Von Cabaret zu Kabarett

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Im Chat Noir, Zeichnung von Pierre Vidal, 1893

Die Wortherkunft wird bis heute in Österreich und in der Schweiz deutlich, wo man die französische Aussprache ohne „t“ am Ende verwendet: Das Wort „Kabarett“ stammt vom französischen Wort „cabaret“, ursprünglich kleines Zimmer, seit dem Ende des 16. Jahrhunderts gebraucht auch für Schänke und Wirtshaus. Dies setzt sich im 17. Jahrhundert zunächst auch im deutschen Sprachraum durch. Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet sich hierzulande die heutige Bedeutung als Form der darstellenden Kunst, als vor allem in Berlin und München die ersten Kleinkunstbühnen nach französischem Vorbild entstehen.

„Cabaret“ entsteht in Paris im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Bevor es sich 20 Jahre später als „Kabarett“ in München, Wien und Berlin etabliert, tragen Bohemiens aus den Bereichen Literatur, Musik und Malerei im Rahmen von privaten Treffen Gedichte und Lieder vor. Treffpunkt sind Kaffeehäuser mit Kleinkunst, genannt „Café-chantants“ (Gesangscafés) und „Café-concert“ (Konzertcafés) in Montmartre, dem Viertel der kleinen Leute, Straßensänger und Künstlerkneipen.

Die höhere Gesellschaft interessiert sich zunächst nicht für die sozial- und regimekritischen Darbietungen im Viertelslang Argot. 1881 gründet hier Rudolphe Salis am 18. November das erste offizielle cabaret artistique namens Le Chat Noir. Bald wollen auch die bürgerlichen Pariser ins cabaret, um sich den satirischen Spiegel vorhalten zu lassen. Massen belagern das kleine Lokal von Rudolphe Salis, der 1885 in größere Räumlichkeiten in der Rue Victor Massé umzieht. Dem später unerreicht bleibenden Charme der Improvisation des Erfolgsvorbilds Le Chat Noir folgend werden bald darauf weitere Kabarettbühnen in der französischen Hauptstadt eröffnet.

Der nicht zuletzt in Berlin und München vor und nach dem Zweitem Weltkrieg populäre Kabarettist Werner Finck fasst die Pariser Anfänge des Kabaretts im Vorwort von Lisa Appignanesis Das Kabarett folgendermaßen zusammen: „Cabaret, das war ursprünglich ein enger, verqualmter, gerade deshalb aber gemütlicher Raum mit dicht gedrängten Menschen und einem Podium für Darbietungen“.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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