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Geburtsjahr: 1987
in Bamberg

Kristina Pfister

Kristina Pfister wird 1987 in Bamberg geboren, sie studiert Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften in Regensburg, eine Stadt, in die es sie auch heute noch häufig hinzieht. Schreiben sei „schon immer“ ihr Ding gewesen, sagt sie. Nicht unbedingt, weil Schreiben glücklich machen würde, eher aus „innerem Drang“. Sie verfasst schon früh Kurzgeschichten und im Alter von 17 bereits einen Roman.

Wichtige Impulse holt sich die Schriftstellerin von der Bayerischen Akademie des Schreibens, an der sie als Stipendiatin teilnimmt, und als Autorin in der on3-Lesereihe des BR. Nach Stationen in New York, München und Wiesbaden lebt sie heute in Nürnberg, wo sie Öffentlichkeitsarbeit für das „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“ der Stadt Nürnberg betreut.

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten ist ihr Debütroman, der 2017 im Tropen-Verlag (Klett-Cotta) erscheint und für den sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet wird. Ihr Roman gibt ungewöhnlich tiefe Einblicke in das Lebensgefühl der sogenannten „Generation Praktikum“, die schon überall war und doch nicht weiß, wohin mit sich; die scheinbar alles gesehen hat und doch fürchtet, das Leben zu verpassen. Pfister erzähle davon so lakonisch wie pointiert, so die Jury. Die Jury würdigt den „genau beobachteten, inhaltlich überraschenden, dramaturgisch und stilistisch souverän durchgearbeiteten Roman“, dessen Entstehung durch die Bayerische Akademie des Schreibens begleitet worden ist.

Die beiden Hauptfiguren in Pfisters Roman, Annika und Marie-Louise, sind beide knapp Mitte Zwanzig. Annika, die einen Bachelor in Kulturwissenschaften hat, erscheint ihr eigenes Leben als ein trostloser Streifen in schwarz-weiß. Sie hangelt sich von einem schlecht bezahlten Praktikum zum nächsten, zieht dafür von einer Stadt in die andere. Von der Sinnlosigkeit der Tätigkeiten, die dort gefragt sind, ist sie so überzeugt wie sie sich der vermeintlichen Notwendigkeit dieses prekären Nomadentums nicht verweigern kann. Bis sie Marie-Louise trifft. Deren Leben scheint der ersehnte Gegensatz zu sein, ein Leben in bunten Farben, voller verheißungsvoller Bilder. Die beiden Charaktere, Annika, die eher ruhige, sich versteckende Person, und Marie-Louise, der alles eher zuzufliegen scheint und die das Leben nimmt, wie es kommt, bereichern sich gegenseitig. Annika erdet Marie-Louise ein wenig, Marie-Louise weckt in Annika den Mut unüberlegter und unbeschwerter zu sein. Marie-Louise ist in ihrer extrovertierten Art so anders als Annika und ihr dennoch so ähnlich in ihrem Suchen nach dem Sinn des Lebens, der Antwort auf die Frage, wie man zu der Person wird, die man gerne wäre und wer man eigentlich ist.

Die Geschichte zieht ihre unterschwellige Energie aus Szenen, die oft nur vage skizziert sind. Das Ungesagte nimmt sich Raum. Pfister bildet in einer klaren, dichten, dialoggesättigten Sprache, die fast filmische Szenen entstehen lässt, den Phänotyp, der für eine ganze Generation steht. Doch auch Rezipienten älterer Jahrgänge werden sich an jene „quarterlife-crisis“ erinnert fühlen, die jeder Mensch in diesem Alter durchläuft. Die Suche nach sich selbst in einem Vakuum zwischen nicht mehr jugendlich, aber auch noch nicht zu hundert Prozent erwachsen zu sein.