohenstrauß (heute Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab), das dem Pfalzgrafen zu Sulzbach untersteht. Hier erfolgt der erste Unterricht in Latein und Musik. Ab 1654 besucht Wolfgang Caspar Printz die „Lateinschule“ (= Gymnasium, heute: Stadtmuseum mit Stadtarchiv) in Weiden in der Oberpfalz. Hier genießt er den Unterricht des Rectors Jacob Fischer. Auf Wunsch seines Vaters wechselt Printz 1659 an die Universität Altdorf bei Nürnberg. Aus finanziellen Gründen gibt er jedoch sein Studium wieder auf. Es beginnt seine Reisezeit durch Franken, die Pheinpfalz und Italien. Printz wird Kapellmeister am Hofe des kunstfreudigen schlesischen Reichsgrafen Erdmann I. von Promnitz in Dresden, 1664 wird Printz Dirigent und Cantor in Sorau/Lausitz.

Printz schreibt zahlreiche musikalische Erzählungen, so den Cotala (1690), einen „wohlgeplagten, doch Nicht verzagten“ Kunstpfeiffer-Gesellen, den Pancalli (1691), einen „großmüthigen Musicant, in einer überaus lustigen, anmuthigen und mit schönen Moralien gezierten Geschichte“ oder den Battalus, einen „vorwitzigen Musicanten“ in einer „sehr lustigen, anmuthigen, unerdichteten und mit schönen Moralien durchspickten Geschichte“. Schon 1677 ist in Sagan (Schlesien) seine satyrische Componisten-Geschichte Phrynis Mytilenaeus – dem „curiosen Leser zu vergnügen aufgesetzt und an das Licht gegeben“.

Die barocken Erzählungen Wolfgang Caspar Printz' haben kulturgeschichtlichen Wert, weil sie das Leben und die Lage der Musiker im 17. Jahrhundert schildern. Sie zeichnen ein derbes von Schnurren und Schwänken, aber auch von Gemeinheit und Boshaftigkeit geprägtes Sittenbild aus der Welt der unteren Musikerschichten, der Stadtpfeifer, Kunstgeiger und Bierfiedler – teilweise sogar im Oberpfälzer Dialekt geschrieben.

Gedenktafel, Foto: Franz Völkl (Waldthurn)

Wenngleich sein umfangreiches musikalisches Oeuvre größtenteils verschollen ist, bleibt doch seine erste deutsche Musikgeschichte, die noch vom Berliner Musikwissenschaftler Hans Joachim Moser (1889-1967) hoch geschätzt wird („gehören zum Besten, was in jener Zeit geschrieben worden ist“). Dessen Sohn, der Münchner Literaturhistoriker Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser (1939-2010), besucht als langjähriger Gast der Weidener Literaturtage die Oberpfälzer Wirkungsstätten des Wolfgang Caspar Printz und vermittelt dessen barocke Schelmenromane bei seinen Studierenden.

Laut Rechtsverordnung der Regierung der Oberpfalz vom 3. August 1992 führt die öffentliche Volksschule mit Sitz in Waldthurn in Würdigung des 350. Geburtstags von Printz (1991) die Bezeichnung Wolfgang-Caspar-Printz-Grundschule Waldthurn. Im Rahmen eines Festaktes zum 300. Todestag 2017 enthüllt die Marktgemeinde Waldthurn im Rathaus eine eigene Gedenktafel aus heimischem Granit für den Komponisten und Musikdichter.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeogaphie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 21-23.

Bäumker, Wilhelm: Printz, Wolfgang Caspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 593-596, http://www.deutsche-biographie.de/pnd118939599.html?anchor=adb, (01.03.2013).

Dünnhaupt, Gerhard (1991): Wolfgang Caspar Printz (1641-1717). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. 5. Stuttgart, S. 3231-3238.

Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 756f.

Schauer, Christa (1994): Der Phrynis Mytilinaeus des Wolfgang Caspar Printz von Waldthurn aus literarischer Sicht. Phil. Magister-Arbeit, Ludwig-Maximilians-Universität München.

Stöpfgeshoff, Susanne (1960): Die Musikerromane von Wolfgang Caspar Printz und Johann Kuhnau. Diss. Freiburg im Breisgau.


Externe Links:

Literatur von Wolfgang Caspar Printz im BVB

Literatur über Wolfgang Caspar Printz im BVB

Wolfgang Caspar Printz in der BLO

Gedenkfeier für Wolfgang Caspar Printz (Video)